Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
Reich.«
    Axis warf Gilbert einen fragenden Blick zu, doch der wirkte genauso verwirrt wie er selbst. »Veremund, was soll das heißen? Wer ist dieser Gorgrael, dieser Zerstörer?«
    Doch statt des Hageren antwortete der Dicke. »Laßt mich zuerst etwas über diese Burg berichten.« Als der Axtherr nickte, fuhr Ogden fort: »Jayme erzählte Euch, sie enthalte Berichte und Texte aus uralten Zeiten. Aus jener Epoche, in der die Achariten die Unaussprechlichen hinter die Grenzberge abdrängten, nicht wahr?«
    Axis nickte. »Ja, der Bruderführer hofft, daß in diesen Unterlagen wichtige Hinweise darauf zu finden sind, wie man die Unaussprechlichen überwinden kann.«
    Der Dicke blinzelte belustigt. »Das möchte ich bezweifeln, junger Freund. Unser Archiv enthält die Berichte der Unaussprechlichen selbst, und die gehen bis zu achttausend Jahren zurück.«
    »Was?« entfuhr es dem fassungslosen Gilbert. »So etwas hätte man schon vor Jahrhunderten verbrennen müssen!« Seit man die Unaussprechlichen hinter die Grenzberge und hinauf in das Eisdachgebirge vertrieben hatte, hatte der Seneschall alles in seiner Macht Stehende unternommen, das Reich von allem zu reinigen, was mit diesen Völkern zu tun hatte oder an sie erinnerte. Die Menschen durften sich nicht einmal mehr die alten Geschichten erzählen, die von den Unaussprechlichen handelten. Und wenn man das jetzt hörte, konnte man nur zu gut verstehen, daß die Kirche jeden davon abhielt, sich allzu gründlich mit dem Wald der Schweigenden Frau und ihrer Burg zu beschäftigen.
    »Warum, junger Einfaltspinsel, hat der Seneschall wohl nicht all gemein verbreitet, daß diese Quellen hier aufbewahrt werden?« fuhr der Dicke Gilbert an. »Natürlich handelt es sich dabei um Gegenstände der Unaussprechlichen, aber um ganz besondere, die uns wertvolle Aufschlüsse geben können.«
    »Aber bei den Unaussprechlichen handelt es sich um primitive Wilde, Ogden, die kaum über den Tieren stehen. Wie sollten sie in der Lage gewesen sein, Berichte zu hinterlassen?« Axis sprach ruhig, um die Wogen zu glätten. Als er sich beim Reden vorbeugte, brachte der Feuerschein seine Augen und die kurzen Haare seines blonden Barts zum Glänzen.
    Diesmal antwortete Veremund. »Axtherr, die Unaussprechlichen, wie Ihr sie so vereinfachend nennt, waren tatsächlich des Schreibens kundig und besaßen eine Kultur, die sich weit vielschichtiger zeigte als die unsere. Selbst nach den vielen hundert Jahren, da Brüder die übriggebliebenen Dokumente studieren, fangen wir gerade erst an, die Vielseitigkeit und Schönheit ihres Lebens zu erahnen.«
    Arne sah die beiden mißtrauisch an. »Ihr klingt, als würdet Ihr sie bewundern.«
    »Junger Mann, Bruder Ogden und mir fällt es recht schwer, ihnen keine Bewunderung entgegenzubringen. Die Stämme besaßen höchsten Sinn für Schönheit!«
    »Gotteslästerung!« zischte Gilbert. »Ihr seid es nicht würdig, das Kleid des Seneschalls zu tragen!«
    »Nur mit der Ruhe, Bruder«, beschwichtigte Axis ihn, obwohl er nicht umhin konnte, Gilbert in diesem Punkt zuzustimmen. Wie konnten zwei Brüder des Seneschalls die Unaussprechlichen bewundern, wenn diese Wesen doch, wie jeder artorfürchtige Acharite wußte, mit aller Kraft daran gewirkt hatten, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Land abzuschlachten? »Veremund, Ihr sagtet gerade ›Völker‹. Was meint Ihr damit?«
    »Die Unaussprechlichen teilen sich in zwei Gruppen. Da hätten wir zunächst die Ikarier, auch Flügelvolk genannt, und dann die Awaren, das Volk des Horns. Die hiesigen Unterlagen beziehen sich hauptsächlich auf die Ikarier; allerdings stehen uns auch ein paar Quellen über die Awaren zur Verfügung.«
    »Wie vermögt Ihr denn die Sprache der Unaussprechlichen zu lesen, Brüder?« fragte Gilbert voller Argwohn, als er trotz Axis’ Ermahnung nicht länger an sich halten konnte.
    »Alle Stämme, Völker und Rassen lebten einmal in diesem uralten Land zusammen, Gilbert, und sprachen dieselbe Sprache. Und diese hat sich im Lauf der Jahrhunderte nur wenig verändert.«
    »Wir reden in derselben Zunge wie die Unaussprechlichen?« Axis hob die Brauen, wollte aber zunächst etwas anderes erfahren. »Und diese Berichte können uns sagen, womit wir es zu tun haben?«
    Der Hagere nickte. »Davon bin ich überzeugt. Aber statt Euch nur davon zu erzählen, sollten wir sie Euch lieber zeigen. Was meinst du, Ogden, das wäre doch sicher in Ordnung, oder?«
    »Ja, Veremund, das hielte ich auch für das

Weitere Kostenlose Bücher