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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Ihr uns den Grund Eures Kommens erklärt. Veremund!«
    Bei Ogdens unerwartet lautem Ruf fuhren die vier Männer zusammen. Gilbert, der dem Alten am nächsten stand und sich gerade niederlassen wollte, geriet aus dem Tritt und wäre sicher gefallen, wenn Timozel ihn nicht am Arm gefaßt hätte.
    »Veremund!« brüllte der Bruder noch einmal und starrte auf die Wendeltreppe, die sich nach oben im Dunkel verlor. Etwas später hörte man schlurfende Schritte, und kurz darauf erschien auf den Stufen eine Gestalt mit einer Lampe. Ein Mönch, der nun die Treppe herunterstieg und dabei ohne Unterlaß vor sich hin murmelte.
    Wenn Ogden klein und dick war, dann stellte Veremund das genaue Gegenteil dar. Schwarze Augen leuchteten im bleichen Gesicht des großen und hageren Mannes. Nur bezüglich ihres weißen Haars glichen sich die beiden. Tintenflecke bedeckten Veremunds schmutziggraue Kutte.
    »Wir haben Gäste?« rief der Hagere, als er Axis’ und seiner Gefährten ansichtig wurde. »Ogden, wir haben Gäste!« Er eilte zum Tisch und schüttelte allen vieren begeistert die Hand. »Ich bin entzückt!« strahlte er. »Vollkommen beglückt, alter Knurrhahn.« Er strich Timozel über den Kopf, klopfte Gilbert auf die Schulter und entdeckte dann die Rangabzeichen auf Axis’ Umhang.
    »Axtherr! Wir fühlen uns zutiefst geehrt, nicht wahr, Ogden?« Er sah seinen Mitbruder erwartungsvoll an, der aber nur ein mürrisches Gesicht zog und zum Feuer schlurfte, um einen großen Kessel näher an die Flammen heranzuschieben. »Nun ja«, meinte Veremund dann etwas ernüchtert, »wir fühlen uns auf jeden Fall geehrt. Wie lange ist es her, seit wir so hohen Besuch hatten? Verzeiht bitte Bruder Ogdens schlechte Manieren, meine Herren. Ihr müßt verstehen, daß er es nicht mag, während seiner Kontemplation gestört zu werden. Ich für meinen Teil freue mich dagegen sehr, Gesellschaft zu haben.« Er winkte den Männern freundlich zu. »So laßt Euch doch nieder, bitte, setzt Euch.«
    Ogden knallte schmutzige Teller auf den Tisch, betrachtete sie kritisch und wischte sie mit dem Saum seiner Kutte ab, wonach sie noch verschmierter aussahen. »Die Herren haben mir noch nicht verraten, Veremund, aus welchem Grund sie uns aufsuchen.« Er verteilte die Teller vor den Gästen.
    Sein Mitbruder strahlte die vier an. »Nun, das ist doch nicht so wichtig, oder? Uns steht noch genug Zeit zur Verfügung, um ihre Geschichte zu hören.« Er schwieg für einen Moment, und ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Meine Herren, verzeiht mir die Neugier, aber ich frage mich, ob Ihr bei Eurem Zug durch den Wald auf irgendwelche, nun, Schwierigkeiten gestoßen seid.«
    Ogden, der ihnen den Rücken zugekehrt hatte und im Vorratsschrank rumorte, hielt inne und drehte sich wieder zu den Gästen um. Dabei warf er Veremund einen eigenartigen Blick zu.
    Axis sah sich in der Runde um, ehe er antwortete. »Also, wir waren noch keine hundert Schritt weit in den Wald eingedrungen, als …« Er schwieg kurz. »Als …«
    »Verstehe«, sagte der Hagere, knetete die Hände und schaute bekümmert drein. »Der Wald wollte Euch Eure Äxte nicht lassen, oder?«
    »Dämonen«, grollte Arne. »Kein Wald oder Gehölz darf bestehen bleiben. Sie stellen eine Beleidigung Artors dar.«
    Ogden wuchtete einen kalten Honigschinken auf den Tisch und kicherte. »Junger Mann, der Seneschall versucht schon seit tausend Jahren, diese Bäume zu fällen. Es heißt, eines Tages hätten fünftausend Axtträger das Gehölz umringt und auf die Stämme eingeschlagen.« Er lachte laut. »Niemand hat das überlebt … von den Axtmännern, meine ich.«
    Axis blickte genauso wie die anderen recht verdattert drein. »Aber ich dachte, der Seneschall habe den Wald erhalten, um der Burg ihre Abgeschiedenheit zu lassen.«
    Veremund seufzte und setzte sich zu ihnen. »Leider mangelt es dem Seneschall an der Kraft, guter Axtherr, um diesen Wald zu erobern. Die alte Magie scheint hier noch viel zu stark zu sein.« Veremund warf Ogden, der gerade mit einem Tablett voller Speisen vom Schrank zurückkehrte, einen Blick zu. Beide Mönche schienen sich die gleichen Fragen zu stellen, auch wenn sie diese nicht laut aussprachen: Warum hatte der Wald ihnen die Äxte genommen, sie selbst aber am Leben gelassen und ihnen gestattet, die Burg zu erreichen? Dabei hatten die Bäume doch seit … nun, seit unzähligen Jahren niemandem den Durchritt erlaubt.
    Der Kessel pfiff, und Veremund machte sich daran, Tee aufzubrühen.

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