Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
Wozu dann das alles?« Ich machte eine alles umfassende Geste, weil ich mich unter diesen Umständen tatsächlich fragte, warum sie mich hierhaben wollten.
» Was alles?« Jack kam die Treppe herunter ins Wohnzimmer geschlendert und fuhr sich mit der Hand durch sein feuchtes Haar. Ich zog innerlich eine Grimasse. Ich hatte extra diesen Zeitpunkt für das Gespräch gewählt, damit er nicht anwesend war.
» Sie möchte wissen, was passieren wird, wenn Peter wieder zu Hause ist«, erklärte Ezra, als ich keine Antwort gab.
Ich sah angespannt zu Jack hinüber, der mit einem Mal sehr nervös wirkte. Seine blauen Augen huschten erst über mich und schauten dann hilfesuchend zu Ezra und Mae.
Ezra hatte sein Buch auf die Chaiselongue gelegt, und Mae lächelte uns hilflos an. Ich wusste, dass sie mir meine Frage nicht beantworten konnten. Die Dinge waren in Bewegung geraten, und weil sie sie nicht ändern konnten, warteten sie einfach ab.
» Er wird mich nicht haben wollen, Jack«, klagte ich. » Warum sollte ich also zum Vampir werden?«
» Warum sollte irgendjemand zum Vampir werden?«, erwiderte Jack sarkastisch und wandte sich ab. » Komm schon, Alice . Nichts hat doch einen Sinn!«
» Es muss aber einen Sinn haben!«, schrie ich. Ich war vom Zittern in meiner Stimme überrascht, doch mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass ich im Begriff war abzulehnen, und Jacks bestürzter Blick sagte mir, dass er es verstanden hatte. » Wenn ich das Leben meines Bruders zerstören soll, dann muss ich einen verdammt guten Grund dafür haben!«
» Du wirst sein Leben nicht zerstören!« Jack rieb sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. » Also was ist, wenn Peter seine Meinung nicht ändert? Gut! Ich hoffe, er tut es nicht! Sie wollen dich hierhaben! Und ich will auch, dass du bleibst!«
» Ist das nicht ein Grund mehr, mich nicht zu verwandeln?« Ich sah ihn eindringlich an. Mir kam unser Kuss in Erinnerung, doch daran durfte ich jetzt nicht denken, sonst würde Jack womöglich auf meinen Herzschlag reagieren.
» Das ist doch völliger Quatsch.«
Er tat, als verstünde er nicht, was ich meinte, doch seine unruhigen Augen sagten das Gegenteil. Dieser Kuss war unbeschreiblich gewesen, und die Gefahr, dass wir es wieder tun könnten, war zu groß. Er hätte mich gebissen, wenn Mae nicht hereingekommen wäre, und wir konnten schließlich nicht darauf zählen, dass sie jedes Mal genau im richtigen Moment auftauchen würde.
» Jack, es ist für keinen von uns gut, wenn ich bleibe«, sagte ich mit Tränen in den Augen.
» Nein!«, beharrte Jack. » Das ist einfach absurd! Ich weiß überhaupt nicht, was schiefgelaufen ist. Ich weiß nicht, warum dein Blut für ihn bestimmt ist, aber es ist ein Fehler! Okay? Du gehörst nicht zu ihm! Und es muss eine Lösung dafür geben! Vielleicht dauert es eine Weile, bis wir sie gefunden haben, aber wir haben dafür alle Zeit der Welt! Willst du das wirklich alles wegewerfen, nur weil ich dir jetzt noch keine Antwort darauf geben kann?«
» Warum hast du mich ihm überhaupt vorgestellt?«, platzte es aus mir heraus. » Wenn ich ihn nie kennengelernt hätte, wäre das alles nicht passiert! Und wir hätten diese Probleme überhaupt nicht! Warum hast du mich ihm aufgedrängt?«
» Ich habe dich ihm nicht aufgedrängt, niemals!« Er machte einen Schritt auf mich zu, überlegte es sich dann aber anders und trat wieder zurück. Dann schüttelte er den Kopf und atmete tief ein. » Ich wusste nichts von alldem. Ich habe nicht so stark auf dich reagiert, und sie dachten, du seist für Peter bestimmt. Und ich habe nicht gemerkt, was ich …« Er verstummte und blickte zu Boden.
» Ihr beide habt auf eine Art und Weise aufeinander reagiert, die niemand von uns richtig einzuordnen wusste«, erklärte Ezra an seiner Stelle. » Erst als Jack sich von Peter bedroht fühlte, verstanden wir, was vor sich ging, und da war es schon zu spät.«
Er stand auf und ging langsam auf uns zu, um die Spannung zwischen uns etwas zu mindern.
» Niemand von uns will dich zu einer Entscheidung drängen, aber Jack hat berechtigte Argumente hervorgebracht«, fuhr Ezra fort. » Ob du dich verwandeln lässt oder nicht, hat nichts mit Peter zu tun, und das sollte es auch nicht. Wir bieten dir eine Zukunft mit uns, wenn du dich dafür entscheiden solltest.«
Er nickte mir kurz zu und gab dann Mae einen fast unmerklichen Wink, die daraufhin aufstand und zusammen mit ihm den Raum verließ, um Jack und mich allein zu
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