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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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bis s i e m it dem neuesten Fil m unterne h m en angefangen hatte, für die hiesige Fri e d e nsliga tätig gewesen war.
    »Und? W ie war es in Pari s ? « fra g te Carla, n ach d em sie Kaffee aufgebrüht hatte; Käthe steuerte die Lebkuchen bei, die ihr Mitbringsel aus München darstellten, und erhielt einen Kuß auf die W ange.
    » W ir m üss e n unbedingt ein paar f ü r Robert aufheben, der A r m e be m üht sich zur Zeit m a nnhaft zu verhungern, da hat er etwas Sabotage ab und zu verdient. Also, erzähl schon von Paris.«
    »Die Konferenz verlief sehr turb ul ent«, teilte Käthe i h r m it und fing an, von den Sorgen zu berichten, die sich die Teilneh m er wegen der Lage in Deutschland m achten. »Aber ich habe ihnen prophezeit, daß es besser werden wird, und ich hatte recht!«
    Sie wiederholte noch ein m al i h ren Satz von den vierunddreißig Mandaten, und Carla seufzte.
    »Kathi, ich verderbe dir ungern d i e Laune, aber erstens sind die Nazis m it hundertfünfundneunzig M a ndaten immer noch die stärkste Fraktion, zweitens hat die SPD e benfalls zwölf Mandate verloren, und drittens… das habt ihr in Bayern vielleicht nicht m i tgekriegt, aber die Berliner Funkstunde hat schon wieder einen neuen Chef, und der ist Nationalsozialist. Es m a g ja Zufall sein, aber bis jetzt hat m an bei keinem Mitglied des He r m es-Theaters im Funk d e n Vertrag verlängert. Um die Zeit im Jahr ist das sonst längst geschehen. Robert m eint, das liege d a ran, daß sie ihm nicht zutra u en, r e chtz e itig m it seinem Film f ertig zu werden, u m nächstes Jahr wieder im Funk arbeiten zu können, aber ich b i n m i r da nicht so sicher.«
    »Natürlich ist die Lage im m e r noch bedenklich«, stim m t e Käthe zu. » W ir haben statt eines revanchistischen Barons einen revanchistischen General als Kanzler, von d e m senilen General als Präsident ganz zu schweigen. Aber vergiß nicht, die KPD hat ein p aar Sitze m ehr, und i ch hoffe eben, die Tendenz geht jetzt nach links, nicht nach rechts.« Ein m i ßtrauischer Gedanke ließ sie innehalten. »Du hast doch nicht etwa Zentrum gew ä hlt ? «
    »Nein, aber auch nicht d i e Kom m un i sten. Tut m i r leid, Kat h i, aber ich kann m i ch für das bolschewistische Modell nicht erwär m en. Ich habe SPD gewählt. Übrigens, als ich dich wegen Par i s gefragt habe, wollte ich eigentlich wi s sen, w i e dir die Sta d t ge f allen h at.«
    Carla nahm sich einen der Lebkuchen und knabberte daran, während sie a m üsiert beobachtete, wie Käthes Miene weicher wurde.
    »Nun… ich fand sie b e zaubernd. Martin war schon einmal dort, vor dem Krieg, was sich als ein G l ück erwies, denn ich hatte m einen Baedeker v ergessen. Natürlich b lieb nicht die Zeit, den gesa m ten Louvre zu besichtigen, aber wir sahen die wichtigsten Sammlungen, und Notre- D a m e, und d e n Jardin du Luxe m bou r g.«
    »Natürlich. Und… ? «
    »Und einige sehr nette Cafés, in denen ich m eine Eindrücke von der Konferenz notieren konnte. D u weißt, ich arb e ite sonst nicht beim Essen, aber es gab soviel zu sehen und zu tun, und Martin hatte vollstes Verständnis.«
    »Der Mann ist ein H e iliger«, sagte Carla und goß sich noch etwas Ka ff ee ein. » W illst du m i r erzähle n , daß du zwei W ochen m it ihm in Paris warst und nichts a nderes getan hast, als zu arbeiten und Museen zu besic h ti g en?«
    » W as«, gab Käthe würdevoll zurüc k , »hätte ich denn sonst in Paris tun sollen ? «
    »Great balls of fire«, mur m elte Carla, was Genevieves Lieblingsfluch bei Patzern während des Drehens gewesen war, und schüttelte den Kopf. Dabei be m erkte sie jedoch etwas, und ihre Augen leuchteten auf.
    »Kathi«, sagte sie und hob einen d r ohenden Z eigefinger, »du bist zum Klassenfeind übergelaufen.«
    » W ie m einst du da s ? « f ragte Käthe e ntrüstet.
    »Du trägst P arfü m , und der neue Hut, der auf deinem Haar sitzt, ist ein hoffnungslos unpraktisches, frivoles, kleines Ding, das a uf keinen Fall den nützlichen Z w eck erfüllen würde, dich vor Regen und Schnee zu schützen, aber dir sehr gut steht. Und behaupte noch, daß du in Paris nicht einkaufen warst!«
    »Nun ja, ein, zwei Dinge viellei c ht«, entgegnete Käthe und errötete tatsächlich. »Martin m einte, ich kö n nte m i r so Einblick in den Arbeitsalltag der Pariser Verkäufer i nnen verschaffen und nicht nur aus dem Blickwinkel eines Touristen über die S t adt schreiben.«
    »Ich korrigiere m i ch. Der Mann ist

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