Unter dem Schutz des Highlanders
gerieben. Eine kleine zierliche Frau mit kastanienfarbenem Haar stand mit nichts weiter als einem kleinen verzierten Dolch zwei Schwerter schwenkenden Männern gegenüber. Eric starrte eine ganze Weile auf das Kind hinter ihr, bevor er glauben konnte, dass es kein Traum war.
»Na, Kleine, sind diese paar Sachen wirklich Euer Leben wert oder das des Kindes?«, hörte Eric den größeren der beiden Männer sagen.
Und die kleine Frau entgegnete: »Nein, aber sollte nicht die Frage sein, ob sie wirklich Eures wert sind?«
Mutig, dachte Eric. Töricht, aber mutig. Die Frage reichte aus, um die beiden Räuber zögern zu lassen, und Eric beschloss, ihre Unentschlossenheit auszunutzen, um der Frau zu Hilfe zu eilen. Als die beiden Männer Kampfstellung einnahmen, ritt Eric unerschrocken auf die kleine Lichtung. Er musste lachen, als er sah, wie alle drei ihn offenen Mundes anstarrten, so als sei er irgendeine Erscheinung, die aus dem Nebel des Waldes hervorgetreten ist.
»Ich denke, die Dame wünscht, ihre Sachen zu behalten, meine Herren«, sagte er gedehnt, während er sein Schwert zog. »Wenn ihr eure gierigen Köpfe auf euren Schultern behalten wollt, dann würde ich vorschlagen, ihr lauft besser davon – jetzt – sehr schnell und sehr weit.«
Die Männer zögerten kaum einen Herzschlag lang, bevor sie in die Wälder zurückstolperten. Eric beobachtete sie bei der Flucht, bis er sie nicht mehr sehen konnte, bevor er sich zu der Frau umdrehte. Sie starrte ihn noch immer an, als sei er ein Geist, und er machte sich ihre Verblüffung und Verwirrung zunutze und musterte sie eingehend.
Die Frauen seiner Brüder waren nicht groß und zierlich gebaut, aber vermutlich würde diese hier selbst neben jenen klein aussehen. Ihr Haar war voll und lang, ging ihr in sanften Wellen bis zu den schmalen, aber sehr wohlgeformten Hüften. Es war von einem satten, tiefen Kastanienbraun und wurde von der Sonne, die durch das Blätterdach brach, mit rötlichen Lichtpunkten geschmückt. Ihr Gesicht war schmal, ein wenig herzförmig, mit einem andeutungsweise eigensinnigen Kinn, einer kleinen geraden Nase und einladend vollen Lippen. Erics Aufmerksamkeit wurde allerdings von ihren Augen angezogen und gefangen genommen. Sie waren groß, hatten dichte Wimpern und darüber sanft geschwungene Augenbrauen – und sie waren unterschiedlich. Das linke war von einem tiefen, klaren Grün, das rechte von strahlendem Blau.
Nachdem er ihre Gestalt von ihren kleinen, aber verlockenden Brüsten abwärts zu ihrer schmalen Taille überflogen hatte, warf er einen Blick auf das Baby hinter ihr. Der kleine Junge hatte auffallend rote Locken und grüne Augen. Eric ertappte sich plötzlich dabei, dass er brennend gern wissen wollte, ob es ihr Kind war oder nicht und wo der Vater steckte. Er blickte wieder zu der Frau und lächelte, da sie langsam den Schreck von sich abschüttelte. Bethia war wie betäubt, als der große schlanke Ritter auf die Lichtung geritten kam und dafür sorgte, das die Räuber um ihr elendes Leben liefen. Sein langes rotgoldenes Haar fiel ihm über die breiten Schultern, es war von solcher Fülle, dass es selbst von einem Band nicht ganz im Zaum gehalten oder versteckt werden konnte. Sein Gesicht gehörte zu den vollkommensten Gesichtern, die sie je gesehen hatte, besaß eine sanfte hohe Stirn, hohe breite Wangenknochen, eine lange, ansehnliche und von keinem Bruch entstellte Nase, ein markantes Kinn und einen Mund, den selbst sie in all ihrer Unschuld als gefährlich sinnlich empfand. Seine tiefen, intensiv blauen Augen wurden von überraschend langen braunen Wimpern eingerahmt und lagen in ihrer Vollkommenheit unter leicht gebogenen hellbraunen Augenbrauen.
Sein Gesicht aber war nicht das einzig Herrliche an ihm. Sein Körper, vornehm gekleidet in ein frisches weißes Leinenhemd und einen Überwurf, dessen Muster sie nicht kannte, war groß, schlank und muskulös. Breite Schultern, gut proportionierte Taille und Hüften sowie lange, bestens geformte und muskulöse Beine – das reichte aus, um das Herz jedes Mädchens höher schlagen zu lassen. Es überraschte nicht, dass sie ihn für eine Erscheinung gehalten hatte. Männer wie er ritten nicht einfach unter den Bäumen hervor und retteten einem das Leben.
Dies brachte Bethia auf die Frage, was er hier eigentlich zu suchen hatte, an diesem Ort und zu diesem so günstigen Zeitpunkt. Misstrauen machte sich breit, und sie hielt ihren Dolch weiterhin zum Angriff bereit. Nur, weil er
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