Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
Jack. » Aber ich schätze, Ezra wird zu Hause sein, wenn wir zurückkommen. Vielleicht solltest du mit ihm darüber sprechen.«
» Du weißt immer mehr, als du behauptest«, maulte ich und ließ mich mit verschränkten Armen in den Sitz sinken. » Du gibst dich dümmer, als du tatsächlich bist.«
» Hast du denn schon einmal daran gedacht, dass ich möglicherweise tatsächlich so dumm bin?«, fragte er neckisch.
» Ja. Schon oft.«
Er lachte, blieb aber für den Rest der Fahrt stumm. Es wäre ohnehin schwer gewesen, tröstende Worte für mich zu finden. In mir stiegen Zweifel auf, ob ich den Preis dafür, bei ihm zu sein, nicht vielleicht doch unterschätzt hatte.
Als wir ins Haus kamen, rief Jack nach Ezra und Mae, die sogleich im Wohnzimmer erschienen. Mae rauschte herein und schloss mich in die Arme, als hätte sie mich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Dabei hatten wir uns erst vor einer Stunde voneinander verabschiedet.
Ezra schenkte mir ein herzliches Lächeln, womit er mich immer noch zum Erröten brachte. Er war heute früh von seiner Reise zurückgekehrt, was er damit begründete, dass er es ohne Mae nicht lange aushielt. Peter würde jedoch erst in einigen Tagen zurückkommen. Er hatte offenbar kein Problem damit, von mir getrennt zu sein.
» Ich habe gehört, dass du eine Weile bei uns bleiben wirst«, sagte Ezra, und ich versuchte herauszuhören, ob in seinen Worten irgendein Missfallen mitschwang.
Er setzte sich aufs Sofa, und Mae kuschelte sich neben ihn. Sie waren nur ein paar Tage voneinander getrennt gewesen, doch sie war ganz aus dem Häuschen, ihn wieder bei sich zu haben.
Ich fragte mich, ob Peter ähnlich reagieren würde, wenn er zurückkam, doch wahrscheinlich musste ich schon froh sein, wenn er mich überhaupt eines Blickes würdigte. Mein Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen, und ich wunderte mich, dass ich mir das immer noch antun wollte.
» Ja.« Ich saß ihnen auf einem Stuhl gegenüber, während Jack neben mir auf dem Boden kauerte und Matildas Bauch kraulte. » Ist das okay?«
» Ich wüsste nicht, was dagegen einzuwenden wäre.« Ezra spielte gedankenverloren mit einer Strähne von Maes langem lockigem Haar, während sie ihren Kopf an seine Brust schmiegte. Ich hasste es, sie so einträchtig verliebt zu sehen, während ich in meinem eigenen » Liebesleben« mit allen möglichen Widrigkeiten zu kämpfen hatte.
» Wie wird es weitergehen?«, fragte ich rundheraus.
» Du wirst deine Frage etwas genauer formulieren müssen. Vieles ist noch so ungewiss, was deine Zukunft betrifft.« Er bezog sich damit auf nichts Bestimmtes, aber es versetzte mir dennoch einen Stich.
Was mich anging, war nichts in Stein gemeißelt. Darüber hätte ich eigentlich froh sein sollen, aber ich mochte es nicht, wenn alles so ungewiss und provisorisch war.
» Das ist es ja eben.« Ich holte tief Luft. » Werde ich für immer hier wohnen? Was passiert, wenn Peter zurückkommt und er mich nicht hierhaben möchte? Sollte ich überhaupt in seiner Nähe sein? Was, wenn er mich weiterhin abweist? Sollte ich einfach wieder zu meinem alten Leben zurückkehren? Habt ihr vor, mich eines Tages in einen Vampir zu verwandeln?«
» Du kannst hierbleiben, solange du willst, egal wie Peter darüber denkt. Er hat andere Orte, an die er sich notfalls zurückziehen kann. Du bist zu einem wichtigen Teil dieser Familie geworden.« Ezra schaute zu Mae hinab und überlegte kurz, bevor er fortfuhr.
» Peter … Unabhängig davon, was irgendeiner von uns empfindet, besteht zwischen dir und Peter eine Verbindung, die schwer zu brechen ist. Sowohl um seinetwillen, als auch unseretwegen ist es wichtig, dass du ein Teil unseres Lebens bleibst.«
Sein freundlicher Blick ruhte auf mir. » Von daher, ja, es wäre im Interesse aller, wenn du ein Vampir würdest.«
Den Blick auf den Boden gerichtet, atmete ich tief aus und versuchte vergeblich, meinen rasenden Puls im Zaum zu halten, denn ich wusste, dass sie ihn hören konnten, allen voran Jack.
Der Gedanke, zum Vampir zu werden, hatte mich in letzter Zeit viel intensiver beschäftigt, als ich es je für möglich gehalten hätte, und ich empfand ihn aufregend und erschreckend zugleich. Aber wie hätte das auch anders sein können. Schließlich war nahezu alles, was mit ihnen zu tun hatte, zugleich aufregend und erschreckend. Immer waren meine Gefühle widersprüchlich.
» Es ist wirklich fantastisch, Alice!«, mischte sich Jack ein. » Schau mich an. Bin ich etwa nicht
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