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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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erfrorene Klara vor sich stehen sah.
    Er deutete auf das schwarze Fellding in ihrer Hand.
    Erst mal schlafen. Sie gab keine Antwort. Man könnte auch sagen, sie brach zusammen. Schaffte es gerade noch bis zum Bett, fiel darauf, wurde zugedeckt und glitt in einen unruhigen, fiebrigen Schlaf mit Schweißausbrüchen und irrwitzigen Traumgaukeleien.
    Am nächsten Tag kam sie allmählich wieder zu sich, noch fiebrig, mit Gliederschmerzen, aber immerhin halbwegs wachem Kopf.
    Ein Gespräch, das sie mithörte: »Wissen wir, wo sie gewesen ist, wen sie getroffen hat? Nein. Es ist viel zu riskant, sie hierzubehalten.«
    »Wenn ihr jemand gefolgt wäre, wären wir längst aufgeflogen.«
    »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Wenn dem so wäre, müssten wir gehen.«
    »Unmöglich.«
    »Na, bitte.«
    »Wir können sie hier nicht gebrauchen.«
    »Solidarität, Ludwig!«
    »Mumpitz! Wir haben eine große Sache laufen. Sie stört, sie bringt alles in Gefahr.«
    »Wir könnten ihr helfen.«
    »Und uns auf das niederträchtige Niveau der gemeinen Politik begeben? Niemals! Sie ist Agentin der Komintern, vergiss das nicht!«
    »Wir haben einen gemeinsamen Feind, die Nazis …«
    »Die Nazis sind dumm. Im Vergleich zu Stalin ist Hitler ein Waisenknabe.«
    Klara stand auf. Eigenartigerweise trug sie jetzt ein Nachthemd.Sie konnte sich nicht erinnern, es angezogen zu haben. Woher kam es überhaupt?
    Sie trat zum Tisch, an dem die beiden Männer saßen. Der drahtige Otto mit seiner Hakennase wieder in sportlicher Arbeitskleidung, der dagegen massig wirkende Rinke im Blaumann. Vor ihnen standen Bierflaschen. Ein Krug mit Wasser, Klara goss sich ein Glas voll und trank es in einem Zug aus.
    »Wenn ich euch lästig bin, hau ich ab.«
    Die Männer sahen sie schweigend an.
    »Ich pack meine Klamotten.«
    »Warte bis morgen früh«, sagte Rinke. »Es ist mitten in der Nacht.«
    »Außerdem haben wir noch etwas zu besprechen«, sagte Otto mit verkniffenem Gesicht.
    Rinke schien erstaunt. »Was denn noch?«
    Otto stand auf, ging zu dem alten Sofa, das in einer Ecke stand, hob etwas auf und warf es Klara zu. Der Muff. Sie fing ihn auf.
    »Wo hast du den her?«
    »Hast du mich das nicht schon mal gefragt?«
    »Du hast nicht geantwortet.«
    »Ich hab das Ding in einem Kabarett gefunden. Jemand hat es vergessen.«
    »Du lügst.«
    »Was soll das denn heißen? Solche Dinger gibt es überall zu kaufen.«
    »Den nicht, der ist selbst genäht, das sieht man.«
    »Na gut, dann ist er eben selbst genäht. Was soll’s.«
    »Dieses Futter hier, mit dem eigenartigen Muster, das gibt’s nur einmal.«
    »Und?«
    »Réka hat diesen Muff genäht.« Otto griff nach seiner Bierflasche und nahm einen Schluck. Er war nicht empört, stellte Klara erstaunt fest, vielmehr schien er verlegen zu sein. »Wer ist Réka?«, fragte Rinke.
    »Die Frau mit den Netzhandschuhen«, stellte Klara fest.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Rinke.
    Otto befestigte umständlich den Bügelverschluss auf seiner Flasche. »Sie kommt aus Ungarn.«
    »Réka aus Ungarn«, sagte Klara und griff nach dem Mantel, der über der Lehne des Stuhls lag, der vor ihr stand. Sie zog ihn an und setzte sich.
    Rinke stöhnte. »Eine gottverdammte Frauengeschichte. Es war doch klar, dass das nicht geht. Das war immer klar gewesen! Was soll das jetzt?«
    »Ich kann nichts dafür«, sagte Otto.
    »Was Frauen betrifft, kann man immer was dafür. Seit wann hast du es so eilig, dass du nicht warten kannst bis danach? Und lässt sie die ganze Zeit hier herumgeistern! Wir können die ganze Sache abblasen, so sieht es jetzt aus!«
    »Ich kann nichts dafür«, wiederholte Otto. »Sie ist eines Tages bei der Arbeiterunion aufgetaucht, weil sie van der Lubbe gesucht hat.«
    »Van der Lubbe?«, rief Rinke aus. »Was hat der denn damit zu tun?«
    Otto schob die Bierflasche auf der Tischplatte hin und her. »Sie ist seine Freundin.«
    »Nicht deine?«, fragte Rinke.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Und wieso ist sie hinter dir her? Die hat mich hier praktisch belagert«, empörte sich Rinke.
    »Das hab ich nicht bemerkt«, sagte Otto.
    »Du warst ja auch die ganze Zeit weg.«
    »Ich hab sie gesucht … um ihr zu helfen. Sie war doch so verzweifelt.«
    »Und sie streicht hier herum? Das ist ja idiotisch.«
    »Und ich dachte, sie sei hinter mir her«, sagte Klara.
    »Ihr seid beide Idioten!«, rief Rinke und ließ sich so heftig gegen die Stuhllehne fallen, dass das Holz bedenklich knirschte.
    »Können wir

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