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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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gebissen wird.« Seine vollen Lippen zeigten die Andeutung eines Lächelns, und Maya spürte, dass sich ihre Mundwinkel ebenfalls gegen ihren Willen hoben, kniff ihre Lippen aber schnell wieder zusammen, und auch ihr Gegenüber blickte wieder ernst. »Ich bedaure ebenfalls, dass Sie das Schlafmittel nicht vertragen haben. Das alles lag nicht in meiner Absicht, und ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung dafür an. Ich bin froh, dass es Ihnen besser geht.«
    Maya runzelte ihre Stirn. »Welches Schlafmittel?«
    Wieder lächelte er. »Als Sie wieder zu sich kamen, haben Sie sich recht … kämpferisch gezeigt. Um größeres Aufsehen auf dem Weg hierher zu vermeiden, haben wir Ihnen ein Schlafmittel verabreicht, aber das ist Ihnen offensichtlich nicht bekommen.«
    Bruchstückartig erinnerte sich Maya an Hände, die sie festgehalten, ihr mit Gewalt eine bitter schmeckende Flüssigkeit eingeflößt hatten, und jetzt begriff sie auch, weshalb ihr übel gewesen war. »Wie haben Sie mich aus der Stadt herausgebracht? Seit wann bin ich schon hier? Und wo bin ich?«, sprudelte sie hervor.
    »Unter einem Beduinenumhang ist viel Platz. Auch«, er deutete auf ihre weiten Röcke, »für solch ein Kleid. Wenn am Eingang zur Stadt viel los ist, sehen die Wachen nicht so genau hin, wen oder was man vor sich auf dem Sattel hat. Wir sind die ganze Nacht durch geritten und befinden uns nun in Shuqra, im Palast des Sultans von Fadhli. Aber wir reisen morgen weiter. Sofern Sie sich gut genug dafür fühlen, natürlich.«
    »Wohin werden Sie mich bringen?«
    »Nach Ijar, einige Tagesreisen von hier entfernt.«
    »Und dann?«
    Er neigte leicht seinen Kopf. »Dann hängt es von Ihren Leuten ab, ob sie sich zu Verhandlungen bereit zeigen.«
    Maya schluckte, als sie an Colonel Coghlan und Lieutenant Playfair dachte, bei denen sie sich kaum vorstellen konnte, dass sie sich auf Verhandlungen mit Entführern einließen. »Und was wird aus mir, wenn Sie sich nicht einig werden sollten?«
    Er schwieg, wich ihrem Blick nur für den Bruchteil einer Sekunde aus, doch lange genug, dass Maya neue Übelkeit in sich aufsteigen spürte, dieses Mal vor lauter Angst. »Seien Sie unbesorgt«, sagte er, und seine Stimme klang eine Spur spröder, als er sie wieder ansah. »Sie stehen unter meinem Schutz.«
    »Wie beruhigend«, murmelte Maya in sarkastischem Tonfall und strich sich über ihr Jochbein.
    Ohne Eile stand er auf. »Um das zu verstehen, müssten Sie mehr über die Gesetze meines Stammes wissen«, konterte er hart. »Können Sie reiten?«, fügte er etwas milder hinzu.
    Maya machte eine unschlüssige Bewegung mit dem Kopf. »Ich habe schon lange auf keinem Pferd mehr gesessen.«
    »Gut.« Er nickte. »Ich werde Ihnen ein geeignetes besorgen lassen.«
    Erst als er sich auf die Tür zubewegte, wurde Maya gewahr, dass es mittlerweile schon fast dunkel war und sie die Tonscherbe in ihrer Hand hatte sinken lassen. Er drehte sich noch einmal um. »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Maya. Maya Garrett.«
    »Maya«, wiederholte er gedehnt, und die Art, wie er die Silben betonte, berührte etwas in Maya, auch noch, als er hinzufügte: »Ana ismi Rashad.«
    Leise schloss er die Tür hinter sich, und Maya hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde. Tief durchatmend lehnte sie sich rücklings gegen die Wand, ließ die Scherbe fallen und blickte seitwärts aus dem Fenster. Ein Lichtpunkt blinkte im tiefdunklen Himmel auf, der an den Rändern noch eine Spur rosa leuchtete, und Maya starrte beklommen auf den Abendstern, der ihr sonst immer so verheißungsvoll erschienen war, heute in seiner unendlichen Ferne und Einsamkeit aber ein Gefühl der Verlorenheit in ihr auslöste. Ihre Knie gaben nach und sie sank in die Hocke, vergrub den Kopf in den Armbeugen. Sie wähnte sich in einem Alptraum, doch sie wusste, dass alles um sie herum nur allzu wirklich war. Was dieser Rashad gesagt hatte, hatte geklungen, als hätten er und seine Männer eine Nachricht in die Garnison geschickt, dass Maya sich in ihrer Gewalt befand, und sie konnte nur hoffen, dass man in Aden schnell handelte und sie bald frei sein würde. »Wann wird das sein?«, flüsterte sie vor sich hin, als sie sich auf den Boden setzte, ihre angezogenen Knie umschlang und das Kinn darauflegte. Was, wenn Coghlan nichts unternimmt? Maya hatte eine vage Vorstellung davon, wie weit das Land war, das sich hinter der Landenge zwischen Aden und der arabischen Halbinsel erstreckte. Wenn ihre Entführer wollten, konnten

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