Unter dem Safranmond
Tamarisken strich, deren dürre Blätter dabei silbern aufschimmerten. Während das andere Gebüsch, das sich in den Stein krallte, starr blieb, die zwergenhaften Bäume, hart und knöchern und oft mit langen Dornen bewehrt.
Um die Mittagszeit rasteten sie in einem weiten Tal, an dessen Grund ein Wasserlauf üppiges Gebüsch nährte. Graufellige Kühe, die gleichgültig herumstanden, grüne Zweige und Grasschöpfe abrupften und zwischen ihren Kiefern zermahlten, verrieten, dass die nächste Siedlung nicht weit sein konnte. Zeit, um hier die Pferde zu tränken, die Wasserschläuche aus Ziegenhäuten zu füllen, Brot und Datteln zu essen und selbst Wasser mit den Händen aus dem Bach zu schöpfen; Zeit auch für Maya, sich in einer abgelegenen Ecke und hinter einem großformatigen, dunklen Tuch, das Djamila mit abgewandtem Kopf wie einen Vorhang vor sie hielt, zu erleichtern, ehe Djamila zu demselben Zweck irgendwo hinter Gesträuch und Felsen verschwand und Maya danach zeigte, wie sie sich die Hände mit Sand reinigen konnte, sollte einmal kein Wasser dafür übrig sein.
Lang zog sich das Tal hin. Je weiter sie hineinritten, desto höher und steiler wurden seine Wände, versickerte der Wasserlauf zu einem Rinnsal, das schließlich gänzlich in der Erde verrann. Getrocknete Fladen aus Kameldung zeigten, dass dieser Weg oft von Karawanen beschritten wurde. Bald waren auch die dazugehörigen Tiere in Sicht, massive Körper mit befransten Höckern auf zerbrechlich langen Stelzenbeinen. Weitere Kühe und ganze Herden von Schafen und Ziegen verteilten sich um in den Boden gegrabene Brunnen. Frauen beugten sich über die Einfassungen aus lose aufgeschichteten Felsbrocken. Mit Harken und Metallbechern kratzten sie hörbar darin herum, um auch ja jeden Tropfen des kostbaren Nasses herauszuholen. Maya konnte ihren Blick nicht von den zierlichen Gestalten in den langen Wickelröcken und einfachen Blusen abwenden, weil ihre von harter Arbeit und kargen Lebensbedingungen gezeichneten Gesichter unverhüllt waren. Allein ihr Haar war bedeckt von bunt gemusterten Tüchern, die sie im Nacken verknotet hatten. Nur dann und wann streifte ein ebenso neugieriger wie scheuer Blick den vorbeiziehenden Reitertross. Graue und braune Esel wurden mit Wasserhäuten beladen, um sie in die Dörfer zu bringen, und hölzerne Tröge gefüllt, um die sich das Vieh scharte. Andere Frauen saßen im spärlichen Schatten der Bäume zusammen, schwatzten und lachten, während sie ein Auge auf ihre Tiere hatten; eine von ihnen trieb mit einem Stock die vorwitzigen Schafe zurück, damit sich auch die geduldigeren Kühe und Ziegen am Wasser laben konnten.
Aus dem Tal heraus wand sich der Pfad in eine weite Ebene, nur an den weit entfernten Rändern von Bergrücken umgeben, auf denen Maya Umrisse von Dörfern ausmachen konnte. Die Vegetation nahm so rasch ab, wie sie aufgetaucht war. Nur einzelne niedrige Bäume blieben übrig, knorrig, die Kronen aus länglichen Blättern und starken Dornenzweigen breit auslaufend. Rashad lenkte sein Pferd zu einem von ihnen hin und erschreckte dabei eine verirrte Ziege, die auf den Hinterläufen gestanden und verlangend den Hals zum Baum hinaufgereckt hatte. Unter empörtem Gemecker stakste sie nun davon, während Rashad sich vom Sattel aus im Geäst zu schaffen machte und dann mit etwas in seiner geschlossenen Rechten zurückkehrte.
»Hier.« Er hielt Maya in der hohlen Hand ein paar rotbraun glänzende Beeren hin, wie ovale Kirschen. Misstrauisch blickte Maya zwischen den Früchten und ihm hin und her, und Rashad legte den Kopf in den Nacken und lachte. Er löste das Tuch von seinem Gesicht und steckte sich eine der Beeren in den Mund. »Sie heißen dom , und sie sind gut«, erklärte er kauend. Als Maya sah, dass Rashad sie hinuntergeschluckt hatte, zog sie sich zögerlich ebenfalls das Tuch beiseite und nahm sich eine Beere, knabberte vorsichtig die Hälfte davon ab. Unter der festen, glatten Haut verbarg sich gelbes Fruchtfleisch, das mild und süß schmeckte. Mit zufriedenem Lächeln ließ Rashad die restlichen Beeren in Mayas Hand kullern und sein Pferd wieder voraustraben. Maya umklammerte mit der Linken fest die Zügel und steckte sich mit der anderen Hand eine Beere nach der anderen in den Mund. Ihr Saft befeuchtete Mayas trockene Mundhöhle, löste die ekelhafte Klebrigkeit darin auf, die auch das Wasser nicht hatte hinunterspülen können, und lange sann sie über diese freundliche Geste des Arabers nach.
Ein
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