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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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spürte der Krieger es auch. Ein schweres Gewicht hing an seiner rechten Hüfte, so als hätte eine Riesenhand den Griff seiner Waffe ergriffen und zöge sie zu Boden. Axis grunzte und versuchte dem unsichtbaren Gegner die Axt zu entwinden. Doch der erwies sich als stärker. Im nächsten Moment rutschte der Krieger aus dem Sattel. Obwohl er sich am Knauf festhielt, glitt er immer weiter nach unten. Gilbert schrie vor Entsetzen, aber Axis vermochte nicht festzustellen, was dem Mönch widerfahren war. Der Druck auf seine Waffe verstärkte sich weiter – die unsichtbare Hand an seinem Axtstiel besaß unvorstellbare Kräfte –, und kurz nachdem Timozel unsanft auf dem Boden aufgeschlagen war, konnte der Krieger sich selbst nicht länger im Sattel halten und krachte so hart auf die Erde, daß ihm die Luft wegblieb.
    Axis löste sofort seinen Waffengurt, um sich von der Axt zu befreien, und tatsächlich zog und zerrte augenblicklich nichts mehr an ihm. Er sprang auf und sah sich um. Timozel und Arne lagen auf dem Boden und konnten sich kaum rühren, während ihre Pferde verwirrt umherliefen. Der Boden schwankte unter Axis’ Füßen, und er wäre um ein Haar wieder zu Fall gekommen.
    »Timozel, Arne, weg mit den Waffengurten!« rief er und lief stolpernd auf die beiden Kameraden zu. Der Boden hatte Timozel bereits zur Hälfte verschluckt. Axis beugte sich über ihn, und der Grund hob und senkte sich wie schwere See unter ihm. Verzweifelt versuchte er, den Gurt zu lösen, damit Timozel seine Axt loswürde. Endlich gelang es ihm, und der Soldat seufzte erleichtert. Axis half ihm auf und eilte dann zu Arne. Der hatte sich bereits von seiner Waffe befreien können. Nachdem der Axtherr ihn hochgerissen hatte, sahen die drei sich nach ihren Äxten um. Der Boden schwankte noch heftiger als vorher, und die Waffen waren irgendwo unter der Schicht aus Blättern und Nadeln verschwunden, die überall den Boden bedeckte.
    Die Soldaten zogen sich zu einer Stelle zurück, wo der Grund ruhig und fest zu sein schien, und blieben dort mit zitternden Knien stehen. »Artor steh uns bei!« keuchte Arne. »Wir wären mitsamt unseren Waffen verschlungen worden!« Ein paar Herzschläge lang wagten die drei sich nicht vom Fleck zu rühren. Sie versuchten, wieder zu Atem zu kommen, starrten mit dem Schwert in der Hand auf die Stelle, wo ihnen ihre Äxte abhanden gekommen waren, und vermochten nicht zu begreifen, wie ihnen geschehen war. Nach einer Weile beruhigte sich der Grund wieder, und noch etwas später lagen auch die Blätter ganz ruhig da. Die Männer tauschten besorgte Blicke aus. Was war dies für ein Ort, wo der Waldboden Äxte verschlingen konnte? Wie sollten sie gegen die Erde selbst ankämpfen?
    »Ich frage mich«, bemerkte Timozel leise, »ob der Bote des Bruderführers auch eine Axt bei sich trug.« Sein jugendliches Gesicht hatte alle Farbe verloren. »Und wenn es so war, ob es ihm dann gelungen ist, rechtzeitig den Gurt zu öffnen.«
    »Wie viele andere mögen hier wohl in dieser Erde begraben liegen?« murmelte Arne.
    Darüber wollten sie lieber nicht weiter nachdenken. Axis rang darum, die Fassung wiederzugewinnen. »Zurück zu den Pferden! Ich für meinen Teil fühle mich erst besser, wenn ich Belaguez wieder unter mir spüre.«
    Als die Männer aufstiegen, kam Gilbert zurückgeritten. »Was ist geschehen?« fragte er bestürzt.
    Axis drehte sich im Sattel zu ihm um. »Man hat uns unsere Äxte genommen, Bruder«, antwortete er um einiges ruhiger, als er sich fühlte. »Wollen wir hoffen, daß der Wald nicht vorhat, uns auch noch zu fressen. Los, reiten wir weiter!«
    Der Ritt wurde lang, aber keine unsichtbare Gefahr überfiel sie mehr. Doch der Wald blieb dunkel und unheimlich, und die Soldaten zuckten beim kleinsten Geräusch zusammen. Der Panik nahe, schrien sie sich an, wenn ein Zweig unter einem Huf knackte oder ein niedriger Ast sie am Kopf oder an der Schulter traf. Schweißnasse Hände hielten die Schwertgriffe, doch keiner wagte es, die Handflächen am Umhang zu trocknen, fürchteten sie doch, daß die Dämonen oder sonstigen Unholde im Wald genau diesen Moment für ihren nächsten Angriff wählen könnten.
    Nachdem sie fast acht Stunden im Sattel gesessen hatten, fiel der Boden vor ihnen sichtlich ab. Bald ging es immer steiler nach unten, und sie mußten die Pferde fest am Zügel halten, damit diese nicht ausglitten und stürzten. Nach einer weiteren Stunde hielt Gilbert an und drehte sich zum Axtherrn um. Er wirkte

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