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Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Titel: Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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authentisch. Er lehnte sich an den Tresen, legte ein Bein lässig über das andere und wippte mit der Spitze seiner blauen Chucks auf und ab.
    » Anna.« Diesmal leckte sich meine Mutter sogar scheinbar beiläufig mit der Zunge über die Lippen, als sie zu ihm aufsah.
    Ich verdrehte die Augen und schaute zu Milo hinüber, um zu sehen, ob er ihr peinliches Benehmen bemerkt hatte, doch er war keine Hilfe. Er stand mit verschränkten Armen mitten in der Küche und starrte Jack an.
    » Anna«, wiederholte Jack, und meine Mutter senkte den Blick und schnippte die Asche ihrer Zigarette in den Aschenbecher.
    » Erzähl mir von dir.« Als sie wieder zu ihm aufschaute, sahen ihre Augen so jung aus wie noch nie.
    Obwohl meine Mutter erst dreiundvierzig war, sah sie normalerweise viel älter aus. In dem Blick, den sie Jack zuwarf, lag jedoch etwas Mädchenhaftes, und ich konnte mir vorstellen, wie schön sie gewesen sein musste, als sie noch jung war – bevor sie mich bekommen hatte.
    » Was wollen Sie wissen?« Jack neigte den Kopf zu ihr.
    » Alles«, sagte sie neckisch.
    » Nun, das ist ziemlich viel. Womit soll ich anfangen?«
    » Was machst du so?« Ihre Augen wurden sinnlich, und ich musste gegen einen Brechreiz ankämpfen und gegen das Bedürfnis, nach Jacks Hand zu greifen.
    Milo, der sich einen Stuhl neben Moms geschoben hatte, schien nicht im Geringsten irritiert von ihrem Verhalten. Auch er war völlig fasziniert von Jack und wartete gespannt auf dessen Antwort.
    » Nicht viel, eigentlich«, gab Jack zu.
    » Hast du keine Arbeit?«, bohrte Mom weiter.
    » Nö.« Er zuckte mit den Schultern, und diesmal war ich diejenige, die staunte: Er hatte keine Arbeit und schien sich nichts dabei zu denken. Auch von Mom hätte ich eine ähnliche Reaktion erwartet, doch sie blieb aus. » Ich meine, ich habe über die Jahre einige Gelegenheitsjobs gehabt. Zum Beispiel habe ich eine Weile als Barkeeper gearbeitet, und eine Zeit lang war ich Fremdenführer in der Niagara-Höhle in Harmony, aber das war zu weit weg, also hab ich es wieder an den Nagel gehängt. Ich weiß auch nicht. Ich glaube, es hat einfach nichts so richtig gepasst.«
    » Wie verdienst du deinen Lebensunterhalt?« Das war eine schlüssige Frage, und es überraschte mich fast, dass Mom darauf gekommen war, sie zu stellen.
    » Nun …« Jack lachte ein wenig, woraufhin Mom und Milo einen Augenblick die Augen schlossen, als sei der Klang schon fast zu angenehm für sie. » Überhaupt nicht, fürchte ich. Ich lebe bei meiner Familie und … sie kümmern sich um mich.«
    » Aber du bist vierundzwanzig«, warf ich ein.
    Ehrlich, wenn seine Familie reich war und für ihn aufkommen wollte, dann sollte sie das meinetwegen tun. Aber wenn Mom nicht die heiklen Fragen stellte, dann würde ich das eben übernehmen.
    » Ich weiß.« Jack sah jedoch nicht so aus, als schäme er sich deswegen, was ich sicherlich getan hätte, wenn ich mit Mitte zwanzig gefragt worden wäre, warum ich keiner Arbeit nachging und noch zu Hause wohnte. » Es macht für uns einfach Sinn so. Besser kann ich das nicht erklären.«
    » Dann lebst du also bei deinen Eltern?« Mom zog an ihrer Zigarette, den Blick fest auf Jack gerichtet.
    » Nein, sie sind tot.« Wieder sagte er das in jenem seltsam ausdruckslosen Ton. » Ich wohne bei meinen Brüdern und, ähm, meiner Schwägerin.«
    » Oh?« Mom hob eine Augenbraue. Wahrscheinlich freute sie sich zu hören, dass es da womöglich noch mehr Jungs wie ihn gab. » Wie alt sind sie?«
    » Ezra ist sechsundzwanzig, Mae müsste um die achtundzwanzig sein, und Peter ist neunzehn«, antwortete Jack.
    » Hmm«, machte Mom. Mich irritierte ihr Verhalten so sehr, dass ich froh war, sie nie bei einem Date erlebt zu haben. » Und, ähm, wie sieht es mit dem College aus?«
    » Eine Weile bin ich hingegangen. Aber dann hab ich abgebrochen.« Wieder zuckte Jack mit den Schultern. » War nicht mein Ding.«
    » Was genau ist denn dein Ding?«, fragte ich.
    Wenn ich ihn richtig verstanden hatte, war weder Arbeiten, noch Schule, noch eine Beziehung oder irgendetwas, das mit Verantwortung zu tun hatte, sein Ding. Was war es nur, das mich an ihm anzog?
    Dann lachte er, und ich wusste wieder, was es war.
    » Ich bin dabei, es herauszufinden.«
    » Du bist noch jung«, warf Mom schnell ein, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. » Du hast noch genug Zeit dafür.«
    » Das denke ich auch«, stimmte ihr Jack zu. Und als er sie wieder ansah und sie eine Art Stöhnen

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