Unter dem Teebaum
sie schämte sich ein wenig. Sie war jetzt eine Frau, die gut fünfundvierzig Jahre zählte. Ihre Jugend war vorbei. Sie war stärker geworden, aber auch verletzlicher. Das Leben, das vor ihr lag, musste nun gelingen.
Die Teller waren leer, der Wein ausgetrunken. Emilia hatte sich die Schürze abgebunden, und Maggie war lang schon nach Hause gefahren.
Aber Amber und Ralph wollten sich noch nicht trennen.
»Ich mache uns einen Kaffee, wenn du möchtest. Wir können ihn auf der Veranda trinken«, schlug Amber vor. Ralph nickte. Seine Blicke hingen an ihr.
Sie standen auf, bedankten sich bei Emilia und gingen zum Haus. Die Küchentür war noch nicht ganz hinter ihnen ins Schloss gefallen, als Ralph sie auch schon an sich zog. Sein Kuss war hungrig. Er sog ihren Atem ein, als könne er ohne ihn keine Minute länger leben. Seine Hand lag in ihrem Rücken und presste sie fest an sich. Die andere Hand lag an ihrer Wange, als müsse er sich noch zusätzlich davon überzeugen, dass Amber bei ihm war. Endlich, endlich bei ihm war.
Atemlos ließen sie voneinander ab. Dann zog Amber Ralph aus der Küche und die Treppe hinauf zu ihrem Schlafzimmer.
In Windeseile zogen sie sich aus, ihre Sachen fielen achtlos und im wilden Durcheinander auf den Boden. Dann warf Ralph sich auf das Bett und zog Amber auf sich. Seine Hände glitten über ihren zarten Rücken, über ihren Po.
Amber strich über sein Gesicht, presste ihre Brust gegen seine.
»Es ist, als würde unsere Haut sich erkennen«, flüsterte sie. »Als hätte meine Haut deine Haut im Gedächtnis behalten über all die Jahre. Und jetzt ist sie nach Hause gekommen. Zur Ruhe gekommen, weil sie deine Haut spürt.«
»Wir lieben uns«, erwiderte Ralph. »Und weil ich dich liebe, würde ich deine Haut unter tausend anderen erkennen.«
Seine Lippen suchten wieder ihren Mund. Und wieder stillten sie ihren Hunger nacheinander. Sie konnten keinen Millimeter Abstand zwischen sich ertragen. Der Körper des einen wollte so viel wie möglich vom Körper des anderen spüren. Amber drängte sich an Ralph, als wäre es möglich, in ihm aufzugehen, mit ihm zu verschmelzen, aus zwei Körpern einen zu formen.
Eine stille Leidenschaft, eine Leidenschaft, die nicht wie ein Gewitter war, sondern wie ein üppiger Schneefall, der alles wie unter einer Decke unter sich begrub, überkam sie.
Sein Mund glitt über ihren Leib, fand wie von selbst ihre empfindsamsten Stellen. Seine Zunge fuhr in ihre Armbeuge, und Amber erschauerte, fuhr weiter bis zu ihrer Achsel. Ralph vergrub sein Gesicht darin wie in einer warmen Höhle. Er sog ihren Geruch ganz tief ein, so tief, dass er ihn niemals wieder vergessen würde.
Eine Hand lag auf ihrem Schamhügel, strich sanft darüber. Seine Finger glitten zwischen ihre Beine, fuhren die Umrisse ihrer Lippen nach, bevor sie in das warme Nass ihres Schoßes tauchten. Amber spreizte ihre Beine weit. Sie war offen für Ralph, wollte ihn in sich aufnehmen. Als er in sie eindrang, seufzte sie und schloss die Augen. Wie in einem seltsamen Tanz bewegten sich ihre Leiber im selben Rhythmus. Haut an Haut, Herz an Herz.
So soll es immer sein, dachte Amber und war so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
»Ich liebe dich so«, flüsterte sie, und Ralph erwiderte: »Niemals wieder werde ich mich von dir trennen, keinen Tag und keine Nacht mehr ohne dich sein.«
Sie waren so vertieft in ihre Liebe, dass sie das Scheinwerferlicht, das von draußen ins Zimmer drang, nicht wahrnahmen. Auch das kräftige Hämmern an der Tür hörten sie nicht sofort. Ihre Sinne hatten die Außenwelt ausgeblendet. Sie brauchten sie jetzt nicht. Sie hatten sich, sie genügten sich, wollten nichts anderes.
»Was ist denn los? Ist etwas passiert? Oh Gott, mit Jonah vielleicht?«
Amber wurde schreckensbleich, als sie die beiden Männer vor sich sah, deren Ausweise verrieten, dass sie von der Kriminalpolizei aus Adelaide kamen.
»Ihrem Sohn ist nichts passiert, zumindest soweit wir wissen. Wir kommen zu Ihnen. Sind Sie Mrs Amber Emslie, geborene Jordan, Besitzerin und Verwalterin des Gutes Carolina Cellar?«
Amber zog ihren Morgenmantel, den sie sich in aller Eile übergeworfen hatte, über der Brust fest zusammen. Sie fröstelte plötzlich, obwohl ihr Leib noch erhitzt war von der Liebe und ihre Wangen rosig schimmerten.
»Ja, das bin ich.«
»Was ist los?« Ralph war inzwischen dazugekommen. Er trug nur seine lange Hose und starrte die Kriminalbeamten mit zerzausten Haaren an.
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