Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
vom Stuhl und streifte es sich zu meinem großen Bedauern über.
» Ich … wollte dich nicht stören«, stotterte ich.
» Du störst nicht.« Er setzte sich aufs Bett und schüttelte sein feuchtes Haar.
Ich blieb im Türrahmen stehen und wartete ungeduldig darauf, dass er etwas sagte. Tief in mir drin spürte ich, wie sich mein Herz zu ihm hingezogen fühlte, als würde er wie mit einem unsichtbaren Band behutsam daran ziehen. Er sah mich mit einem seltsam schmerzvollen Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte.
» Du kannst reinkommen, wenn du willst«, sagte er schließlich.
Als ich eintrat, hatte ich nicht das Gefühl zu gehen, sondern vielmehr zu ihm gezogen zu werden, bis ich plötzlich gefährlich nah neben ihm auf dem Bett saß.
Er duftete herrlich nach Apfel, und ich sog den betörenden Duft tief in mich ein. Wahrscheinlich war es der Duft seines Duschgels, doch darunter lag eine wunderbar herbe Note, die allein von ihm stammen musste.
» Du riechst gut«, sagte ich und schämte mich sofort für diese dumme Bemerkung.
Er lächelte. Es war das erste wirkliche Lächeln, das ich an ihm sah, und es überwältigte mich, so vollkommen war es. Dann lachte er, und mich durchströmte ein wohliges Kribbeln, das mir Gänsehaut verursachte.
» Wonach rieche ich denn?« Peter lehnte sich näher zu mir, als vertraue er mir ein Geheimnis an.
Sein Gesicht war so nah vor meinem, dass sein Atem eine feuchte Locke, die ihm in die Stirn gefallen war, gegen meine Wange blies. Und meine Haut bebte erwartungsvoll und sehnte sich nach mehr.
» Nach Apfel?« Ich wunderte mich, woher ich die Kraft nahm zu sprechen.
Ich wusste, dass unsere Unterhaltung völlig lächerlich war, doch ich hatte nur ihn im Kopf. Und damit meine ich nicht die Gedanken an ihn, ich meine ihn selbst. Es war, als wäre er in mich hineingeschlüpft und zu einem Teil von mir geworden, doch das genügte mir nicht. Ich sehnte mich nach mehr.
» Ja.« Er lächelte schief und lehnte sich wieder etwas zurück.
Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, glich ich den Abstand wieder aus, um ihm so nah zu sein wie zuvor.
» Warum hasst du mich?« Die Worte kamen wie von selbst aus meinem Mund, und ich traute meinen Ohren kaum, als ich mich das sagen hörte.
Innerlich rief ich: Sei still! Sei still! Das kannst du ihn unmöglich fragen! Doch offensichtlich hatte er den Blutstrom zu dem Teil meines Gehirns blockiert, der für meine Hemmungen zuständig war. Wenn ich nicht aufpasste, verriet ich ihm womöglich gleich meine intimsten Geheimnisse.
» Ich hasse dich nicht«, antwortete er und senkte beschämt den Blick.
Es quälte mich, ihm nicht mehr in die Augen schauen zu können, doch gleichzeitig empfand ich auch eine gewisse Erleichterung, weil ich nun etwas klarer denken konnte.
» Warum verhältst du dich dann so?«, beharrte ich.
Was zum Teufel tat ich da nur? Ich war sonst absolut schüchtern, und jetzt plötzlich, im denkbar ungünstigsten Moment, verlor ich jegliche Hemmungen.
» Ich weiß es nicht.« Er hob den Blick und starrte geradeaus ins Leere. Seine schönen Züge gefroren zu einer gequälten Maske.
» Du willst mich aber hassen«, sagte ich beinahe lautlos, doch er hatte mich verstanden.
» Das stimmt nicht ganz.« Seine Züge wurden weicher, und er sah mich an.
Ich spürte, wie mich sein Blick durchdrang, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Er legte sanft seine Hand auf meine, und ich fühlte dieselbe elektrische Spannung, die ich bereits gestern gespürt hatte, nur noch viel intensiver. Ein Gefühl des Wohlbehagens rieselte durch meinen Körper, und ich schloss die Augen.
Dann zog Peter seine Hand plötzlich zurück, und ich riss die Augen auf. Sein Gesicht war unmittelbar vor meinem, und sein Blick war voller Gier. Er blieb regungslos, doch als er sprach, klang es wie ein leises Fauchen.
» Geh, bevor ich etwas sehr Schlimmes mit dir tue.«
Kapitel 11
» Du kannst mit mir tun, was immer du willst«, flüsterte ich, worauf er zusammenzuckte.
» Geh!«, fauchte Peter erneut.
Seine Zurückweisung verletzte mich zutiefst, doch ich gehorchte ihm. Meine ganze Willenskraft zusammennehmend, wandte ich den Blick von ihm ab und stand auf. Während er mit angespannten Nacken- und Armmuskeln in seiner Haltung verharrte – wie eine Raubkatze kurz vor dem Sprung auf ihre Beute.
Erst als ich die Treppe erreicht hatte und wieder zu atmen begann, begriff ich seine Anspannung. Er hatte mit aller Kraft dagegen angekämpft, sich zu
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