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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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gut verstehen.
    Jacks Stimme ertönte plötzlich in ihrem Kopf: Alle drei Völker haben einst friedlich in Tencendor zusammengelebt, und sie sprechen auch heute noch die gleiche Sprache.
    Als Faraday nicht so recht wußte, was jetzt von ihr erwartet wurde, traf sie ein drängender Seitenblick der Katzenfrau, und sie fuhr zusammen. Natürlich, sie verhielt sich unhöflich! Rasch verbeugte sich auch die Edle und gab sich dabei Mühe, Yr so gut wie möglich nachzuahmen. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, stellte sie sich vor: »Ich heiße Faraday und bin die Tochter des Grafen Isend von Skarabost.«
    Der Priester runzelte die Stirn. Also eine Bewohnerin der Ebene. Daß sie hier die Mutter sehen sollte, beunruhigte ihn. Doch das Mädchen war in Begleitung von zwei Wächtern gekommen. »Faraday, ich grüße Euch und heiße Euch vor der Mutter willkommen.«
    Das Kind zupfte an seiner Hose, und er hob es wieder auf den Arm. »Dieses Kind heißt Schra«, erklärte der Mann, »und ich bin Ramu vom Geistbaumklan.« Nun stellten sich auch Jack und Yr vor. Dann deutete der Schweinehirt nach unten.
    »Priester Ramu, dürfen wir uns setzen? Wir sind fast den ganzen Tag durch die Berge gestiegen, und jetzt schmerzen uns die Beine . Wir würden gern mit Euch reden.«
    Der Aware nickte, und so ließen sich alle im Kreis nieder. Die drei Reisenden nahmen ihre Bündel vom Rücken. Faraday streckte Rücken und Arme und war froh, die Last endlich los zu sein. Ramu saß im Lotussitz da, und das Mädchen stand neben ihm und hielt sich mit den kleinen Händen an seinem Knie fest. Die drei merkwürdigen Fremden erregten sichtlich seine Neugierde.
    Jack lächelte dem Kind freundlich zu, ehe er sich wieder an den Priester wandte. »Habt Ihr die Kleine schon der Mutter gezeigt?«
    Ramu antwortete ihm, doch sein Blick huschte immer wieder kurz zu der Edlen. »Nein, Wächter, denn wir sind gerade erst hier eingetroffen. Der rechte Zeitpunkt dürfte wohl erst morgen in aller Frühe gekommen sein.«
    »Gut, gut …« Der Schweinehirt zögerte. »Yr und ich haben Faraday aus dem gleichen Grund hergebracht. Eure Anwesenheit hier ehrt uns, und so möchten wir Euch eine Bitte vortragen. Wenn Ihr Schra der Mutter vorführt, könntet Ihr dies auch mit Faraday tun?«
    Der Priester riß die Augen weit auf und blähte vor Zorn die Nasenflügel. »Sie ist eine Frau aus den Ebenen! Versteht nichts von den Bäumen! Nur Awaren dürfen diesen Weg beschreiten! Wächter, Ihr könnt das nicht ernstlich von mir verlangen.«
    »Ramu, jemand von Eurer Bildung kennt sich doch sicher mit den Schriften der Prophezeiung aus, oder?« sagte Jack, und als der Priester nickte, fuhr er fort: »Nun, die Weissagung hat diese junge Frau dazu bestimmt, ihr zu dienen. Wir sind sicher, daß Faraday die Prophezeiung dadurch unterstützen soll, daß sie den Bäumen dient. Stellt sie doch auf die Probe. Wenn Ihr zu dem Schluß kommt, daß sie sich dieser Aufgabe nicht als würdig erweist, verlassen wir diesen Ort sofort wieder.«
    Faraday zuckte zusammen, als der Aware sie durchdringend anstarrte. Seine fremdartige Aura schien dabei auf das Zehnfache an Intensität anzuwachsen, und sie verschränkte die Finger rasch ineinander, damit ihr die Hände nicht so heftig zitterten. Unvermittelt stand Ramu auf, trat auf Faraday zu und ging unmittelbar vor ihr in die Hocke. Dann streckte er die Hände aus und preßte sie ihr an die Schläfen. Sie erstarrte unter diesem Druck. Das Gesicht des Priesters näherte sich nun dem ihren, bis seine dunklen Augen sich nur noch wenige Zoll vor ihren Augen befanden.
    Dann fiel sie in tiefe Schwärze.
    Sie rannte voller Furcht durch einen endlosen Wald, dessen Bäume turmhoch neben ihr aufragten. Etwas Entsetzliches und Gefährliches jagte hinter dem Mädchen her. Faraday wußte, daß dieses unbeschreibliche Wesen sie in Stücke reißen würde, sobald es ihrer habhaft geworden wäre. Die dicken, gekrümmten Stämme wuchsen wütend aus dem flechten- und laubbedeckten Boden zu ihren Füßen. Alles Grün schien gegen sie zu drängen, während sie zu entkommen versuchte. Die Bäume schoben ihre knorrigen Wurzeln vor, um Faraday zum Stolpern zu bringen, oder schlugen mit ihren tückischen Zweigen und Ästen nach den Schultern der Edlen. Ihre weiße Haut war schon überall aufgekratzt und blutig. Sie schrie vor Pein und suchte verzweifelt dem Wald zu entfliehen. Doch wohin sie sich auch wandte, wuchs das Gehölz sofort dichter zusammen, um ihr das

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