Unter dem Zwillingsstern
galten, doch Robert verlor den Inhalt seiner Taschen regel m äßig und hatte das des öfteren als Vorwand für verpaßte Ter m ine b e nutzt. E r m achte einen kleinen S cherz über ihr gnadenloses Bestehen auf Pünktlich k eit, aber s i e k o nnte sehen, daß er sich f reute.
»Dein Geschenk liegt bei m i r dah e im«, erklärte er bedauernd, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Du kannst m ich ja begleiten und es dir heute abend noch abholen!«
»Robert, du sit z t v e r m utlich b is n a ch Mittern a cht m it Tim hie r , und ich glaube nicht, daß Monika begeistert wäre, wenn ich um d i ese Zeit noch bei euch auftauchte.« Andererseits, dachte Carla, bot das die Gelegenheit, ihre Entschuldigung a n zubringen. Monika würde sie ver m utlich nicht akze p tieren, doch sie h a tte da n n das I h re g etan, und sie nahm sich fest vor, sich die s m al nicht zu ei nem weiter e n Streit provozieren zu lassen. »Ich werde bei ihr vorbeischauen, wenn ich m ich hier verabschiedet habe.«
» W underbar. Aber ich w erde dir t r otzdem jetzt schon verraten, w a s es ist. Irgendein Genie nein, n i cht ich i s t auf die Idee ge k o m m en, unsere k l ei n e Erf o lg -Eskapade aufzuneh m en. Das habe ich erst vor kurzem herausgefunden, weil Dieter m i r geschrieben hat, sie hätten das Ganze auf einem Schweizer Se n d er gehört. Also sei vorsichtig m it der Platte, wenn Monika sie dir g i bt, es handelt sich um eine echt illegale Her m es-Raubkopie.« Mit einem schwachen Lächeln fügte er hinzu: »Du kannst s ie ja Philipp vo r spielen, f alls er d as m onu m entale Ereignis genauso verpaßt hat wie du, du Kulturbanause.«
Carla versetzte ihm einen leichten S t oß m it d e m Ellenbogen, dann nahm sie seine Hand und sagte: »Kom m , ich möchte den Schauplatz unseres Todes noch ein m al sehen.«
Josefsstätten, das Schloß von Hei n z Iffland, war zum größten Teil Sache der Tricktechnik und ein Mod e ll; nur einige Rau m ecken hatten die Fil m architekten tatsächlich in Originalgröße aufgebaut, und dazu gehörten etwa zwei Drittel d es g r oß en Ballsaals. Carla sc h aute auf ihren Arm m it den N a delspuren, die ihr der Maskenbildner aufgesch m inkt hatte.
»A r m e Eleonore. Ich kann nur hoffen, daß sie noch m it m ir spricht, wenn du diesen Film herausbringst.«
»Sie wird sich gesch m eichelt füh l en, da bin ich ganz sicher. Erstens proph ez eit das D r e h buch, daß sie am Schluß ihren W ill e n kriegt, und zweitens weißt du genau, daß Susi Olga und Sibylle die Show gestohlen hat, Fräulein S zenenklau«, erwiderte Robert voller Zuneigung und legte seinen A r m um ihre Schultern, während sie die wie Mahagoni be m alten Pappwände entlang w anderten. » W irklich, Halef, ich bin so f roh, daß du diese Rolle genommen hast. Der F ilm wird perfekt werden, das spüre ich.«
» W as für e i n Jahr das für uns geworden ist«, sagte Carla nachdenklich. »Ich dachte wirklich m ehr als ein m al, ich halte es nicht m ehr aus, und am Ende war es unser Glücksäon.«
Ein Schauer kroch Robert über d e n Rücken, als er sich an den m erkwürdigen Mo m ent nahe einer anderen, w i rklichen Tanzfläche erinnerte. St irb j e tzt. Der Ar m , den Carla um s e ine Taille g e legt h a tte, kra m pfte sich kurz zusam m en. Sie m ußte das gleiche gespürt haben. Betreten schauten sie einander an.
»Das kommt davon, wenn m an an den Ort seines Todes zurückkehrt«, sagte Carla m it einem nervösen kleinen Auflachen. »Dolores hat m ir m al erzählt, daß sie in Hollywood glauben, in alten Fil m sets spuke es, und nie m and sich in Griffiths Bauten für I n tolera n ce wagt. Vielleicht gilt das auch für neue Filmsets.«
»Gehen wir wieder zu den anderen.«
Es ist die Anstrengung, dachte R obert, obwohl ihm der Umstand, daß er über keine freie Minute v e rfügte, bish e r nic h ts a us ge m acht hatte; wie immer, we n n er eine n e ue Herausforderung für sich entdeckte, genoß er sie voll und ganz.
Daß der falsche Parkettboden ihre Schritte so ganz und gar verschluckte, war Carla bisher noch g a r nicht aufgefallen; während des Drehens herrschte eher zuviel a l s zuwenig Lärm. Es erhöhte die unwirkliche Stimmung, und so lenkte sie ihre Gedanken auf die sehr realen W olken am Horizont.
» W as m achst du, wenn der Professor dich verklagt ? «
»Sagen, daß i ch sehr en tt äuscht von i hm b i n, denn He i nz Iff l and wäre sog a r zur Pre m iere des Fil m s gekom m en. Im Ernst, Carla, du hast m it dem Mann
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