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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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trocken, »wenigstens habt Ihr jetzt eine der wichtigsten Regeln der Hofetikette kennengelernt: Man platzt nicht mitten in der Nacht in ein fremdes Schlafzimmer.«
    Faraday lächelte schief. »Diese Regel hat Mutter mir noch nicht beigebracht.«
    Embeth drückte das Mädchen kurz an sich, ließ es dann los und richtete sich auf. »Was wolltet Ihr denn überhaupt von mir?«
    »Ich … nun … ich … Darf ich Euch zuerst eine andere Frage stellen? Über Angelegenheiten wie die gerade eben?« Als die Herrin nickte, fuhr sie fort: »Nehmen sich vornehme Damen gelegentlich einen Geliebten, auch wenn sie bereits verheiratet sind?«
    Oho, dachte Embeth, mitten hinein ins Schwarze. Ich muß sehr vorsichtig sein mit meinen Worten. Gewiß, es war durchaus üblich, daß verheiratete Frauen sich einen Geliebten suchten, genauso wie ihre Gatten. Embeth spürte aber auch, daß sie eine Katastrophe heraufbeschwören würde, wenn sie dem Mädchen diese Wahrheit entdeckte. »Faraday, gelegentlich kommt es vor, daß es eine verheiratete Frau nach einem anderen Mann verlangt, aber für gewöhnlich erst dann, wenn sie sich im Witwenstand befindet.« Und möge Artor mir vergeben, dachte die Herrin, wie sehr ich jetzt meine Zunge verdreht habe.
    »Also war zwischen Euch und Axis nichts, solange Ganelon noch lebte?«
    »Richtig. Wir kamen uns erst nahe, als mein Mann schon für eine Weile im Grab ruhte. Und sollte ich jemals wieder heiraten, wäre ich meinem Gemahl vollkommen treu.« Zumindest das ist nicht gelogen, sagte sie sich.
    Das Mädchen schwieg und dachte nach. »Ich wollte Euch eigentlich nach der Ehe fragen. Wie war das damals für Euch, was habt Ihr dabei empfunden?«
    »Sind Euch Zweifel gekommen?«
    Faraday nickte leicht, und dabei lösten sich einige Strähnen aus ihrem geflochtenen Haarkranz und legten sich wie ein Vorhang vor ihre Augen.
    »Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn einer jungen Braut vor der Vermählung alle möglichen Fragen durch den Kopf gehen. Soviel Unbekanntes kommt auf sie zu, und das verstärkt noch ihre Unsicherheit. Aber, meine Liebe, Eure Eltern haben bereits die Verträge mit Bornheld unterzeichnet. Obwohl Ihr den Heiratsschwur noch nicht geleistet und auch die Ehe noch nicht vollzogen habt, gibt es für Euch jetzt keinen Weg mehr zurück. Nach dem Gesetz seid Ihr nun an den Herzog gebunden, so wie Bornheld an Euch. Nur der Tod kann dieses Band lösen. Schließlich habt Ihr beide vor Artor und Zeugen aus freiem Willen den Verlöbniseid abgelegt.«
    Das Mädchen seufzte und schob sich die Haare von den Augen. »Ich weiß, Embeth, es ist nur … Und wenn wir beide miteinander nicht glücklich werden?«
    »Ach, Faraday. Eure Pflichten gelten nun Eurem Ehemann. Ihr habt Euch um seine Bedürfnisse und seine Besitzungen zu kümmern und ihm Kinder zu schenken. Wenn auch noch Liebe hinzukommen sollte, um so besser. Doch was immer geschieht, Ihr habt Euren Mann zu achten und ihm zu gehorchen. Bald werdet Ihr die Herzogin von Ichtar sein und vielleicht eines Tages sogar die Königin des Reichs. Damit fällt Euch eine ungeheure Verantwortung für viele Menschen zu, über die Ihr natürlich nicht die Verantwortung für Eure Familie vergessen dürft. Aber Glück …« Die Herrin zuckte die Achseln. »Glück ist gewiß nicht alles. Viel wichtiger sind Pflicht und Respekt. Eure Pflichten sind klar vorgezeichnet, Faraday. Laßt nicht zu, daß törichte und mädchenhaft romantische Vorstellungen Euch von der Pflichterfüllung abhalten.«
    Die Braut wirkte nach solch offenen Worten etwas erschrocken, schien aber entschlossen zu sein, sich dieser Verantwortung zu stellen. »Ich verstehe, Embeth. Doch nun verratet mir, ob Ihr jemals mit Genalon Glück erfahren habt.«
    Die Herrin lächelte leise, während sie sich erinnerte. »Ja, er war ein guter Mann und hat sich um mich gekümmert. Auch achtete er mich. Anfangs liebte ich ihn nicht und konnte kaum glauben, an einem Ort wie diesem jemals glücklich werden zu können. Aber im Lauf der Jahre wuchs unsere Verbindung immer fester zusammen, und damit kamen auch Liebe und Glück. Eines Tages – ich hatte ihm bereits drei Kinder geboren – wachte ich auf und erkannte, daß ich Ganelon liebte. Doch zwei Jahre später verlor ich ihn an die tödlichen Hauer eines wilden Keilers.« Embeth verschwieg ihr, daß sie beinahe vor Gram gestorben wäre, als der Jagdaufseher ihr die schlimme Nachricht überbrachte. Für einen Moment verkrampfte sich ihr Herz, als ihr das Blut am Hemd

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