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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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läuft perfekt, dachte ich, wenn ich in diese Einfahrt reinkomme, bevor sie mich gesehen haben. Ein bißchen schneller, verdammt noch mal – Vorsicht, Vorsicht …
    Ich hielt den Wagen an. Ich stand ungefähr sechs Meter von der Straße entfernt hinter einer Gruppe junger Kiefern, die von einem dicken Schneemantel fast erstickt wurden. Die Sicht reichte gerade, um sie kommen zu sehen, und die Distanz ermöglichte es, den Wagen vor ihnen auf die Straße zu fahren und ihren Weg zu blockieren. Wer auch immer in dem Wagen saß – in ein paar Sekunden würde ich sie mir gründlich ansehen können.
    Ich holte tief Luft. Dann tätschelte ich die Pistole in meiner Tasche. Man kann nie wissen, dachte ich. Wenn Bruckman in dem Wagen sitzt, könnte es durchaus dazu kommen.
    Mein Herz schlug schneller. Entspann dich, Alex. Ruhig Blut. Atmen. Zwing dich zum Atmen.
    Ich wartete. Jede Sekunde war es soweit.
    Von dem Wagen war nichts zu sehen. Vielleicht mußten sie sehr langsam fahren. Keine einfache Straße, mit dem vielen Schnee. Geduld.
    Ich wartete.
    Nichts.
    Wo sind sie? Sie müßten jetzt hiersein.
    Schön warten, Alex. Noch ein bißchen. Laß ihnen Zeit.
    Ich wartete.
    Verdammt. Sie haben mein Spielchen durchschaut. Sie fallen nicht drauf rein.
    Ich wartete noch eine Minute und knallte dann den ersten Gang rein. Dumm gelaufen, Alex. Jetzt wissen sie, daß du sie bemerkt hast.
    Ich fuhr den Weg, den ich gekommen war, zurück zur Hauptstraße und verfluchte dabei mich, Bruckman, den Schnee und alles, was mir sonst noch einfiel.
    Und dann sah ich sie.
    Der Wagen stand, die Vorderräder neben der Straße. Ein Mann stand bis über die Hüften im Schnee und versuchte, das Auto zurückzuschieben.
    Sie stecken fest, dachte ich. Das darf doch nicht wahr sein – sie stecken im Schnee. Ich habe sie. Jetzt sachte heranfahren und mal sehen, was sie so machen.
    Das erste, was mir beim Näherkommen auffiel, war, daß keiner der beiden Bruckman war. Das zweite, was mir auffiel, war, daß beide Jagdmützen trugen. Den Mann, der den Wagen schob, erkannte ich nicht, und den Mann am Steuer, soweit ich ihn überhaupt sehen konnte, auch nicht. Aber ich hatte mir die anderen Hockeyspieler an jenem Abend nicht näher angesehen, und so konnte ich auch nicht sicher sein.
    Ich fuhr neben sie und hielt an. Ich drehte das Fenster hinunter.
    Der Mann schob weiter und fluchte dabei leise vor sich hin. Der Fahrer kurbelte am Lenkrad. Der Wagen bewegte sich nicht einen Millimeter. Keiner der beiden sah mich an.
    Ich saß nur da und sah ihnen zu. Die Straße zeigte nichts als Schnee und Kiefern. Keine Häuser, in welche Richtung man auch blickte. Einige träge Schneeflocken begannen zu fallen. Wenn das der schwere Schneesturm war, von dem alle sprachen, hatte er noch einiges zu leisten.
    Endlich schenkte mir der Mann, der nicht im Wagen saß, einen verstohlenen Blick und dann ein mattes Winken. Sein Gesicht war von all dem Schieben und Drücken gerötet. »Alles in Ordnung«, sagte er schließlich zu mir. »Alles okay. Trotzdem vielen Dank.« Die natürlichste Antwort der Welt, wenn man im Schnee steckt und neben einem hält ein Mann in einem Lastwagen.
    Ich bewegte mich nicht. Ich sah ihnen weiter zu.
    »Wie müssen ihn zum Schaukeln bringen, Herrgott noch mal«, sagte der Mann zum Fahrer. »Hin und her, hin und her. Los!« Aber die beiden Männer konnten sich nicht auf denselben Rhythmus einigen. Der Mann winkte mir noch mal. »Das geht in Ordnung. Fahren Sie nur weiter.«
    »Sieht ganz so aus, als könntet ihr Jungs Hilfe gebrauchen«, sagte ich.
    »Nein, nein, wirklich«, sagte er. »Vielen Dank.«
    »So kommt ihr nie los«, sagte ich. »So sind Sie im Frühjahr noch hier.«
    »Wir haben es«, sagte der Mann. »Ich merke, wie er sich bewegt. Passen Sie auf! Sie sind da im Weg!«
    »Nee, Sie sitzen ganz schön fest«, sagte ich. »Ich muß Sie rausziehen.« Ich öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen …
    »Nein, wirklich nicht!« sagte der Mann. »Bitte! Das brauchen Sie nicht!« Der Fahrer schüttelte jetzt den Kopf und hämmerte auf das Lenkrad.
    Ich ging zur Ladefläche des Kleinlasters und zog ein langes Stück schwerer Kette hervor.
    Das meiste davon hielt ich in der linken Hand, in der rechten gerade soviel, um jemandem die Zähne einzuschlagen, sollte das nötig sein. Die Pistole steckte in meiner rechten Manteltasche. »In einer Sekunde haben wir euch draußen«, sagte ich. »Ein Glück für euch, daß ich gerade vorbeigekommen

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