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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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be r üh m ten Kritiker wie Kerr oder K r aus zu i m itieren, end e te m it seiner Entlassung, und er war zu bequem und nicht ehrgeizig genug, um s e in Glück bei einem der großstädtischen Jou r nale oder in einem anderen Beruf zu versuchen. Statt dessen war Rainer K önig dazu übergegangen, das Geld seiner Mutter zu a k ze p tieren. Für Roberts Groß m utter, zweifache W itwe und Besitzerin einer der grö ß ten Brauereien in Franken, waren Rainer u nd seine Frau die schwarzen Schafe der Fa m ilie, und sie zahlte ber e itwillig, um sie nicht läng e r in der Nä h e zu haben.
    » W enn du s chon Geld von deiner Mutter nim m st«, hatte Barbara verächtlich zu ihrem Mann gesagt, »dann benutze es wenigstens zu etwas Sinnvolle m . Ich halte es hier nicht länger aus. Ziehen wir nach München um. Ich habe Freunde dort, und es gibt Möglichkeiten…»
    »Man sollte über so etwas nicht scherzen«, sagte Marianne Fehr m i ßbilligen d .
    Robert sch n itt e ine Gri m asse. Er hatte v e rges s en, daß Carlas öde ält e re Schwester s ie b e gleitete. S i e saß sehr a u frecht auf der Holzbank neben Carla, ein Fre m dkörp e r in m itten all d er anderen Besucher, die sich entspannt an den Tischen lüm m elten.
    »Aber es stimmt«, widersprach Car l a, die eigentlich etwas anderes sagen wollte; doch Marianne zu provozieren war nun ein m al zu ver f ührerisch. Sie sprach e ben f alls sehr leise, was seine Schwi e rigk e iten in sich barg. Das St i mmengewirr, das um sie aufstieg und zischte wie der Schaum auf d e m B i er, das Roberts Vater zu seiner Freude endlich gebracht wurde, ertränkte jedes nor m ale Flüstern. Sie m ußte sehr präzise betonen, um verstanden zu werden, eine Erkenntnis, die sie sich m erkte.
    »Ich hab selbst gehört, wie Herr König ein englisches Lied gesungen hat. U n d als e r ne ul ich bei uns zum Mitta g essen war, h at er gesagt, er m ag keine Klöße. Der Mann kann nur ein Spion sein.«
    Sehr ernst w andte sie sich an Rob e rt. »Fragt sich nur, ob ein englischer oder ein preußischer.«
    Robert grinste. »Na, wo du so viel rausgefunden hast, kann ich dir auch noch den Rest erzählen. Er m ag auch keine Unifo r m en.«
    Carla h ieb m it ihrer li n ken Hand f läche auf den Tisch, was Maria n ne zusam m enzucken ließ. Es war e i ne vulgäre Geste, die sie entweder von Anni oder von den Königs aufgeschnappt haben m ußte. Wenn sie wenigstens in die Hände geklatscht hätte, das wäre zwar unangebracht, aber nicht gewöhnlich gewesen. Außerdem ließ ihre korrekte Aussprache n ach. Marian n e hatte hart an sich gearbeitet, um nie einen bayerischen Akzent zu hab e n. Sie eri n nerte s ich n ur zu gut an den Besuch, den ihre Mutter und sie bei den Verwandten in Göttingen ge m acht h a tten. Einer i h rer Vettern ha tte ihre A u ssprache nachgeäfft, und sie war beinahe vor Scham in Tränen ausgebrochen.
    Vielleicht b r achte es C arla wirklich Vorteile, m it einem anderen Kind zusam m enzusein, aber m ußte es ausgerechnet dieses frühreife kleine Ungeheuer sein? Sie war selbst schon seltsam genug. Ganz abgesehen von dem unmöglichen Vater und Dr. Gold m ann.
    »Der Beweis ist erbracht!« verkünd e te Carla inzwischen. » E in englisc h er Spi o n. W etten«, schloß sie m it einem h i nterhältigen kleinen Lächeln, »dein Na m e ist in W i rklichkeit Bobby?«
    Robert sah m it Entsetzen Bobby als Spitzna m en auf sich zuko mm en, eine endlose Reihe von Graf-Bobby- W itzen im Schlepptau.
    »Nein, nur m ein Deckna m e. In W irklichkeit heiße ich«, er zerbrach sich den Kopf nach et w as typisch E nglisc h e m , das wit z ig u nd ori g inell war, da m it es den Bobby-Einfall sofort vertrieb, verfiel aber nur auf ein Buch, »Oliver Tw ist. Der Jüngere.«
    Die nächsten Stunden verliefen lustig, soweit es Rainer König betraf, quälend, was Marianne angin g ; Carla und Robert sahen keinen Unterschied zu ihren übrigen Zusammenkünft e n, die m eistens in einen W ettstreit ausarteten. Als Robert dazu überging, das Feuerwerk seiner besten Kartenkunststücke abzubrennen, und begann, Münzen aus jeder m anns Ohren hervorzuholen, wußte Carla, daß sie für diesen Tag geschlagen war. B a ld schau t e der ganze Biertisch ihm zu, und sie spürte wieder die Mischung a u s Eifersucht und Bewunderung, die ihr all m ählich ve r tra u t wurde. Es nü tzte n ic h ts, sich zu sa g e n , d aß sich solche Taschenspielertricks sicher schnell lernen lie ß en; das würde aussehen, als a h m e sie

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