Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
wir noch ein bisschen schlafen?«
»Klingt gut«, sagte ich lächelnd und gab ihm einen Kuss auf die Lippen.
Er zog sein T-Shirt und die Shorts aus und ging in Boxershorts schlafen, was mir nichts ausmachte. Nur wenige Menschen auf der Welt sehen in Unterwäsche so fantastisch aus wie Jack. Ich schlüpfte unter die Decke und er legte sich neben mich. Ich kuschelte mich in seine Arme und legte meinen Kopf auf seine Brust.
»Ich habe dich so vermisst«, sagte er und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
»Ich dich auch. Wo hast du eigentlich die letzten drei Tage gesteckt?«
»Im Hotel.« Jack kicherte. »Ich habe mir ein Zimmer in der Innenstadt genommen und bin erst vor einer Stunde wieder raus. Ich habe es einfach ohne dich nicht mehr ausgehalten. Da bin ich nach Hause gekommen.«
»Du hättest schon am ersten Tag wiederkommen sollen.«
»Ich weiß, aber ich musste nachdenken«, seufzte er. »Und das hat ja auch funktioniert. Ich meine, jetzt bin ich hier bei dir, oder etwa nicht?«
»Oh ja.« Ich küsste ihn auf die Brust und legte mich dann schlafen.
Jack hatte offenbar tatsächlich kein Auge zugetan, denn schon wenige Sekunden später schlief er tief und fest. Ich blieb noch eine Weile wach, dachte über alles nach, was er gesagt hatte, und überlegte mir, was zu tun war.
Ich hatte ihm versprochen, dass ich ihm nie wieder wehtun würde, und das Zusammenleben mit Peter war tatsächlich eine zu große Versuchung für mich. Dass ich dafür keine Erklärung hatte, machte es nur noch gefährlicher. Wenn Jack es für das Beste hielt, wegzugehen, dann hatte er damit recht. Und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, war ich es ihm, nach allem, was ich ihm zugemutet hatte, schuldig.
Als wir aufstanden, war niemand sonderlich überrascht, Jack zu sehen. Außer mir waren alle sicher gewesen, dass er zurückkommen würde. Jack begrüßte Jane mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit, die er auch Mae angedeihen ließ. Obwohl sich Mae in Entschuldigungen erging, ließ er sie links liegen. Sie war am Boden zerstört. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, ihr zu vergeben - er musste seinem eigenen Gefühl folgen.
Peter war an diesem Abend nicht da. Niemand wusste, wo er abgeblieben war. Ich vermutete, dass er von Jacks Rückkehr wusste und sich aus dem Staub gemacht hatte, um eine Szene zu vermeiden.
Jack zog sich mit Ezra ins Arbeitszimmer zurück, um mit ihm Verschiedenes zu »diskutieren«. Es ging wahrscheinlich ums Geschäft und um unseren Auszug. Jack tat sehr geheimnisvoll, weil er noch nicht wollte, dass die anderen von seinem Vorhaben erfuhren.
Mae lenkte sich mit Jane ab. Im Esszimmer hatte sie ein riesiges Handtuch auf dem Boden ausgebreitet und einen improvisierten Friseursalon aufgemacht. Mae schnitt gerne anderen die Haare. Jane saß in einem Sessel, Folie und Färbemittel im Haar, und blätterte lustlos in der Cosmopolitan . Während die Farbe einwirkte, schnitt Mae Milo die Haare. Zum ersten Mal seit Wochen schien sie guter Laune zu sein. Eine Diskussion über Lipgloss hatte geschafft, was keinem von uns anderen gelungen war.
»Soll ich dir auch die Haare schneiden, Liebes?« Mae lächelte mich über Milos Kopf hinweg an. Ihr eigenes Haar war sauber zurückgesteckt.
Jane machte eine Bemerkung über Schuhe und Mae lachte mit blitzenden Augen.
»Was hast du gesagt, Alice?«
»Äh ... nein, danke«, sagte ich.
»Mädchenschuhe sind viel interessanter als Jungsschuhe«, beschwerte sich Milo. Er reckte den Hals, um einen Blick in Janes Zeitschrift zu werfen, doch Mae drückte ihn sanft wieder nach hinten und schnippelte weiter.
»Zumindest müsst ihr keine hohen Absätze tragen«, sagte Jane. »Ich meine, die sehen toll aus, aber sie bringen einen echt um. Man könnte sagen, das sind kleine Folterkammern für die Füße.« Mae lachte wieder, das zweite Mal innerhalb von zwei Minuten.
Als ich die drei nachdenklich betrachtete, dämmerte es mir so langsam: Mae hatte eine leibliche Tochter und eine Enkelin sowie eine kranke Urenkelin, doch seit Jahren hatte sie sich immer nur um Jungs gekümmert - erst Jack, dann Milo. Als ich dazukam, war sie zunächst begeistert gewesen, endlich ein Mädchen verwöhnen zu können. Doch ich war nicht sonderlich modebewusst, sondern hing die meiste Zeit in Jeans herum. Auch nach Jacks Rückkehr trug ich zu dem netten grünen Top wieder nur eine Jeans.
Vielleicht hatte Mae deshalb eine engere Beziehung zu Milo als zu mir. Er war einfach der weiblichere Typ und
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