Unter dem Zwillingsstern
er a rti g e Fil m e, White Zombie zum Beispiel«, gab Paul Kohner friedfe r tig zurück. »Doch ich gebe zu, wir sind die Spitze wie es a u ch s e in sollte. Neidisc h ?«
»Aber nicht doch. Du kennst doch d as Credo m eines Chefs: MGM produziert nur Fil m e, d i e wir a u ch unseren Kindern zeigen können, und das sehr lukrativ. S agen Sie mal, Miss Fehr«, zum ersten Mal seit s einem Ausbruch sprach er C a rla direkt an, »langweilt es Sie nicht, nur S pukrollen zu spielen? Wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie zum we i blichen Gegenstück von Bela Lugosi.«
Es hätte e i n e au f richtig ge m einte Frage sein können; Carla wußte es nicht. Durch das V orgefallene und ihre eigenen Schuldgefühle wegen der Überlegungen, die sie anstellte, reagierte sie übere m pfindlich und nahm es als persönlichen Angriff.
»Ich könnte m i r Schlim m eres vorstellen«, entgegnete sie kalt. »Sie nicht? Besser, aus eigenem Verdienst als Vampir berüh m t zu sein, als nur des Nachna m ens wegen zwei m al angesehen.«
Nun schaute der ganze Tisch scho c kiert drein. Ihr wurde bewußt, daß nie m and der Anwesenden, auch Nancy nicht, sie je von ihrer dunklen Seite gesehen hatte, den Teil von ihr, der sie befähigte, verbale Attacken zu reiten, die nicht parieren, sondern zerstören sollten. Sie bedauerte es ihrer Gastgeber wegen; beide K ohners waren nett zu ihr gewesen, und es gab keinen G r und, ihnen den Tag zu verderben. Außerdem wußte sie, wenn sie noch länger bliebe, würde sie der Versuchung nicht widerstehen könn e n, Gottfried Reinhardt wirklich leiden zu lassen. W eil er sie an a ll das erinnerte, was sie verpaßte, weil er sie dazu gebracht hatte, sich schuldig zu fühlen, und weil er ein ergiebiges Opfer w a r. Man brauchte ihn sich nur anzuschauen bleich und sprachlos wegen einer B e m erkung, wie er sie gewiß doch schon oft gehört haben mußte. Carla stand auf.
»Es tut m i r leid«, sagte sie, an die Kohners gewandt, in einem unbewußten Echo von Paul Kohners Worten, »aber… ich habe noch eine Verabredung m it m ein e m Agenten, die mir ganz ent f allen war. Tut m i r wi r klich sehr leid. Es war sehr schön bei Ihnen. Bitte entschuldigen Sie m i ch.«
Es war eine m i serable Ausrede. Agenten vereinbarten am Sonntag keine Ter m ine. Zum G l ück brauchte nie m and vorzugeben, ihr zu glauben, denn sie drehte sich um und rannte hinaus, durch den Garten und um das Haus herum zu der Einfahrt, w o der W agen stand, den sie sich erst vor ein paar W och e n zugelegt hatte, um N a ncy nicht länger als Chauffeuse m i ßbrauchen zu m üssen. Sie suchte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln, u n d wie immer, wenn sie es eilig hatte, fand sie alle anderen Gegenstände zuerst. Nancy holte sie ein, ehe sie d ie T ür aufgesperrt hatte.
» W as ist denn los ? « fragte sie weniger verwundert als konsterniert.
»Nichts.«
»Das m uß s chon ein sehr großes N ichts sein, wenn es dich dazu bringt, Leute zu beleidigen, die dir helfen wollen. W as m e inst du, warum Mr. Kohner diesen Mr. R einhardt eingeladen hat? MGM sucht Dar s t e ll e r f ür Die Gute Erde, die ei n iger m aßen glaub h aft asiatisch wirken können, und deine Sternendä m onin-Rolle qualifiziert dich ansc h einend dazu!«
Endlich sprang die Tür auf; Carla li e ß sich in den Fahrersitz fallen, legte die Ar m e um das Lenkrad u n d preßte ihre Stirn dagegen. Das größte Talent, das sie bisher in H ollywood g ezei g t hatte, bestand darin, es sich m it den falschen Leuten zu verderben.
»Nancy, auch wenn ich vorhin g e schwiegen hätte, würde m i ch Gottfried Reinhardt nie… der Mann haßt m i ch wegen etwas, das… Gott, es i s t s o ko m plizi er t .«
»Dann erkläre es m i r«, sagte Nancy energisch. »Und rutsch rüber auf die Beifahrerseite; du bist nicht in der Verfassung, um zu fahren.«
Resignierend gehorchte Carla, was s ie s elb s t e in w e nig überraschte, und versuchte, Iffland, ihre eigene Rolle und das Desaster m it der Titeländerung zu erläutern. Dabei legte sich etwas von dem Zorn über Gottfried Reinhardt und sich selbst, doch er schwelte immer noch unter der Oberfläche. W enn der einzige sy m pathische Produzent in i h rer Bekanntsc h a f t sie j e t z t haßte, war das Reinhardt Juniors Schuld. Nein, es war ihre eigene Schuld, wegen des Mangels an Selbstbeherrschung, und Roberts Schuld, weil er unbedingt diesen Film drehen m ußte und ihr so eine Vendetta m it der Fa m ilie Reinhardt eingebracht hatte, während
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