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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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wolltet Ihr mir nichts über meine zweite Aufgabe erzählen. Verratet Ihr mir jetzt, worum es geht?«
    Der Schweinehirt nickte. »Mein liebes Fräulein, könnt Ihr Euch noch an die Nacht im Wald der Schweigenden Frau erinnern, als die Bäume zu Euch sangen?«
    Faraday erbleichte, und Jack fuhr rasch fort: »Dann wißt Ihr noch, daß die Bäume oft verwirrende Auskunft geben. Deren Wahrheit deckt sich nicht unbedingt mit der Wahrheit, wie wir sie verstehen. Das solltet Ihr weiterhin im Gedächtnis behalten.«
    Das Mädchen nickte höflich, aber Jacks Worte konnten es nicht sonderlich beruhigen. Kein einziges der Bilder, die der Baum ihr gezeigt hatte, war besonders schön gewesen. Ganz gleich, wie Faraday sie seitdem in Gedanken neu angeordnet hatte, stets hatte das Ergebnis nur Schmerz und Leid geheißen.
    Die beiden Wächter bemerkten, wie die Miene der Edlen sich umwölkte. Sie konnten nur hoffen, daß die schreckliche Vision bei dem Mädchen keinen Abscheu gegen die Bäume hinterlassen hatte.
    Die Katzenfrau nahm die Linke der Edlen zwischen ihre Hände. »Mein Liebes, kein Mensch hat jemals das Lied der Bäume gehört, und auch nur sehr wenige von den Awaren, die man immerhin Waldläufer nennt. Faraday, für den Wald ist es überaus wichtig, einen Freund zu haben, der ihn zu Axis führen kann. Diese Aufgabe fällt Euch zu – Ihr seid der Baumfreund.«
    »Aber ich hasse den Wald!« erwiderte sie, in höchstem Maße erregt. »Er ist so finster, und in ihm ist das Böse zu Hause. Nein, nein, damit will ich nichts zu tun haben.« Faraday klang immer schriller, und Jack und Yr sahen sich besorgt an.
    Der Wächter legte ihr freundlich eine Hand auf die Schulter und wollte beruhigend auf sie einreden, aber sie fuhr ihn gefährlich leise an: »Wagt es ja nicht, mich zu verzaubern, damit ich mich Euch unterwerfe!« Das ganze Unbehagen, das sie noch immer hinsichtlich der Vision quälte, brach sich Bahn, und sie konnte es endlich jemandem entgegenschleudern. Im Grunde ihres Herzens mochte sie Jack und Yr, und sie wollte den beiden auch in allem vertrauen, was Axis betraf. Aber manchmal fragte sie sich doch, welche Geheimnisse die Wächter wohl noch kannten. Und sie sah es auch nicht gern, daß die beiden sich darauf verstanden, andere mit Zauberkraft dazu zu bewegen, ihnen zu Willen zu sein.
    Der Schweinehirt zog hastig die Hand zurück. »Niemand will Euch zu irgend etwas zwingen«, versicherte er mit Nachdruck, aber Faradays Wut war noch längst nicht verraucht.
    »Ihr habt doch auch nicht gezögert, mich zu verleiten, die Hand auf den Stamm zu legen! Und das in Eurer Maske des liebenswürdigen Dorftrottels, hinter der Ihr Euch nach Belieben verschanzt!« Nun befreite sie sich auch von Yrs Hand. »Und wenn Ihr befürchtet, Timozel könnte einige von Euren dunklen Geheimnissen aufschnappen, solltet Ihr Euch vielleicht weniger darum sorgen, was ich ihm unter Umständen in aller Unschuld am Tag sage, als vielmehr darum, was Eure Mitwächterin ihm während der langen Nächte ins Ohr flüstert!« Das Mädchen warf der Katzenfrau einen giftigen Blick zu und wandte sich wieder an den Schweinehirten. »Wenn Eure kostbare Prophezeiung jetzt auch noch einen Baumfreund braucht, dann soll sie sich den gefälligst woanders suchen!« Damit kehrte Faraday den beiden den Rücken und schritt auf ihren Ritter zu.
    Jack hielt Yr am Arm fest, die sofort hinter Faraday herlaufen wollte. »Laß sie eine Weile, damit sie sich beruhigt«, murmelte er. »Wir haben nur eine Gelegenheit am Farnbruchsee. Wenn wir das Mädchen nicht innerhalb der nächsten Tage der Mutter präsentieren können, sind wir alle dazu verdammt, den langen Weg in die vollkommene Zerstörung zu gehen.«
    Am Abend schlugen sie ihr Lager tief in der Schweineschlucht auf. Sie waren ungefähr eine Meile weit gekommen, als der Weg immer schmaler wurde und es nicht mehr weiterging. Hier hatte der Wächter angehalten. Umgeben von Hängen und Felswänden, waren sie vor den kalten Winden geschützt, und hier standen auch genügend Büsche, die ihnen Feuerholz lieferten.
    Timozel befreite das Maultier von seinen Lasten und rieb es ab. Yr bereitete derweil das Abendessen zu. Sie schnitt dicke Scheiben von einem Räucherschinken und servierte dazu eines der wenigen verbliebenen Brote, die die Bäuerin für die Reisegruppe gebacken hatte. Als sie alles auf die Teller legte, trat Faraday zu ihr.
    »Tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe«, erklärte sie steif, »aber ich war ziemlich

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