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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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te, saß am Steuer des W agens, den sie für diesen Abend ge m ietet hatten, in Begleitung von N i na. Als Carla herauska m , drückte er lange und andauernd auf die Hupe, während Nina und Robert lachten und klatschten. Sie trug auf Wunsch der Fil m gesellschaft Car m illas Ball k leid, e i n e schwarze, tief ausge s chnittene R obe m i t einer engen Taille, deren weiter, steifer Rock einen großen Teil des Rücksitzes einnah m .
    »Ich weiß schon, warum ich die Mode des 20. Jahrhunderts liebe«, sagte Carla, und Robert, der sich ganz an den Rand gedrängt fand, fügte m it G e fühl hinzu: »Ich auch.«
    Universal hatte angeboten, sie m it einer Li m ousine abholen zu lassen, doch Carla war froh, m it ihr e n Freunden fahren zu können. Innerlich war sie gespan n t wie ein D r ahtseil. Zu m i ndest hielten sich Käthe und Dr. Gold m a nn derzeit in Paris auf, und sie mußte sich keine Sorgen in die s er B eziehung m achen. Seit d er Versuch, Hitler in die Regierung einzubinden, an s e inen Bedingungen gescheitert war und neue R eichstagswahlen für den Nove m b e r angeordnet worden waren, befand sich Käthe wieder im Auftrieb.
    »Jetzt, wo die Leute gesehen haben, daß er nicht an Lösungen für die Arbeiter int e res s ie r t ist, wird es wieder ber g ab m it dem Anstreicher gehen«, prophezeite sie in dem Telefongespräch vor ihrer Abreise. »Du wirst es erleben, Carla, der Spuk ist endlich vorbei. Ich werde den Genossen in Paris ins G esicht schauen können, ohne m i ch unserer ar m en, betrogenen Bevölkerung zu schä m en.«
    Einige der Leute, die vor dem riesigen Capitol in der Budapester Straße standen und m it Schilde r n gegen die »Verjudung im deutschen Filmwesen« protestierten, wirkten weder arm noch betrogen, sondern neu unifor m iert und angriff s lustig. Doch es waren höchstens zehn, längst nicht so viele, wie gekommen wär e n, wenn m a n geplant hätte, die ganze Veranstaltung zu verhindern, und sie wurden leicht von den Sicherheitskräften zurückgedrängt. Unter den großen Lettern m it d e m N a m en des Kinos stand in Leuchtschrift: D OLORES M ANNHEIM R AINER W I LLE M C A R L A F EH R , und darunter, kleiner, C AR M ILLA .
    Carla spürte, wie Robert ihr die Hand drückte. »Dolores natürlich zuerst«, sagte sie m it belegter St i mme, weil sie n i cht wußte, wie sie ihrer Freude Ausdruck verleihen sollte, und als er, Nina und Hugo lachten, gestattete sie den Tränen freien Lauf und u m a r m te ihn, Reifröcke hin oder her. Sie u m a r m t e Hugo, Nina, den Sicherheits m ann, der ihr die Tür öffnete, Herrn Kohner, der sie m it seiner Lupita am A r m erwartete, Genevieve, Dolores und Rainer, die bereits eingetroffen waren. Ihr Überschwang trug sie bis ins Foyer, wo zwischen den übrigen Gästen ein dunkelhaarige r , schlanker Mann im Abendanzug stand, der sehr deutlich nie m anden hier kannte.
    »Auf in den K a m p f«, mur m elte Rob e rt schräg hinter ihr. Genevieve, die neben Carla ging, hörte ihn, bezog die B e m erkung aber auf die Journalisten, die sich ihnen ka m erabewaffnet näherten.
    »Lächeln, H oney«, sagte sie zu Carla. »Die sind für uns nützlicher als wir für sie. Du bist doch nicht et w a pressescheu, oder ? «
    Zu ihrer Erleichterung schüttelte Carla den K o pf, setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf und beantwortete die Fragen, die viel zu schnell auf sie einstür m ten, als daß Genevieve sie hätte verstehen können, wenn sich d i e Jo u r nalisten aller Nationen nic h t g l eic h en würden. Sie beantwortete ihren eigenen Anteil der Fragen, reagierte huldvoll auf Ko m pli m ente zu ihrem let z ten F il m , Desperado, der er s t v or zwei Monaten in Deutschland unter dem Titel In der Wüstenglut angelaufen war, und tat ihr Möglichstes, um Dolores davon abzuhalten, zuviel Sekt a u f ein m al in sich hin e inzuschütten. Genevieve trank selbst gerne ihren Teil, ab e r Dolores h a tte aus Ner v osit ä t b e reits ei n ige Tabletten geschluckt, und wenn m an sie betrunken photographierte, würde das sich ganz und gar nicht gut auf ihr I m age und den Film auswirken. Paul, Gott segne ihn, hatte es ebenfalls be m erkt und erteilte den K ellnern m it leiser Sti mm e Anweisungen. Von da an erhielt Dolores nur noch Apfelsaft. Sowie Genevieve eine freie Minute hatte, d ankte sie ihm lei s e.
    »Zu m indest m acht die Kleine i h re Sache gut«, schloß sie und beobachtete Carla zufrieden. Der Schwarm von Reportern hatte sie von ihren Begleitern getre n nt, doch sie

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