Unter dem Schutz des Highlanders
für sie eine Augenweide war, hieß das nicht, dass er ein guter Mensch war. Er konnte schließlich in Williams Diensten stehen. Vielleicht war sie überhaupt nicht gerettet worden, vielleicht war sie einfach nur von einer Gefahr in die nächste geraten.
»Wer seid Ihr, Sir?«, wollte sie wissen. »Ich kenne Euer Muster und das Abzeichen Eures Clans nicht.«
»Welch nettes Dankeschön für meine Hilfe«, murmelte er.
Bethia ließ sich nicht von seinem sanften Tadel an ihrer vermeintlichen Undankbarkeit in Verlegenheit bringen. Es stand zu viel auf dem Spiel, um sich übermäßig mit Höflichkeiten aufzuhalten. »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich wirklich gerettet wurde.«
Er verbeugte sich leicht im Sattel. »Ich bin Sir Eric Murray of Donncoill.«
»Name und Ort sagen mir nichts, also müsst Ihr von sehr weit her kommen, Sir.«
»Ich möchte die Familie meiner Mutter aufsuchen. Und was macht Ihr hier mitten in den Wäldern, allein mit einem Dolch und einem Kind?«
»Eine Frage, die, wie ich meine, berechtigt ist.«
»Sehr berechtigt.«
Sie lockerte ihre angespannte Haltung nur ein wenig und bemühte sich, ihr Misstrauen nicht von seiner tiefen, anziehenden Stimme einlullen zu lassen. »Ich bringe meinen Neffen zu seiner Familie.«
Das Wort Neffe machte Eric weitaus glücklicher, als er es für gut hielt. »Ohne Beistand oder Bewachung?«
Bethia spannte sich erneut an, als er sein Schwert in die Scheide steckte und abstieg. In seinen Bewegungen lag nichts Bedrohliches, aber sie wagte es nicht, irgendjemandem zu trauen. James’ Leben stand auf dem Spiel, und das war etwas viel zu Kostbares, um damit leichtsinnig umzugehen.
»Es gab niemanden, dem ich wagte, sein Leben anzuvertrauen.« Sie richtete sich auf und stellte sich entschlossen zwischen James und Eric, als er einen kleinen Schritt auf sie zu ging. »Ich denke, Ihr versteht, dass das im Augenblick auch Euch einschließt, Sir.«
»Ihr habt weder meinen Namen noch meinen Clan erkannt, Mädchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr überhaupt wisst, wer genau Eure Feinde sind, und es ist klar, dass ich nicht zu ihnen zähle.«
»Noch nicht.«
Eric lächelte flüchtig. »Ich habe Euch gesagt, wer ich bin, aber Ihr habt diese Höflichkeit nicht erwidert.«
Bethia wünschte, dieser Mann würde aufhören, sie anzulächeln. Dieses wunderbare Lächeln drohte ihr den Verstand zu rauben, ihren Argwohn zu dämpfen und sie bereitwillig glauben zu lassen, dass er tatsächlich ihr Retter sei. Seine tiefe Stimme war fast eine Liebkosung und gab ihr das Gefühl, unverzeihlich unhöflich zu sein, weil sie ihm nicht sofort vertraute. Er mochte nicht zu Williams Männern gehören, aber sie begann zu glauben, dass er auf vielerlei andere Weise gefährlich sein konnte.
»Ich bin Bethia Drummond, und das ist mein Neffe, James Drummond, Laird of Dunncraig.«
»Dunncraig?«
»Ihr kennt den Ort?«
»Ich weiß nur, dass es einer von vielen ist, an denen ich vorbeimuss, um dorthin zu gelangen, wo ich hinwill.«
»Nun, je nachdem, wohin Ihr reitet, habt ihr ihn vielleicht schon verpasst.«
»Ich reite zu den MacMillans of Bealachan.«
Bethia kannte diese Familie gut, doch das verringerte ihre Vorsicht nur wenig. Dieser Mann war möglicherweise nicht als deren Freund unterwegs. »Warum?«
»Es sind die Verwandten meiner Mutter.«
»Dennoch sprecht Ihr so, als wärt Ihr das erste Mal dorthin unterwegs.«
»So ist es, aber die Gründe dafür ergeben eine lange, düstere Geschichte, und ich kann nicht behaupten, dass ich mich geneigt fühle, sie zu erzählen, solange mir ein Dolch an die Kehle gehalten wird.«
Bethia wusste sofort, dass es ein Fehler war, aber sie warf einen Blick auf ihren Dolch, um zu sehen, wohin er gerichtet war. Es ärgerte sie, ja, ängstigte sie sogar, doch es überraschte sie nicht, als sich seine langen Finger um ihr Handgelenk legten und er ihr den Dolch mühelos aus der Hand wand. Sie wartete angespannt auf seine nächste Bewegung und krauste leicht die Stirn, als er sie einfach freigab und sich umdrehte, um den fröhlich glucksenden James anzulächeln.
»Es ist wunderbar, solche Sorglosigkeit zu sehen. Es ist der Segen des Kindseins.« Eric warf einen Blick auf sie, als sie sich an ihm vorbeischob und neben den Jungen stellte. »Kinder vertrauen so leicht.«
»Weil sie das Böse auf dieser Welt noch nicht kennen.« Bethia nahm James schnell auf den Arm und sah Eric über die Locken des Kindes hinweg wütend an.
Er straffte sich
Weitere Kostenlose Bücher