Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
neben sie, legte den Kopf auf ihren Rücken und fuhr ihr mit den Fingern durch das dicke weiße Fell. Sie winselte ein wenig. Ich wusste, dass sie ihn auch vermisste.
Doch daran konnte ich nichts ändern.
Allmählich kam ich zu dem Schluss, dass es vielleicht das Beste war, wenn Jack nicht mehr zurückkam. Zumindest für ihn.
Ein paar Stunden später weckte mich Mae auf. Ich schreckte hoch, doch sie lächelte mich in der Dunkelheit schwach an. »Jane ist wach.«
Kapitel 27
Jane sah kein bisschen besser aus und schien auch noch nicht ganz bei sich zu sein. Mae hatte ihr ein paar Kissen in den Rücken gesteckt, damit sie sitzen konnte. Ihre blauen Augen waren glasig und ihr Gesichtsausdruck völlig leer. Ich konnte nicht sagen, ob sie glücklich oder unglücklich darüber war, noch am Leben zu sein.
»Hey«, sagte ich. Ich stand neben ihrem Bett und steckte mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wie geht’s dir?«
»Was glaubst du denn, wie es mir geht?«, fragte sie zurück.
»Oh, es geht ihr ganz gut«, sagte Mae, ehe ich antworten konnte. Auf dem Nachttisch stand ein Glas Wasser, das sie Jane nun reichte. Jane bedachte Mae mit einem gelangweilten Blick, nahm es aber und trank. »Sie hat schließlich eine Menge durchgemacht.«
»Ja, ich weiß«, sagte ich. Mae strich Jane das Haar aus der Stirn. Mir gefiel nicht, wie sie Jane bemutterte, denn ich kam mir reichlich unnütz vor.
»Nichts weißt du. Wir haben seit Monaten kein Wort miteinander gewechselt«, fauchte Jane und starrte mich finster an.
»Das ist doch nicht meine Schuld«, wehrte ich mich empört. »Ich habe tausendmal versucht, dich anzurufen, und dir jede Menge SMS geschickt! Du wolltest ja nichts mit mir zu tun haben!«
»Genau! Weil du ein Vampir geworden bist!« Jane richtete sich auf. Mae sah mich missbilligend an. »Immer mit der Ruhe«, sagte sie und nahm Jane das Wasserglas ab, damit sie den Rest nicht ins Bett schüttete.
»Na und?«, fragte ich, ohne Mae weiter zu beachten. »Du hast dich freiwillig mit Vampiren herumgetrieben, und zwar dermaßen ausgiebig, dass du dabei fast umgekommen wärst.«
»Ja, weil ich mich mit ihnen amüsiert habe und weil sie mir etwas zu bieten hatten. Du bist die langweiligste Unsterbliche unter der Sonne. Ich meine, sieh dich doch nur an!« Jane fuchtelte mit ihren dünnen Ärmchen herum. »Mit deinem T-Shirt und der Jogginghose.« Ich sah an mir herunter und zupfte ein Büschel Hundefell von meinem Shirt.
»Das ist mein Schlafanzug!« Ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Dann deutete ich auf sie. »Und was ist mit dem Fummel, den du in der Disko angehabt hast? Dein Kleid war völlig verdreckt.«
»Ich hatte keine Zeit zum Umziehen.« Jane senkte den Blick.
»Mädels!«, sagte Mae. »Immer mit der Ruhe. Aufregung kann Jane jetzt wirklich nicht gebrauchen.«
»Was soll’s«, murmelte Jane und rieb sich die Augen. »Kann ich mich jetzt anziehen und hier weg?«
»Du kannst nirgendwohin, Liebes«, erklärte ihr Mae sanft. »Du bist krank und musst erst wieder gesund werden.«
»Und zu Hause kann ich nicht gesund werden?« Jane bemühte sich zwar, verärgert zu klingen, doch dafür fehlte ihr noch die Kraft. »Weiß Jonathan, dass ich hier bin?«
»Sozusagen.« Ich wechselte einen Blick mit Mae. »Hast du ihr erzählt, wie sie hergekommen ist?«
»Ich habe ihr gesagt, dass ihr sie gefunden habt und es ihr ziemlich schlecht ging.«
Mae hatte die Wahrheit mal wieder geschickt umschifft. Ich fragte mich, ob das eine Gewohnheit von ihr war.
»Er ist bestimmt nicht besonders erfreut, wenn er erfährt, dass ich hier bin.« Jane hörte sich nicht an, als wolle sie uns drohen. Aus dem Blick, den sie Mae zuwarf, schloss ich sogar, dass sie uns schützen wollte. Ihr »Freund« hatte offensichtlich seine Wut nicht ganz im Griff.
»Wissen wir, aber wir wollten dich in Sicherheit bringen«, sagte ich.
Eigentlich verstand ich die Feindseligkeit zwischen uns beiden nicht. Jane hatte ein gefährliches Leben geführt, und ich wollte nichts anderes, als dass sie das änderte und wir vielleicht sogar wieder Freundinnen wurden. Es wäre schön gewesen, eine Freundin zu haben, die nicht zur Familie gehörte.
»Ich verstehe.« Jane pulte an ihrem abplatzenden Nagellack herum. »Du siehst echt gut aus. Dein Haar ist länger.«
»Ja, die Haare wachsen bei uns sehr schnell.« Ich wickelte mir eine Strähne um den Finger und lächelte sie an. »Du siehst ... Also gut, ich will nicht lügen. Du
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