Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
und drehte die Stereoanlage auf, sodass die Violent Femmes aus den Lautsprechern dröhnten.
Wir schwiegen für den Rest der Fahrt, doch als wir die Einfahrt zu seinem Haus entlangfuhren, hörte ich, wie Milo auf dem Rücksitz nach Luft schnappte und flüsterte: » Das ist ja ein richtiges Schloss.«
Obwohl ich schon zweimal hier gewesen war, verschlug es mir immer noch den Atem, wenn ich das Haus sah. Vor allem der Turm hob es von anderen Häusern ab und passte so gut zu seinen Bewohnern. Und nachdem ich Ezra kennengelernt hatte und wusste, dass er das Haus entworfen hatte, schien mir alles nur noch perfekter.
» Ist Mae ausgegangen?«, fragte ich.
Als wir in die Garage fuhren, war mir aufgefallen, dass ihr schwarzer Jetta fehlte. Die letzten Male, als ich hier war, war die Garage immer voll gewesen, weshalb mir der leere Parkplatz umso mehr ins Auge fiel.
» Ja, aber ich dachte, sie würde inzwischen wieder zurück sein.«
Über Jacks Gesicht huschte ein nervöses Zucken, das Besorgnis verriet, doch er überspielte es sofort mit einem breiten Grinsen. » Sie wird bald hier sein. Und Ezra und Peter sind im Haus.« Dann stieg er aus, und wir folgten ihm.
» Hey, warte«, sagte ich mit gedämpfter Stimme und hielt Jack am Arm fest. Milo war einige Schritte hinter uns und bewunderte den Lamborghini. Er hatte sich nie besonders für Autos interessiert, doch der Lamborghini beeindruckte jeden. » Wird Peter nett zu Milo sein?«
» Oh ja, das wird er«, sagte Jack nickend.
» Dann hat er also nur mit mir ein Problem?« Mein Herz krampfte sich zusammen.
Ich hatte insgeheim gehofft, Peter würde sich mir gegenüber deshalb so kühl verhalten, weil ich eine Fremde war. Doch wenn er mit Milo kein Problem hatte, dann musste es wohl an mir persönlich liegen.
» Du bist ein wesentlich komplizierterer Fall«, flüsterte Jack.
» Ist › kompliziert ‹ eigentlich dein Lieblingswort oder so?«, murmelte ich, und er lachte.
» Warum stehen wir hier in der Garage herum?«, piepste Milo dazwischen.
Der Lamborghini hatte Milos Aufmerksamkeit nicht allzu lange fesseln können, sodass er nun hinter uns stand und uns verwundert ansah.
» Das tun wir nicht.« Jack ging schnellen Schrittes weiter, und Milo und ich folgten etwas langsamer.
Jack stieß die Tür auf und wurde sofort von Matilda begrüßt, die freudig an ihm hochsprang. Ohne Mae, die sie festhielt oder ihrer Euphorie Einhalt gebot, konnte sie an Jack hochspringen und ihn vollsabbern, so viel sie wollte.
» Ach ja, und sie haben auch einen Hund«, sagte ich zu Milo und wies auf das große weiße Pelzknäuel auf Jacks Arm. Offenbar wurde sich Jack plötzlich wieder der Gegenwart Milos bewusst, denn er setzte Matilda viel früher ab als sonst.
» Ja, das sehe ich«, sagte Milo trocken.
» Das ist Mattie!« Jack kraulte die Hündin am Kopf. » Sie ist ein gutes Mädchen. Sie ist nur ein kleines Riesenbaby.«
» Das kann ich mir vorstellen.« Milo stand etwas abseits und sah Jack dabei zu, wie er mit Matilda raufte.
Plötzlich erschien Ezra in der Türöffnung, und nachdem ich ihn selbst einen Moment bewundert hatte, schaute ich mich um, weil ich sehen wollte, wie Milo auf ihn reagierte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sogar sein Kiefer hing etwas schlaff herunter, und ich fragte mich, ob ich genauso verblüfft ausgesehen hatte, als ich Ezra zum ersten Mal sah.
» Ach, ihr seid es nur«, sagte Ezra.
» Danke schön«, erwiderte Jack sarkastisch, beendete sein Raufen mit Matilda und stand auf.
» Oh, tut mir leid, so meinte ich das nicht.« Über Ezras Gesicht breitete sich ein Lächeln, das mir den Atem raubte. » Ich dachte, es sei vielleicht Mae.« Als er ihren Namen aussprach, wechselten er und Jack einen besorgten Blick. » Aber sie ist noch nicht zurück.«
» Ich kann mir nicht denken, was sie so lange aufhält«, sagte Jack zunehmend nervös.
Ezra wandte sich Milo zu.
» Du musst Alice’ Bruder sein.« Ezras Lächeln kehrte zurück, und er ging zu Milo, um ihm die Hand zu schütteln. Ich beobachtete Milo, um herauszufinden, ob er bemerkte, wie seltsam – und dennoch angenehm – sich seine Hand anfühlte. Doch nichts an seinem Gesichtsausdruck deutete darauf hin. Er lächelte Ezra nur stumm an. » Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen. Ich bin Ezra.«
» Milo«, sagte er atemlos, als fiele ihm das Sprechen schwer. Endlich war ich nicht mehr die einzige, die jeden angaffte.
» Weißt du was, Jack«, sagte ich, um von Milos
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