Unter dem Zwillingsstern
kein Heiliger, sondern ein raffinierter Hund.«
» W ie oft«, sagte Käthe energisch, »soll ich dir noch versichern, daß Dr. Gold m ann und ich nur gute Freunde sind? Du neigst zum Ro m antisieren, ich weiß, doch inzwischen solltest du eigentlich alt genug sein, um es besser zu wissen. Ich stelle schließlich auch keine Spekulationen über dich und Robert König an, obwohl ich nicht u m hinkann, dir m itzuteilen, daß Martin sehr verwundert über die W ahl seiner Ehe fr au war. Er neigt eben f alls zum Ro m antisieren, doch ich habe ihm von Anfang an versicher t , daß zwischen dir und Robert nur Freundschaft besteht. Ich respekti e re das, und du«, schloß Käthe,
»solltest das gleiche in bezug auf m i ch und Dr. Gold m ann tun.«
Mit Befriedigung registrierte sie, daß Carla betroffen und in sich gekehrt dreinschaute. In W ahrheit w ar sie, obwohl ihr Robert König nie unbedingt als der b e ste aller m öglichen Einflüsse auf Carla erschienen war, m ittlerweile se h r froh über diese Freund s chaft; s i e stellte sich ungern vor, welchen Versuchungen eine unerfahrene junge Frau in diesem Be r uf ausgesetzt war. Roberts Anwe s enheit in Carlas Leben bot, gerade weil sie m i ßdeutbar war, dagegen Schutz. Zu m indest hatte Carla nie Anzeic h en einer t ö richten Sch w är m erei für irgendeinen Blender erkennen lassen, und in der W ohnung, durch die sie Käthe so stolz geführt hat t e, stand kein Photo eines Unbekannten. U m ganz präzise zu sein, es stand überhaupt kein Photo da, und plötzlich wurde sich Käthe be w ußt, daß auch dies sie beunruhigte.
»Die Photographie, die du m i r g e schickt hast«, be m erkte sie behutsa m , »von dir bei der D e m onstr a tion, die habe ich auf m einen Schreibtisch gestellt.«
Der plötzliche The m enwechsel i r ritierte Carla einige Sekunden, dann begriff sie. »Oh, ich habe d as Bild von d i r und W illi Münzenberg aus der Zeitung noch«, sagte sie lächelnd. »Ich bin nur nicht ganz fertig m it der Einrichtung geworden, bevor wir m it dem Drehen angefangen haben, und jetzt bin i c h so gut w ie nie daheim, und wenn, dann faulenze ich und ruhe mich aus, außer, das Geschirr stapelt sich zu hoch. Sobald ich kann, helfe ich den Arbeitslosen und neh m e m i r eine Haushälterin, aber bis dahin dauert es noch eine W eile.«
»Ich verstehe die Abneigung geg e n Hausarbeit«, erwiderte Käthe m ißbilligen d , »aber sie ist nun einmal unu m gänglich. Sich bedienen zu lassen… ich will nicht hoffen, d a ß diese Aristokratin dir das m it der Haushälterin eingeredet hat.«
»Monika? Nein. Sie… m ag m ich nicht besonders, und w i r haben uns schon Ewigkeiten nicht m ehr gesehen.«
»Oh.« Da s i e davon ausging, daß Robert, schließlich der Hauptdarsteller und Regisseur des Fil m s, noch öfter beim Drehen war als Carla, bedeutete das wohl, daß seine F r au ihn nicht begleitete. Seltsa m ; Martin hatte etwas davon erwähnt, daß sie sehr anhänglich w ar und, soweit er wußte, keinen regulären B eruf ausübte, außer hin und wieder in Roberts Unternehmungen auszuhelfen.
»Sie ist schwanger«, sagte Carla h astig, »deswegen blei b t sie zu Hause.«
Nach de m , was Carla ü ber die Ar b eit s zeiten beim Drehen erzä h lt hatte, die im übri g en e i n weit e rer Auswuchs des Kapitalis m us waren - Gab es nicht so etwas wie eine B ühnengewerkschaft? Galt sie im Fil m wesen nicht s ? -, b edeutete d a s : Die ar m e Frau verbrachte ihre Schwangerschaft einsam und allein und völlig vernac h lässigt. Käthe war entsetzt und brachte das auch zum Ausdruck. Robert verantwortungslos zu finden überraschte sie nicht weiter dem Jungen hätte m an nie erlauben dürfen zu heira t en, geschweige denn, ein Kind in die W elt zu setzen -, doch von Carla erwartete sie Besseres.
»Vorhin hast du sie noch diese Aristokratie genannt«, protestierte Carla.
»Zweifellos ist sie das Produkt ihr e r Klasse, was aber nicht bedeutet, daß sie nicht Ansp r uch auf weibliche Soli d arität h a t. I m übrigen entstam m st du selbst der Großbou r geoisie und könntest ihr eigene gewonnene Erkenntnis s e ver m ittel n . Zu m i ndest hoffe ich, daß du Erkenntnisse gewonnen hast.«
»All m ächtiger«, m u r m elte Carla. »Weißt du, du wirst sie heute abend kennenlernen, wenn du m öchtest. Robert hat uns allen freigegeben, und sich selbst auch, weil wir von einem Kollegen Karten für eine Pre m iere im Staatstheater bekommen haben.«
Käthe wollte nicht un d ankbar
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