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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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seinem Befehlshaber gefallen hatte.
    Belial dachte an den Sturm zurück. Wie konnte man das Ringen mit einem so schrecklichen Unwetter überhaupt als ›militärische‹ Niederlage bezeichnen? Weil der Leutnant wie so viele der Axtschwinger eine Verbindung zwischen den unnatürlichen Eisspeeren und dem Zerstörer aus der Prophezeiung zog. Was mochte die uralte Weissagung noch an Gefahren und Bedrohungen für sie bereithalten, bevor sie am Ziel ihrer Reise angekommen wären?
    »Belial?«
    Der Soldat fuhr aus seinen Gedanken auf und stellte fest, daß Axis ihn bereits mehrmals angesprochen hatte.
    »Eure Grübeleien wirken ansteckend«, lachte er dann. »Was gibt’s denn?«
    »Belial, was habe ich da eben am Lagerfeuer auf der Harfe gespielt?«
    Der Freund sah ihn ruhig an und klopfte ihm schließlich grinsend auf die Schulter. »Warum sich darüber den Kopf zerbrechen, Axis? Um etwas so Schönes zupfen zu können, muß man die Seele eines Barden besitzen. Und alle wissen doch, daß man von Barden und schwangeren Frauen niemals eine Erklärung für ihr Tun verlangen darf.«
    Zu Belials Erleichterung lachte der Axtherr über diese Worte und entspannte sich. »Und Ihr besitzt die Seele eines Diplomaten, Belial. Warum treibt Ihr Euch überhaupt bei den Axtschwingern herum?«
    »Weil ich in Samt und Seide, mit Rüschen und Bändern einfach lächerlich aussehe. Und ich brächte keine ordentlich tiefe Verbeugung zustande, selbst wenn mein Leben davon abhinge. Doch reden wir lieber über wichtigere Dinge. Ich bin nämlich nicht ohne Grund hier herausgekommen. Die Fünfte Kohorte hat einige Schwierigkeiten mit …«
    »Belial!« flüsterte der Krieger entsetzt, und dem Leutnant verschlug es die Sprache, als er das Grauen in der Stimme des Freundes hörte.
    Dicke schwarze Wolken rollten aus dem Norden heran. Sie berührten fast den Boden, und in ihrem Innern zuckten silberne und blaue Blitze.
    Gorgrael! dachte Axis voller Zorn und ärgerte sich über den Zerstörer und noch mehr über Ogden und Veremund, weil diese ihm versichert hatten, der Widersacher werde so bald nicht noch einmal zuschlagen. Unter dem Zorn breitete sich aber auch Furcht aus. Wie sollte er seine Männer hier draußen schützen?
    Die beiden Soldaten rannten zum Lager zurück.
    Als sie die erste Postenkette erreichten, legte Axis seinem Freund eine Hand auf den Arm. »Ruft die Befehlshaber zusammen. Die Männer sollen sich so tief wie möglich in den Boden eingraben, bis der Sturm uns erreicht. Das ist unsere einzige Hoffnung.«
    Der Leutnant entfernte sich, und Axis warf einen Blick zurück auf das Unwetter. Schon erwartete er, dort wieder das gräßliche Antlitz des Zerstörers zu entdecken. Aber obwohl die Wolken sich in unnatürlicher Bösartigkeit zusammenballten, formte sich in ihrer Mitte kein Gesicht, und so kehrte der Krieger ins Lager zurück.
    Überall wurde eifrig gegraben. Die Männer arbeiteten mit allem, was ihnen gerade in die Hände geraten war: mit Schaufeln, Schwertern und sogar mit Töpfen oder Pfannen. Axis schritt langsam durch die Reihen, blieb hier und da stehen und erblickte in jedem Gesicht die nackte Furcht.
    Das Unwetter rückte immer näher und würde in wenigen Minuten über sie hereinbrechen. Wuchtige, schwere Wolken rückten näher und wälzten sich über den Boden, während es in ihrem Innern wütete, brodelte und donnerte. Krachend zerteilten silberne und blaue Blitze die Nachtluft. Einer der schlimmsten und unheimlichsten Szenen, die Axis je erlebt hatte.
    »Kein Wind weht!« schrie Ogden und zog den Axtherrn am Arm. »Hört mich an, Gorgrael kann unmöglich schon wieder …«
    Axis riß sich los und ärgerte sich schon beim bloßen Anblick des Alten. »Ihr habt mir versichert, der Zerstörer sei viel zu schwach, um schon wieder so weit im Süden zuzuschlagen. Da habt Ihr Euch schwer geirrt. Warum sollte ich Euch also jetzt zuhören?«
    »Er ist tatsächlich viel zu schwach dazu, Axtherr«, meldete sich jetzt auch Veremund zu Wort, der soeben hinter seinem Mitbruder aufgetaucht war. »Seht Euch doch nur diese Wolken an. Spürt Ihr in ihnen dieselbe Macht, die den letzten Sturm anfeuerte?«
    Der Hagere schüttelte den Kopf und fuhr ruhiger fort: »Nein, es ist nicht dieselbe Macht, Axis, und dem Unwetter wohnt nicht diese ungeheure Wut inne. Gorgrael ist im Moment viel zu schwach.«
    »Und was, ehrwürdige Brüder, sehe ich da heranrollen?« knurrte der Krieger.
    »Den Sturm der Furcht«, antwortete Ogden leise. »Der

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