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Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Titel: Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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bis morgen jeweils die ersten drei Kapitel«, sagte Ezra zu mir. » Dann reden wir darüber.«
    » Bis morgen?«, fragte ich schockiert. » Ich trainiere heute Nacht mit Olivia. Ich werde keine Zeit dafür haben.«
    » Dann schaff dir die Zeit«, sagte Ezra weder laut noch schroff, jedoch in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
    » Ach, komm schon, Alice! Das macht bestimmt Spaß!«, sagte Milo viel zu optimistisch. » Das ist genau das, was du brauchst. Und du musst dafür nicht einmal früh aufstehen, so wie ich.«
    » Viel Erfolg!« Ezra erhob sich lächelnd.
    » Hey, warte! Warum hast du gerade diese Bücher ausgewählt?«, fragte ich. » Das Geschichtsbuch verstehe ich ja. Aber warum ein Buch über Anatomie?«
    » Du hast einmal gesagt, dass du Ärztin werden willst«, sagte Ezra schulterzuckend. » Also dachte ich, das könnte dich interessieren.«
    Er ließ mich mit Milo allein, der sich bereits in das Geschichtsbuch vertieft hatte. Denn Milo war – wer hätte das gedacht – ein Geschichtsfreak. Vor allem das alte Zeug interessierte ihn, wie zum Beispiel Mesopotamien und frühe Kulturen, aber auch alles, was sonst noch mit Geschichte zu tun hatte.
    » Wenn wir aus unseren Fehlern nicht lernen, werden wir dazu verdammt sein, sie zu wiederholen«, sagte Milo als Reaktion auf mein mangelndes Interesse. » Du musst die Fehler der anderen kennen, damit du sie nicht selbst machst.«
    » Danke für den Rat, aber ich habe nicht vor, eine Revolution anzuführen oder so«, sagte ich.
    » Vielleicht ja doch«, lächelte Milo. » Die Ewigkeit ist lang. Wer weiß, was du in deinem Leben noch alles tun wirst.«
    Ich lernte noch zwei Stunden mit Milo, bis glücklicherweise Bobby nach Hause kam und mich erlöste.
    Genervt von Milos unentwegtem Geplapper über Geschichte, wollte ich Bobby in eine lockere Unterhaltung verwickeln. Doch kaum saß er neben uns, fielen die beiden übereinander her, was mir aber ebenso recht war.
    Ich musste mich ohnehin für das Training mit Olivia fertig machen. Als ich geduscht und umgezogen das Haus verließ, saßen Milo und Bobby immer noch wie zwei frisch verliebte Turteltäubchen im Wohnzimmer.
    Auf der Fahrt ins Zentrum dachte ich daran, wie groß meine Angst vor dem Autofahren gewesen war. Mittlerweile liebte ich es, mich mit dem Audi durch den Verkehr der I -35 zu schlängeln, während Metric aus den Boxen der Stereoanlage dröhnte.
    Der Blick auf ein Werbeplakat verdarb mir den Spaß jedoch schlagartig. Es war das Schwarzweißfoto eines gut aussehenden Typen mit offenem Hemd und muskulösem Oberkörper, der in typischer Model-Manier lässig und sexy in die Kamera blickte. Und obwohl von seiner Hose nur der Bund zu sehen war, handelte es sich bei dem Plakat um Jeanswerbung.
    Doch das war es nicht, was mir die Laune verdarb und mich aufhören ließ, die Lieder aus der Stereoanlage mitzusingen. Der Typ auf dem Plakat – das war Jonathan, Janes » Exfreund«, wenn man ihn so bezeichnen konnte. Als ich ihm das letzte Mal begegnet war, war er gerade dabei gewesen, ihr die Kehle auszureißen.
    Ich drückte fester aufs Gaspedal, um schnell an dem Plakat vorbeizukommen. Ich wollte nicht mehr an Jane denken. Zumindest nicht mehr heute Nacht. Ich brauchte eine Pause von meinen Schuldgefühlen.
    Um nicht durch die Menge zu müssen, betrat ich das V durch den Hintereingang, warf von dort aus jedoch einen Blick auf die Tanzfläche. Obwohl es schon nach Mitternacht war, waren nur rund ein Drittel der sonst üblichen Besucher im Club. Das waren zwar immer noch viele, aber Violet hatte recht gehabt. Die Angst vor dem Serienmörder schien die Gäste fernzuhalten.
    Olivia aber fand immer Begleiter. Obwohl sie behauptete, ihren Blutkonsum zurückgefahren zu haben, was zwischenzeitlich auch tatsächlich so schien, war die Party im Penthouse in vollem Gange, als ich aus dem Aufzug trat.
    Musik mit lautem Bass und düsterem Gesang dröhnte durch den Raum. Die Lichter waren gedimmt und die rund fünfzig Gäste wirkten alle nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Menschen und Vampire waren gleichermaßen betrunken – wenn auch jeder auf seine Weise.
    Noch am Aufzug beobachtete ich zwei Mädchen, die sich einen erbitterten Kampf um einen Vampir lieferten, und beschloss, auf dem Absatz umzudrehen. Warum hätte ich auch bleiben sollen. Olivia befand sich wahrscheinlich ohnehin in einer Verfassung, in der sie mich nicht trainieren konnte, und ich verabscheute Szenen wie diese. Ich teilte diesen Lebensstil nicht.

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