Unter dem Zwillingsstern
Gute Erde an. Ihr m üßt wissen, L.B. hielt es für eine Schnapsidee, überhaupt d i e Rechte für das Buch zu erwerben. Er sa gt e, A m erika n er würden n och nicht mal Fil m e über a m erikanische Bauern sehen wollen, g e schweige denn über chinesische. Und während Irving also d e m onstrierte, daß er noch der größte Hecht im Teich ist, ging David ebenfalls mit L.B. in den Ring und verkündete am Ende, er steige aus, um seine eigene Produktionsgesellschaft zu gründen. Im Mo m ent m uß m an nur das W o rt ›Schwiegersohn‹ erwähnen, um den alten Herrn rotsehen zu lassen, aber wenn ihr m i ch fragt, Irene war die, d i e unbedingt von MGM wegwollte. Sie hat es gehaßt, daß ihr Mann für ihren Vater arbeitete.«
Mit e i ner leichten Gri m asse f ügte er hinzu: »Sag m al, Paul, stim m t es, daß Onkel Carl dich ursprüngli c h m it sein e r Rosabelle verheiraten wollt e ? Tja, hätt e st du ja gesagt, hättest du jetzt nicht Berger m an im Genick, und ich hätte Chancen bei Lupita!«
Lupita lachte und sagte etwas auf spanisch.
»Sie m eint«, übersetzte Kohner schadenfroh, »einen Casanova wie dich hätte sie auf keinen Fall g e no mm en, und Onkel Carl hätte eben einen sehr guten Gesch m ack.«
»Apropos… ist eigentlich etwas an den Gerüchten dran ? «
Voller Überzeugung schüttelte Kohner den Kopf. »Über einen geplanten Verkauf, m einst du? Nein, ganz bestim m t nicht. Das würde der alte Herr nie tun. Er hat m i r g e rade erst einen neuen Vertrag angeboten, und außerdem möchte er sein I m perium doch Junior hinterlassen.«
» W enn du es sagst.«
Carla überlegte, ob Max Reinhardt einen seiner beiden Söhne auf diese dynastische Art als Nachfolger betrachtete. Außerdem hätte s i e sich gerne nach Eleonore erkundigt, doch das war angesichts der U m stände un m öglich. S i e fragte sich, ob sie Max Reinhardt je wieder beim R e gieführen erleben, wieder auf einer Reinhardtbühne spielen würde. Nun, sie hatte das ganze Iffland- Projekt von Anfang an m itverfolgt und genau gewußt, was sie tat, als sie in eine R olle einwilli g te. A b er g e rade, weil s ie n u n seit Othello nicht m ehr auf der Bühne gestanden hatte und es hier in Los Angeles kein Theaterleben gab, sch m erzte d i e Au s sicht, von s ä m tlichen Reinhar d tbü h nen verbannt zu sein, m ehr als je zuv o r; viell e icht, weil i h r Gott f ried Reinhardt un m ißverständlich gezeigt hatte, wie der Professor den Film sah.
Dann fiel ihr ein, daß Max Reinhardt über den g rößten Teil seines I m periu m s gar nicht mehr verfügte. Der deutsche Staat hatte alle Reinhardtbühnen für sich beanspr u cht, und in Österreich hatte er eigentlich nur zwei Standbeine, die Salzburger F e stspiele und das Josephstheater. Nun, flüsterte die Zynikerin in ihr, haben wir ein kleines ethisches Dile mm a. Was ist schlim m er auf keiner dieser Bühnen m ehr spielen zu dürfen oder dort nur spielen zu dürfen, weil m an den eigentlichen Besitzer enteignet hat?
Ihre Aufenthaltsgenehmigung in A m erika war verlängert worden, aber noch nicht ihr Vertrag. Am Ende dieses Ja h r es hatte s i e eigentlich erwartet, hei m kehren zu können. Sie konnte hei m kehren. Nichts hinderte sie daran. In Deutschland warteten größere und bessere Rollen und, flüsterte die Stim m e in ihrem Inneren, eine Menge Theater m it neuen Besitzern. S i ch wieder in der eigenen Sprache a us drücken zu können, statt sich bemühen zu müssen, seinen Akzent loszuwerden oder das »th« richtig auszuspre c hen. Robert hatte es bisher geschafft, zu arbeiten, ohne Propaganda für die Nazis m achen zu m üssen, und ihr alter W ettbewerbsinstinkt sagte ihr, daß sie ebenfalls in der Lage dazu war. Außerdem vermißte sie Robert, ver m ißte ihn m it jedem Tag m ehr, und daß sie hier auch sy m pathische Menschen und eine Freundin gefunden hatte, änderte nichts daran.
»Sie keh r t z urück«, sagte Nancy etwas lauter als gewöhnlich, und Carla fiel mit einem m al auf, daß sie offenbar e t was gefragt worden und Nancy für sie eingesprungen war, »so lautet der Na m e von Miss Fehrs neuestem Fil m .«
»Klingt nach einem weiteren von euren Horrorfil m en«, b e m erkte Gottfried Reinhardt. »Paul, wußtest du, daß sie Universal das Studio nennen, wo m an die Skelette tanzen läßt? Ihr habt euch da wirklich auf ein m a kabres Genre spezialisiert. Das wird euch ei ne s Tages noch Schwierigkeiten beim Hays Office einbringen.«
»RKO produzie r t eben f alls d
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