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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ehrerbietig, »Ihr bleibt besser hier bei Euren Kameraden und wartet auf den Axtherrn. Er wird Euch sagen, was weiter zu tun ist, und entsprechende Befehle geben. Ich führe die junge Dame fort von hier tiefer zwischen die Gräber, damit sie Ruhe findet, um ihre Mutter zu betrauern. Ruht Euch nun aus, Ihr habt Euch als wahrer Beschützer erwiesen.«
    Der Schweinehirt klang so ehrlich und überzeugend, daß der junge Offizier den Vorschlag gern annahm. Er nickt zustimmend, und Jack führte das Mädchen mit sich fort.
    Timozel schloß die Augen, rieb sich die Schläfen und murmelte: »Faraday.« Er mußte sie beschützen, sie war doch jetzt ganz allein. Im nächsten Moment riß er die Augen auf und hob den Kopf. Der Schweinehirt und das Mädchen hatten zusammen mit der weißen Katze das Ende des Grabhügels erreicht. Wohin brachte der Mann sie? Furcht und Argwohn befielen ihn, und er eilte ihnen hinterher. Doch seine Füße bewegten sich schwer wie Steine und wie durch zähen Schlamm. Ich muß sie beschützen! Er zwang sich weiter voran. Nicht alles darf an diesem furchtbaren Tag untergehen.
    Jack blieb mit dem Mädchen am Ende des Grabhügels stehen. »Meine Liebe«, begann er, legte ihr den Arm um die Schultern und sprach ihr ins Ohr, »erinnert Ihr Euch noch Eures Versprechens, uns nicht zu enttäuschen?«
    Faraday nickte leicht, obwohl sie sich in ihrer augenblicklichen Verfassung nicht darum kümmern mochte, was sie irgendwann einmal irgendwem versprochen hatte.
    Der Schweinehirt spürte, wie sehr der Anblick der toten Mutter das Mädchen aus der Bahn geworfen hatte. »Trotz des Chaos und der Verheerung, die Gorgraels Sturm über uns gebracht haben, wäre es sicher das klügste, wenn wir beide gleich hier und jetzt unsere Reise zu Bornheld anträten. Wenn Ihr zu dieser Stunde verschwindet, glaubt der Krieger, Ihr wärt ebenfalls den Angriffen des Zerstörers zum Opfer gefallen. Für Euer Seelenheil wäre es sicher von Vorteil, wenn Axis Euch für tot hielte, und sei es nur für wenige Wochen.«
    Faraday weinte wieder. Jack strich ihr sanft über die Wange und wischte Tränen und Regentropfen fort. »Sorgt Euch nicht, wunderbare Herrin. Alles wird gut ausgehen. Doch Yr und ich halten es für das beste, wenn Ihr gleich aufbrecht. Axis denkt zuviel an Euch, läßt sich zu sehr von Euch ablenken. Glaubt mir, an der Seite des Herzogs nutzt Ihr ihm mehr.«
    »Ja, Ihr habt wohl recht«, flüsterte das Mädchen.
    »Ach, meine Liebe«, tröstete der Schweinehirt sie. »Haltet Euch an meinem Stab fest, dann befindet Ihr Euch in vollkommener Sicherheit. Yr, auf meine Schultern, wenn ich bitten darf!«
    Die Katze kletterte am Wollmantel des Hirten hoch und machte es sich auf seiner Schulter bequem. »Los, säumen wir nicht!« zischte sie.
    Jack wartete, bis Faraday seinen Stab mit beiden Händen ergriffen hatte, dann schlug er dreimal damit auf eine kleine Steinplatte zu ihren Füßen. Das Geräusch fuhr durch das ganze Holz bis hinauf zum beschnitzten Knauf.
    »Singt wohl, und fliegt hoch, Sternenreisende. Erlaubt uns, durch die Kammer des Todes zu gelangen, und gewährt uns Einlaß in Eure Hallen. Im Namen dessen, der eines Tages an Eurer Seite schreiten wird, erflehen wir heute Eure Hilfe.« Seine Augen strahlten wieder smaragdgrün, und er hielt den schweren Stab so fest, daß seine Fingerknöchel weiß wurden.
    Und im nächsten Moment traten mehrere Ereignisse gleichzeitig ein.
    Timozel klopfte dem Schweinehirten auf die Schulter. »Was tust du da?« fragte er herrisch und streng. Jack drehte den Kopf, starrte den jungen Mann aus den grün leuchtenden Augen an, und sein ganzes Gesicht hatte sich in eine Maske äußersten Zorns verwandelt. Yr zischte gefährlich, schlug mit den Krallen nach Timozel und blickte ihn aus blitzenden Augen an.
    Gleichzeitig rumpelte und grollte es unter ihren Füßen. Der Boden tat sich auf, eine gähnende Öffnung entstand, und der Rand des Grabhügels stürzte ein. Faraday sah das Loch unmittelbar vor sich, kreischte und versuchte wegzuspringen. Aber zu spät – im nächsten Moment stürzte sie kopfüber nach unten. Irgendwo schlug sie mit der Stirn an, und alles wurde schwarz.
    Axis und die beiden Mönche erreichten die Grabhügel, als das Unwetter nachließ. Sie waren dem Angriff entronnen, unter anderem auch deshalb, weil die Ikarier nicht nur sich selbst, sondern auch den Krieger vor den schlimmsten Auswirkungen bewahrt hatten.
    Doch als der Krieger zwischen den Hügeln einherritt,

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