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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Träumer fuhr so rasch herum, daß er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. »Woher kommt er? Was will er hier? Wie konnten seine Füße den Weg finden? Wer lenkte seine Schritte hierher?«
    »Wer seid ihr?« fragte Axis grimmig und sah sich nach seiner Axt und seinem Schwert um.
    Schweigen antwortete ihm. Er spürte immer noch die Verwirrung, die ihn von allen Seiten umgab. »Wir sind die, die wir sind, und wir waren schon immer hier. Aber wer bist du?«
    »Ich bin Axis Rivkahson«, antwortete er, »der Axtherr der Axtschwinger.«
    Sofort veränderte sich seine gesamte Umgebung. Von der Verwirrung war nichts mehr zu spüren, dafür drangen Haß und Wut wie Wellen auf ihn ein. Wer oder was immer sich hier aufhielt, zischte und stöhnte durchdringend. Axis spürte, wie die Bösartigkeit, die ihn umringte, ihn körperlich bedrängte. Er ballte die Fäuste, ging leicht in die Hocke und bereitete sich auf den Kampf vor.
    An einer Seite tauchte ein helles Licht auf, und Axis fuhr herum. Er blinzelte, weil das Leuchten seine Augen schmerzte. Hinter dem Schein war ein Schatten zu erkennen.
    »Geh, Axis Rivkahson, Axtherr der Axtschwinger!« dröhnten nun tausend Stimmen aus allen Richtungen gleichzeitig auf ihn ein. Der junge Mann zuckte zusammen, als ihn der geballte Haß traf. »Verschwinde von diesem Ort! Du bist hier nicht willkommen!«
    Die Gestalt hinter dem Licht trat vor und war deutlicher zu erkennen. Das Leuchten schien sich vor ihr zu teilen und dabei an Kraft zuzunehmen, und Axis konnte erste Einzelheiten des Schauplatzes erkennen. Er befand sich in einem dunklen Hain mitten in einem Wald. Schwarze Bäume drängten sich an den Rändern des Lichtkreises. Und nun waren es plötzlich viele Gestalten, die rastlos zwischen den Stämmen umherhuschten. Der j unge Mann war froh, daß er sie in dem matten Leuchten nicht allzu genau sah. Das Wesen, das das Licht hielt, stand seitlich von ihm, und als Axis einen Blick darauf warf, schrie er vor Entsetzen auf. Die Gestalt besaß den Oberkörper und die Gliedmaßen eines Menschen und trug nichts als einen Lendenschurz, doch den Schädel ersetzte ein ausgewachsener Hirschkopf. Ein breites Geweih wuchs aus der Stirn hervor, und die Augen glommen rot vor Haß. Das Wesen bewegte sich auf ihn zu und schüttelte dabei bedrohlich das Haupt. Dann fletschte es die fleckigen, breiten gelben Zähne und brüllte: »Geh!« Axis floh schreiend.
    Er saß aufrecht auf seinem Lager und zitterte immer noch vor Furcht. Zuerst glaubte Axis, laut geschrien zu haben, aber die anderen Männer am Lagerfeuer schenkten ihm keine Beachtung, lagen wie er gefangen in ihren eigenen Träumen. Der Axtherr beugte sich vor und riß die Hände vors Gesicht. Nahm dieser Wahnsinn denn nie ein Ende? Er spürte, wie etwas Warmes und Weiches ihn leicht in die Seite stieß. Sein Herz tat einen Satz, aber dann erkannte er, daß nur die Katze zu ihm zurückgekehrt war. Axis legte sich wieder hin, setzte sich das Tier auf die Brust und versuchte, ein paar Stunden Schlaf zu finden, ehe er in der Frühe aufbrechen mußte. Diesmal schlief er tief und traumlos, bis Belial ihn weckte, als die Sonne gerade den östlichen Horizont erhellte.

13 Der Kesselsee
    Eine Stunde nach Sonnenaufgang nahm die kleine Gruppe das Morgenmahl zu sich und ritt dann auf fünfzig Schritt an den Wald der Schweigenden Frau heran. Ein schneidender Wind fegte über das Land, und alle zitterten unter ihren Umhängen. Die Pferde waren aufgeregt – die Unruhe ihrer Reiter übertrug sich auf sie. Belial betrachtete den Pfad, der in den Forst hineinführte.
    »Herr, der ist zu schmal, als daß zwei Mann nebeneinander reiten könnten.«
    Axis schwieg und dachte nach. Dann fragte er: »Wie weit ist es bis zur Burg, Bruder Gilbert?«
    Der Mönch setzte eine unglückliche Miene auf. »Das weiß ich leider nicht so genau, Axtherr.«
    »Und ich dachte, Ihr besäßet über alles Kenntnis«, entgegnete der Krieger trocken. »Aber Ihr wißt doch, wo die Burg steht, oder?«
    Gilbert bekam vor Verlegenheit rote Flecken auf den Wangen. »Am Ende des Pfads, Herr.«
    Der Leutnant fluchte leise vor sich in. »Ist das alles, was Ihr beizutragen habt, Ihr nutzloser Haufen …«
    »Belial«, ermahnte ihn der Axtherr milde, »es hat sich noch nie ausgezahlt, die Bruderschaft des Seneschalls zu verwünschen. Wenn Gilbert sagt, die Burg erhebe sich am Ende des Pfads, dann steht sie auch dort. Natürlich hülfe es uns Unwissenden weiter, wenn der Bruder Kenntnis davon

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