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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Ogden setzte das Tablett ab und stellte alles auf den Tisch. Die vier konnten es nicht fassen. Selbst beim König hätten sie keine größere Auswahl bekommen: vier Sorten Brot, verschiedene Arten kalten Bratens, Gurken, Senf, frisches Gemüse, diverse gefüllte Törtchen, Marmelade, Rahm, Butter, eingelegte Früchte und eine Käseplatte.
    Gilbert räusperte sich. »Verzeiht, Brüder, aber wie ist es möglich, die Tafel so reichhaltig zu decken?«
    Ogden und Veremund hatten sich ebenfalls niedergelassen und sahen sich verständnislos an. »Wieso? Das Essen kommt natürlich aus dem Vorratsschrank«, antwortete der kleine Dicke.
    »Gut«, sagte Gilbert, rutschte auf seiner Bank herum, »aber wie gelangen die Speisen dorthin? Ich meine, habt Ihr die Tiere selbst geschlachtet und das Fleisch gebraten oder gekocht? Und habt Ihr das Brot selbst gebacken? Wir entdeckten draußen weder Vieh noch bebaute Felder.«
    Ogden sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Du junge Peitschenschlange, das Essen kommt aus dem Schrank, das habe ich doch schon gesagt. Veremund stellt es hinein.«
    Der Hagere starrte ihn mit großen Augen an. »O nein, Ogden, ganz gewiß nicht. Du stellst die Sachen hinein. Ich tue das bestimmt nicht.«
    Ogden wandte sich mit grimmiger Miene an seinen Mitbruder. Offensichtlich vertrug er es nicht, wenn man ihm widersprach. »Ich habe das noch nie getan, das warst du!« Seine runden Wangen verfärbten sich.
    »Brüder!« mischte sich Axis rasch ein, um die beiden zu beruhigen. »Das ist doch eigentlich nicht so wichtig. Verzeiht bitte, wenn Bruder Gilberts Frage Euch verletzt haben sollte. Solch reichliche Speisen hätten wir hier nur nie erwartet.«
    »Wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt«, schnaufte der Hagere, »dann will ich mich jetzt um Eure Pferde kümmern. Im hinteren Teil des Burghofs steht ein Stall. Seid bitte so freundlich und wartet mit Eurer Geschichte, bis ich zurück bin. Dann brauche ich Euch nicht zu bedrängen, alles zweimal zu erzählen.« Er erhob sich und bedachte den Dicken mit einem verächtlichen Blick. »Bruder Ogden, wärst du wohl so freundlich, unseren Gästen Tee einzuschenken, während ich die Arbeit draußen erledige?« Damit schritt er aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Eine Stunde später hatten die Reisenden sich aufgewärmt, fühlten sich gesättigt und wirkten erfrischt. Veremund war längst zurückgekehrt und hatte sich wieder zu ihnen an den Tisch gesetzt. Er weigerte sich aber, etwas zu essen, und nahm nur ein paar Schlucke dampfenden Tees zu sich. Ogden beugte sich neugierig vor. »Wohlan, meine jungen Herren, was führt den Axtherrn, zwei seiner Axtschwinger und einen Mönch, der von sich behauptet, der Berater des Bruderführers zu sein, in die tiefsten Tiefen des Waldes der Schweigenden Frau, um zwei alte Männer zu stören, die viel lieber allein geblieben wären?«
    Axis starrte für einen Moment in seine leere Tasse, ordnete die lange Frage in Gedanken und wandte sich dann an die beiden Brüder. »Wir kommen im Auftrag des Seneschalls. Achar selbst bedarf Eurer Hilfe.«
    Und nun berichtete der Krieger fast eine Stunde lang von den Vorkommnissen im Norden und verschwieg nichts. Gelegentlich mußte er bei Gilbert nachfragen, weil er nicht über alle Vorfälle ausreichend Kenntnis besaß, und hin und wieder stellten die beiden Alten eine Verständnisfrage. Schließlich lehnte Axis sich zurück. »Nun, Brüder, vermögt Ihr zu helfen? Könnt Ihr uns mitteilen, wie diese körperlosen Wesen zu besiegen sind?«
    Ogden sah die vier der Reihe nach an und blickte unglücklich drein. »Meine Söhne, schlimme Kunde bringt Ihr da mit. Und ich fürchte, ich muß Euch mitteilen, daß alles noch viel furchtbarer kommt, als Ihr Euch das vorstellen könnt.« Er schwieg betroffen.
    Axis wartete, daß er fortfuhr, und sah ihn gespannt an. »Dann sagt uns doch, Mann, was wir noch zu erwarten haben. Sprecht, und laßt mich nicht hilflos herumsitzen. Nach Ratespielen steht mir nicht der Sinn.«
    »Axtherr, an einer Stelle Eures Berichts erwähntet Ihr, daß die Bedrohung im Norden nicht unbedingt von den Unaussprechlichen ausgehen müsse«, entgegnete Veremund. Das Wort ›Unaussprechliche‹ wollte ihm nicht so recht über die Lippen kommen. »Damit liegt Ihr vollkommen richtig. Bruder Ogden und ich befürchten, daß Ihr vom Zerstörer gesprochen habt. Von Gorgrael, dem Fürsten des Nordens. Anscheinend schickt er seine Geistmänner durch Eis und Nebel gegen das

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