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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zahlt nun m al besser, also wechselte Irving zu MGM und wurde dort der wichtigste P roduzent. E r ist sehr char m ant, klug, kurzu m : der Prinz von Hollywood, und Sie werden kaum j e m anden treffen, der ihn nicht vergöttert. Außer L.B. Ich m eine, Fortune schreibt einen Art i kel über Irving, schildert ihn als die Verkörperung von MGM und erwähnt L.B. erst auf der dreizeh n ten Seite als wir das lasen, hielten wir alle nach angeheuerten Killern Ausschau, wenn wir Irving trafen. Und dann hat Irving einen Herzan f all. L.B. sieht seine Stunde gekom m en, schickt ihn auf Erholungsr e ise und erinnert sich, daß er einen Schwiegersohn hat. Und d a m it kommen wir zu David. L.B. haßte Lewis Selznick, Davids Vater, und er war entsetzt, als Irene und David sich ineinander verliebte n . Aber David hat es aus eigenen Kräften zum Chefproduzenten bei R.K.O. gebracht; e r ist ju n g, er ist fähig, er ist der geeignete Rivale für Irving. Außerdem i st Lewis Selznick gerade gestorben. L.B. zieht bei David seine väterliche Num m er ab, appelliert an Davids Fa m iliensinn, dann ruft er uns auf dem Studiogelände zusammen und ve r kündet mit Tränen in den Augen, er habe eine Möglichkeit ge f unden, um Irving, den er wie einen Bruder liebe, weitere G efährdungen seiner Gesundheit zu ersparen.
    Ich dachte s chon, dieser Auftritt ließe sich nic h t überbieten, bis die Sache m it dem Gehaltsverzicht ka m .«
    Erst als Frances anhielt, wurde Carla bewußt, daß ihr W u nsch in Erfüllung gegangen war; sie befand e n sich am Strand, der Pazifik, eine b l aue, schim m ernd glatte Flä c he, soviel ruhiger als der atlantische Ozean, lag vor ihr. Bei Frances’ Erzählk ü nsten wunderte es sie nicht m ehr, daß die Frau eine so erfolgreiche Drehbuchautorin war. Die Jungen sprangen erleichtert a u s dem Wagen und rannten hinaus; sie m ußte sich zusam m e nneh m en, um ihnen nicht zu folgen. Es wäre schön, jetzt zu schwim m en, das Chaos aus Tragödie und Ko m ödie seit ihrer Ankunft für e i nige Zeit aus dem Kopf zu verbannen, doch dazu war sie nicht h i er.
    Das Auto m it Nancy Nak a m ura am Steuer hielt neben ihnen an.
    »Ich fürchte«, sagte Nancy, als s i e ausstieg, » Mr. Fields ist inzwischen bewußtlos.«
    Frances seu f zte. »Kein Wunder, bei de m , was er intus hat. Sie haben ihn heute nur von der schlechtesten Seite gesehen, Miss Nakamura, aber Tom ist im Grunde ein guter Kerl. Er war Freds best e r Freund, und als Fred vor vier Jah r en starb, war er da, als ich ihn brauchte. Und er hat Genevieve vergöttert.«
    »Taten wir das nicht alle ? « entgegnete Nancy zynisch. Doch fast augenblicklich verschwand der Eind r uck von Verletzlichkeit wieder hinter der F assade der diskreten Angestellten, als sie vorschlug, Tom Fields direkt nach Hause zu fahren. Frances bekannte, er wohne zur Zeit bei ihr; a m Ende nah m en Carla und Nancy je einen A r m des bewußtlosen Tom und schleiften ihn, so gut es ging, in das Innere von Frances’ Strandhaus, nachdem sie die Tür aufgesperrt hatte.
    Der Rest di e ses Freitag n ach m ittags verlief f ür Carla leh r rei c h, was die neue Realität, in der sie sich be f and, anging. Frances hatte eine m exikanische Haushälterin, m it der sie sich sehr gut verstand; sie nannten sich gegenseitig Mrs. T. und Mrs. M. Trotzdem war selbst für eine Fremde sofort deutlich, wer Angestellte und wer Arbeitgeberin war, und aufschlußreicherwei s e schlug Frances gelegentlich genau den gleichen Ton gegenüber Nancy Nak a mura an. Es war nichts Offensichtliches, kein Befehl oder gar eine unhöfliche Be m erkung, es war nur der selbstverständlic h e Tonfall einer Höh e r g est e llten. Während Frances Carla sofort m it dem Vorna m en ansprach, wurde aus Miss N aka m ura erst nach einer Stunde »Nancy«. Anscheinend war die a m erika n ische G esellschaft doch nicht so ganz klassenlos.
    Dabei erwies sich Nancy als m ysteriös und zurückhaltend, gewiß eine S tudie wert. Sie sagte nicht viel, sondern ließ Frances von den Stummfi l m t agen, als sie, Genevie v e und noch ein paar andere Frauen aus ihren konventionellen Rollen ausgebrochen und zum Film gegangen waren, erzählen und Car l a von den Dreharbeiten zu Carmilla, doch ihre gelegentlichen B e m erkungen waren stets pointiert und scharfsinnig. Sie wirkte nicht im geringsten eingeschüchtert von Frances’ Status in der Filmwelt, der, wie Carla immer klarer wurde, sehr hoch sein m ußte, und wenn die Kom m entare des betrunkenen Tom

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