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Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung

Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung

Titel: Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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gehörte.
    Ich hatte beobachtet, wie mein kleiner Bruder es mit einem ausgewachsenen Vampir aufgenommen und ihn so stark gegen ein Auto geschleudert hatte, dass eine große Delle zurückblieb. Deshalb hielt sich meine Nervosität in Grenzen. Milo war stark und klug genug zu wissen, dass Kraft nicht alles war.
    Im grellen Licht der Tankstelle konnte ich nicht erkennen, ob der Himmel bereits heller geworden war. Unterwegs hatte ich mit offenen Augen vor mich hin gedöst. Die Straßen waren leergefegt, und da die Tankstelle noch nicht besetzt war, zahlte Milo mit der Karte.
    Ich sah einen Lastwagen und einen SUV , bei dem nur ein Scheinwerfer funktionierte. Ein Jugendlicher, der trotz der Wärme seine Kapuze über den Kopf gezogen hatte, schlenderte an der Tankstelle vorbei. Ansonsten waren wir allein.
    Ich ließ Janes Hand los und sah mich nach allen Seiten um. Es war unwahrscheinlich, dass uns Violet und Lucian noch auf den Fersen waren. Wir hatten den U-Bahn-Bereich hinter uns gelassen, und zu Fuß hätten sie uns nicht so weit folgen können. Außerdem hätten wir sie gesehen.
    Als Milo ans Fenster klopfte, damit wir ihn wieder hereinließen, schreckte Jane auf. Im hellen Licht sah ich erst, wie blass sie war. Milos Hände zitterten, als er die Autotür öffnete, und im Rückspiegel sah ich die Panik in seinen Augen. Sein Nacken war schweißbedeckt, und er drehte die Klimaanlage so weit herunter, dass ich anfing zu frieren.
    » Ich glaube, wir sind in Sicherheit « , sagte ich.
    Er antwortete nicht und biss die Zähne so stark zusammen, dass sich seine Kiefermuskeln anspannten. Seine Augen huschten unruhig hin und her, und er atmete flach und schnell. Der Motor heulte auf, als er ihn anließ. Milos ganzer Körper war verkrampft. Er erinnerte mich an einen Junkie, der dringend einen Schuss braucht.
    » Milo, stimmt was nicht? « , fragte ich. Er riss sich offenbar mit aller Kraft zusammen, und da wurde mir schlagartig klar, was er brauchte: Blut. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt so lange ausgehalten hatte. Als er zum Tanken ausgestiegen war, hatte er wohl erst gemerkt, wie ausgehungert er eigentlich war.
    » Ich habe Blut verloren, Alice, und das Adrenalin hat eine eigenartige Wirkung auf mich « , sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. » Wenn ich mich weiter beherrschen muss, wird es gefährlich. «
    » Was redet er da? « , fragte Jane und begegnete im Rückspiegel Milos Blick. » Ist was mit dir? « Als er ihr in die Augen sah, veränderte sich ihre Atmung, wurde langsamer und tiefer.
    » Nein, Milo, fahren wir nach Hause « , sagte ich. Ich umklammerte die Kopfstütze des Beifahrersitzes so fest, dass mir die Finger wehtaten.
    Milo fuhr los. Doch statt auf die Straße einzubiegen, fuhr er hinter die Tankstelle und parkte das Auto in der Dunkelheit. Mir stellten sich sämtliche Nackenhaare auf.
    » Milo, komm schon. Es geht auch anders « , flehte ich ihn an, doch er hatte sich schon entschieden. Er konnte sich nicht mehr beherrschen.
    » Alice, sei still « , sagte er entschlossen. Sein Blick ruhte kurz auf mir. In seinen Augen stand nichts als der primitive Durst. » Schließ die Augen. Oder steig aus, wenn es dir lieber ist. Es dauert nur eine Minute. « Dann wanderte sein Blick zu Jane, die ihn in stiller Bewunderung anstarrte. » Jane, vertraust du mir? «
    » Ja « , sagte sie nickend. Sie klang, als hätte sie eine Gehirnwäsche hinter sich.
    Er drehte sich ganz zu ihr um, legte ihre eine Hand an den Hals und massierte mit dem Daumen kurz ihre Adern. Dann zog er sie plötzlich zu sich heran. Halb zwischen den Sitzen hängend, versenkte er mit unglaublicher Schnelligkeit seine Zähne in ihrem Hals.
    Sie sog scharf die Luft ein, und ich hörte, wie er durch ihr Fleisch stieß. Ich schloss die Augen und drückte mich mit dem Rücken, so fest es ging, gegen die Tür. Jane stöhnte leise. Ich hätte am liebsten gekotzt oder geweint oder geschrien oder gelacht.
    Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, kann aber nicht lange gedauert haben. Ich war nicht ausgestiegen, weil ich sicher sein wollte, dass er nicht zu weit ging. Ich öffnete die Augen und merkte erst jetzt, dass ich mich in meinem instinktiven Wunsch zu fliehen auf den Rücksitz gekauert hatte. Ich saß da, mit angezogenen Knien, den Rücken gegen das Fenster und den Kopf gegen das Autodach gepresst.
    Janes Augen waren nach hinten verdreht, doch ihrem Keuchen entnahm ich, dass sie noch lebte.
    Milo hatte die Finger in ihrem Haar vergraben und ihren

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