Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
lassen.
Offenbar sollten wir uns aussprechen und eine Lösung finden, doch ich wusste nicht, wie wir das machen sollten. Erst als ich Jack angeschrien hatte, war mir klar geworden, dass er mich verletzt hatte, indem er mich Peter überlassen wollte.
Wenn er mich wirklich liebte, wie konnte er dann wollen, dass ich mit seinem Bruder zusammen war?
» Ich habe viele Fehler gemacht, was dich angeht«, gab Jack kleinlaut zu. » Aber du musst mir die Chance geben, sie wiedergutzumachen. Ich schwör dir, dass ich alles wieder geradebiege, wenn du mir nur Zeit dafür gibst.« Seine traurigen blauen Augen flehten mich an zu bleiben.
Ich wollte nichts lieber, als bei ihm zu sein, aber würde es das wirklich wert sein? Ich müsste Milo aufgeben, und wäre immer noch in einer schmerzvollen und ausweglosen Beziehung zu seinem Bruder gefangen. Wir würden nie wirklich zusammen sein können, egal, wie ich mich entschied.
» Wenn du mir Zeit gibst, verspreche ich dir, dass Ezra, Peter und ich die Sache in den Griff bekommen werden.«
Jack machte einen Schritt auf mich zu und hob seine Hand, um mich zu berühren, zog sie dann aber wieder zurück. » Ich verspreche es dir. Es gibt eine Lösung dafür.«
» Das beantwortet noch nicht alles«, sagte ich. Tatsächlich beantwortete es überhaupt nichts. Es war nichts als ein vages Versprechen, das Problem eines Tages zu lösen, und dennoch war es schwer, dem Angebot zu widerstehen.
» Milo ist dein Bruder, und er ist ein heller Kopf. Er wird dich nicht ewig brauchen«, sagte er sanft. » In ein paar Jahren, wenn er jemanden kennenlernt und aufs College geht, wird er dich nicht einmal mehr um sich haben wollen. Er braucht dich nur jetzt.«
» Da hast du wahrscheinlich recht.« Ich war drauf und dran gewesen, zu argumentieren, dass das an dem jetzigen Problem nichts änderte, doch dann begriff ich, worauf er hinauswollte. » Ich bin noch jung. Ich könnte noch drei oder vier Jahre bei Milo bleiben. Ich könnte auch später zum Vampir werden und wäre immer noch jünger als du.«
» Und wir werden in den nächsten drei Jahren nicht umziehen.« Jack nickte zustimmend.
» Bis dahin kannst du weiter bei Milo wohnen, und Ezra und ich können über eine Lösung nachdenken.«
» Wäre das denn okay?«, fragte ich, zu ihm aufschauend.
» Warum sollte es das nicht sein?« Er zuckte mit den Schultern und lächelte erleichtert. » Es sind nur ein paar Jahre. Für uns Vampire ist das ein Nichts.«
» Für dich ist alles okay, solange ich dir nur verspreche, bei dir zu sein«, lächelte ich.
» Das stimmt wohl.«
» Was ist, wenn ich mich entscheide, kein Vampir zu werden, und ich alt und runzlig werde? Würdest du dann immer noch bei mir bleiben wollen?«
» Wie runzlig meinst du?«, zog mich Jack auf.
Ich versuchte, ihm einen Klaps zu verpassen, doch er packte meinen Arm und zog mich zu sich. Seine Umarmung gab mir ein Gefühl der Geborgenheit, und während er zärtlich die Hand auf meine Wange legte und mir in die Augen sah, wurde seine Haut wärmer, doch er versuchte, es zu ignorieren.
» Wir werden das schon irgendwie hinbekommen«, versprach er.
Auch Mae und Ezra waren mit unseren Plänen einverstanden. Zeit spielte für sie keine Rolle, und Mae war es recht, dass ich genug Zeit haben würde, alles gut zu überdenken.
Auch waren sie ebenfalls der Ansicht, dass es sowohl für mich als auch für Jack besser wäre, wenn ich vorerst wieder zu Hause wohnte, bis die Sache mit Peter geklärt war. Mae hatte Ezra von dem Kuss erzählt, und er rügte uns für unser riskantes Verhalten. Peter war ein viel stärkerer Vampir als Jack und damit eine große Gefahr für uns beide.
Milo saß vor dem Computer, als ich mit meinem dicken Seesack über der Schulter die Wohnung betrat. Als er mich sah, stürmte er freudestrahlend auf mich zu und umarmte mich so heftig, dass er mich beinahe erwürgt hätte.
» Du bist zurück!«, jubelte er.
» Ja.« Über seine überschwängliche Freude lächelnd, machte ich mich sanft von ihm los. » Glaubst du, Mom hat was dagegen?«
» Warum sollte sie?« Milo schien vor lauter Glück fast zu platzen. Er hatte wirklich geglaubt, ich käme nicht wieder – wie ich auch. » Sie ist auf der Arbeit, aber ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen hat.«
» Hoffen wir’s.« Ich wusste, dass mir eine saftige Strafe blühte, was meine Stimmung etwas drückte. Genauso wie die Aussicht darauf, morgen früh wieder in die Schule gehen zu müssen, zumal ich mich in
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