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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Robert für Irene Graf, doch da die restlichen Beschreibungen von »nervöse Intensität« bis zu » s pontaner Char m e, der eine undankbare R olle zu einem der Glanzpunkte des Abends m acht« reichten, wurde sie genauso da m it fertig.
    »Kindchen, jetzt könnte ich Sie beim Film unterbringen«, sagte ihr Agent zu ihr, »aber warten Sie lieber noch, sonst verschleißt m an Sie in einer von den B illigproduktionen.«
    » W ürdest d u in e i nem Film m it s piele n ?« fra g te s i e Robert und setzte neckend hinzu: »In einem Tonfil m , versteht sich.«
    Er überlegte. »Nur, wenn ich die Hauptrolle und die Regie bekäme und das The m a best i mmen dürfte. Sonst wäre es all die Monate Arbeit n i cht w ert.«
    Jetzt, wo er es geschafft hatte, gegen den großen Max Reinhardt anzutreten und zum Ge s prächsthe m a von Berlin zu werden, verlor er sehr schnell das Interesse an dem Stück und m achte sich bereits Gedanken um das nächste. Sein Interesse für Brutus erlosch sogar noch schneller, und er ließ öfter seine zweite Besetzung einspringen, ein m al, um den Sommernachtstraum und Carla als Helena zu sehen, die anderen Male aus Lustlosigkeit und weil es Fesselnderes zu tun gab. Man hatte ihm be i m Rundfunk angeboten, selbständig sechs Hörspiele zu produzieren, und diese neue A ufgabe war unendlich aufregender, als allabendlich Brutus zu v e rkörpern. Nur ein m al, als Carla ihrerseits Erkältung vorschob und dadurch die Möglichkeit hatte, ihn zu sehen, arbeitete er noch weiter an seiner eigenen Darstellung.
    »Naive Heiligkeit«, ha!
    Carla reagierte genauso, wie er es sich nur wünschen konnte, und ihr Enthu s i a s m us m achte ihre Abwesenheit bei der Pre m iere wieder wett. Überdies bot ihnen die Sac h e m it den Hörspielen eine neue Möglich k eit zur Zusam m enarbeit, denn er durfte sich auch, im Rah m en eines abgesteckten Etats, sei n e eigenen Sprecher zusa mm ensuchen. Natürlich gab es einiges, w a s er noch lernen m ußte; vor d e m Mikrophon seinen Text zu verlesen oder selbst einen Ro m an oder ein Stück auf eine halbe o d er Drei v i ertelstun d e zurechtzu s tutzen unterschied sich genauso wie das reine Schauspie l ersein von der Regie. Zum Glück gab es P e ter W er m ut, der m it sein e m litera r is c hen Zug für die Auswahl und Grobkürzung der Vorlagen wie geschaffen war.
    » W ieso«, sinnierte Carla, »überschl a gen sich die Menschen nur so, um sich von dir ausnutzen zu lassen?«
    Robert kniff sie in die Schulter. »Weil ich das B este aus ihnen heraushole, versteht sich.«
    Es m achte Spaß, sich in die technischen Aspekte des Ganzen einweisen zu lassen, was ihn etwas an die Spielzeugeisenbahnen erinnerte, die ihm Dada und Papa a l s Kind geschenkt hatten. Die Geräusche, die sich m it eigentlich ganz ei nf achen Mitt e l n wie ei ne m Sandkasten oder einem Blatt Stanniolp a pier erzielen ließen, ü bertrafen das, was auf der Bühne m öglich war, bei weite m . Und nur m it den Stim m en von Schauspielern zu a r b eiten s et z te ihm keine Grenzen bezüglich der äußeren Erscheinung, ganz zu schweigen davon, daß er und das Mikrophon füreinander geboren waren.
    Für Carla brachte die Hörspielr e ihe die Entdeckung m it sich, daß sie unter Roberts Regie arbeiten ko n nte. Entwe d er hatte er im Lauf der letzten anderthalb Jahre dazugelernt, oder er fühlte sich einfach entspannter im Hörfunk m ediu m . A u f jeden Fall ging er, obwohl er im m er noch der eindeutige Herrscher seines kleinen Königreichs war, auf seine Mitwirkenden ein, und es m achte tatsächlich Spaß, ihm das zu geben, was er wollte. D ie einzi g e Wolke an i h rem Horizont in diesen Tagen war die im m er häu f igere Anwese n heit d er Antwolfen.
    Ohne ungerecht zu sein, ließ sich leider noch nicht ein m al behaupten, daß die Antwolfen sich nahtl o s in die Kette von Roberts Freundinnen einfügte. Sie schwär m t e n i c h t, sie hi n g ihm nicht am Hals, weder sy m b olisch noch de facto, und sie zeigte keine Anstalten, in Tränen au sz ubrechen o d er irgendwo Hilfe zu s u chen, wenn er keine Zeit f ür sie hatte. Zu a llem Über f luß zeigte Monika von Antwolfen, wenn Robert ihr kleinere Sprechr o llen in den Hörspielen zuwies, auch noch dasselbe nicht sehr große, aber unleugbare Talent wie als Ophelia. Am ungewöhnlichsten war, d a ß Robert m it ihr nicht prahlte, aber beruhigenderweise betrog er sie gelegentlich, genau wie die anderen. Ob sie das wußte, bli e b Carla verborgen. Monika und sie

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