Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
Ezra und Peter kümmern sich um den finanziellen Teil der Reise.«
» Wie hat es Ezra aufgenommen, dass sie gehen?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme. Milo zuckte mit den Schultern.
» Diese Puppen machen nicht so viel Spaß wie meine echten Puppen«, seufzte Daisy. Mit vorgeschobener Unterlippe drehte sie die blaue Spielfigur. » Wenn Mae mich nur damit spielen ließe.«
» Ihr müsst euren Umzug vorbereiten«, sagte Milo so optimistisch wie möglich. » Weißt du noch, Daisy? Mae hat dir von all der Arbeit erzählt, die ihr noch habt.«
» Ich will nicht mehr umziehen.« Daisy gab der Spielfigur einen so heftigen Drall, dass sie unter einem Sessel landete, und verzog daraufhin das Gesicht, als würde sie jeden Moment losheulen.
» Ich hole sie dir. Keine Sorge«, versuchte Milo, sie zu beruhigen. Er krabbelte zu dem Sessel hinüber, streckte die Hand darunter und tastete nach der Spielfigur.
» Er wird sie finden, Daisy«, sagte ich und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Daisys Lippen bebten. » Ist ja gut. Du brauchst nicht traurig zu sein.«
» Wird sie quengelig?«, fragte Mae vom Flur aus. » Es ist schon ein paar Stunden her, seit sie etwas getrunken hat.«
Den Arm noch immer unter dem Sessel, zog Milo bei den Worten » ein paar Stunden« eine Augenbraue hoch. Daisy war schlecht gelaunt, weil sie ein paar Stunden nichts getrunken hatte. Sogar gleich nach meiner Verwandlung hielt ich es problemlos einen oder auch zwei Tage ohne Blut aus.
» Autsch!« Milo zog seine Hand zurück.
Ich konnte es riechen, noch bevor ich es sah. Unter dem Sessel hatte noch eine Scherbe von dem zu Bruch gegangenen Bilderrahmen gelegen. Und bei seinem Herumtasten hatte es Milo fertiggebracht, sie sich in den Unterarm zu rammen. An den Seiten der Glasscherbe hatten sich bereits einige Tropfen Blut gebildet, das süß und stark duftete, doch als er die Scherbe herauszog, begann die Wunde erst richtig zu bluten, und die Luft war erfüllt vom Duft seines Blutes.
Bevor wir reagieren konnten, hing Daisy bereits an ihm und hatte sich in seinen Arm verbissen. Milo packte sie an den Haaren und zog ihren Kopf zurück, dabei riss sie jedoch einen Fetzen Fleisch aus seinem Arm heraus, was sie nur noch wilder werden ließ.
Ich sprang auf und schlang meine Arme um ihre Hüfte, aber sie war so schmal und klein, dass sie sich aus meinem Griff herauswinden konnte und sich erneut auf Milo stürzte. Diesmal verbiss sie sich in seinem Hals, und Milo konnte sie nicht einmal von sich stoßen, weil er sonst riskiert hätte, dass sie ihm die Kehle herausriss.
» Schaff sie mir … vom Hals!«, presste er mühsam hervor.
Daisys Namen brüllend, kam Mae hereingerannt, aber ich ließ sie nicht zu ihnen. Ich war mir nicht sicher, dass sie alles Nötige tun würde, um Milo zu retten.
Ich benutzte denselben Trick, den Jack bei mir angewandt hatte, als ich nicht von Bobby ablassen wollte. Ich legte meine Hände um Daisys Hals und würgte sie so heftig, dass sie nicht mehr schlucken konnte. Nicht dass ich mir sicher gewesen wäre, dass sie überhaupt schluckte. Ihre Bisse schienen willkürliche Angriffe zu sein, die weniger mit Blutsaugen zu tun hatten als mit unkontrolliertem Zorn.
Als Daisy schließlich von Milo abließ und sich stattdessen in meine Hand verbiss, zog ich sie zurück, weg von Milo. Aus der Wunde an seinem Hals strömte das Blut, und er presste seine Hände darauf, um die Blutung zu stoppen.
Ich schloss meine Arme um Daisy und hielt sie eng an mich gepresst, in der Hoffnung, sie würde sich beruhigen, doch sie schien nur immer wilder zu werden. Sie vergrub ihre stahlharten Fingernägel in meiner Haut und biss mich, wo immer ihr Mund mich erwischte.
» Daisy, Liebling, beruhige dich!«, bettelte Mae mit Tränen in den Augen.
» Unternimm etwas gegen dieses Kind, und zwar sofort!«, donnerte Ezra von der Wohnzimmertür aus. » Oder ich werde es tun.«
» Alice, gib sie mir!« Mae streckte die Arme aus.
Daisy biss so heftig in meinen Arm, dass ihre Zähne meinen Knochen zertrümmerten. Ich zuckte vor Schmerz zusammen, sah aber unschlüssig zu Ezra. Mein Versuch, sie zu beruhigen, war nicht sehr erfolgreich, doch wenn sie mich biss, verletzte sie zumindest niemand anderen.
Plötzlich fasste Daisy nach oben und schlitzte mit ihren Fingernägeln die Unterseite meines Kinns auf. Und als sie versuchte, sich hochzuwinden, um an mein Blut zu kommen, ließ ich sie los.
» Daisy!«, brüllte Mae, doch Daisy rannte an ihr
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