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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wurden, abzulesen. Da er dab e i völlig n a tü r lich wirkte und es seiner Ausstrahlung keinen Abbruch tat, nahm Rob e rt die Eigenheit genauso hin wie jeder andere Regisseur, der m it Albers gearbeitet hatte. Hel m ut dagegen verfügte über ein hervorragendes Ged ä chtnis und beherrschte m eistens auch noch die Stichworte der anderen Schauspieler dazu. Daher waren alle Her m iaden verblüfft, als i h m in der einzigen g emeinsa m en Szene, die er und Albers hatten, plötzlich die Worte ausgingen und er seine Darstellung abbrach.
    »Schnitt! Hel m ut, was ist denn los ? «
    »Mir f ällt h a lt im Mo m e nt m ein Text nicht ein!« gab der als m ärkischer Bieder m ann gekleidete Hel m ut gereizt zurück. »Das soll hier schon m al vorkom m en, oder ? «
    Albers be m erkte die S pitze offen s ichtlich. Die berüh m ten strahlendblauen A ugen, die selbst in Sch w arzweiß ihre W i rkung nicht ver f ehlten, r i c h teten sich a uf Hel m ut, während er begütigend m einte:
    »Sicher, das passiert. Aber Mensch, warum benutzt du keinen Neger ? «
    »Das würde ich ja sehr gerne«, entgegnete Hel m ut, und Robert stöhnte innerlich, denn er wußte b e reits, was kom m en würde; in diese Falle war Albers blindlings hin e ingetappt. »Sie sind nur alle besetzt.« Er schaute an Albers vorbei zu Robert, der neben dem K a mera m ann stand. »Da fragt m an sich, ob hier jeder gleichberechtigt ist in diese m … Fil m .«
    »Aber sicher«, gab Robert hart zurück. »Ihr seid alle gleich dazu berechtigt, das zu tun, w as ich e u ch sage. Das w ar schon i mm er so. Und gerade jetzt«, er li e ß die nötige W är m e in seine Stim m e ein f li e ßen, um jeder m ann zu überzeugen, d a ß alles, ei nschließlich Hel m uts B e m erkungen, nur Teil eines geplanten Scherzes war, »sage ich… Pause. In einer Stunde m achen wir weiter!«
    Zum Glück trollte sich der bla u äugige Albers m it den übrigen Schauspielern und ließ die Sache m it He l m ut auf sich beruhen, so daß sich Robert den Mann allein zur Seite ziehen konnte. Einschüchterung würde dies m al nicht funkti o nieren, ab e r Mitl e i d war auch nicht das richtige; Robert hoffte, daß etwas Verständnis, ver m ischt m it einem Appell an den gesunden Menschenverstand und das schauspielerische Ego, genügten.
    »Tu m ir einen Gefallen. W enn du die ganze Misere unbedingt an je m and e m a uslassen m ußt, dann komm direkt zu m i r und erspar dir den U m weg. Es tut m ir leid, daß du dich demütigen m ußtest, um weiter arbeiten zu können, aber m einst du nicht, daß sich die De m ütigung wenigstens lohnen sollte? U nd das wird sie nicht, wenn du weniger als deine bes t e Darstellung gibst.«
    »Das tue ich im Gerichtshof«, ant w ortete Hel m ut feindselig. »Zu m indest erwartet der Staat s anwalt dort nicht, daß ich ihm für die Chance auch noch dankbar bin.«
    »Zum Teuf e l m it der Dankbarkeit, ich m öchte etwas Eigeninteresse. W enn du dich wirklich ins Z e ug legst, kannst du unseren blonden Adonis an die W and spielen. Vergiß nicht, Gideon ist der stärkere Charakter. Botho beugt sich seinem Stand, heiratet seine hohlköpfige Adlige, während Lene Gideon nim m t, weil sie ihn r espe k tie r t. Mit anderen W o rten, die Leute strö m en in die Kinos, um Albers lieben und siegen zu sehen, und verlassen es m it d e m Eindruck, daß du der bessere Mann bist. Das behauptet zu m indest Fontane, aber wenn du Gideon nicht bald etwas m ehr Leben verleihst, glaubt m ir das keiner.«
    Er war überrascht, als H el m ut kurz auflachte. »Weißt du, C hef, du bist wirklich gut. Verdammt gut. Aber irgend w ann genügt das nicht m ehr.« Er schüttelte den Kopf. »Das Schlimmste ist, daß du recht hast. Ich wünschte nur, du würdest das nicht so genau wissen.«
    Er wirkte im m er noch verärgert, doch nicht länger wütend oder gequält, und da m it gab Robert sich zu f rieden. Kurz bevor sie sich wieder zu den anderen gesellten, zei g te Hel m ut ein ungeahntes Talent zum psychologischen Seitenhieb.
    »Eine Fra g e aus rei n er Neugier: Was sa g t eigentlich deine Frau zu dem Th e m a des Fil m s? Zu der leidenschaftlichen Seelenverwandtschaft m it Lene, die Rotho, ich m eine: Botho, um der vorteilhaften Ehe m it der ober f lächli c hen Adligen willen au f gibt?«
    »Sie verehrt Fontane«, erwiderte Robert ausdruckslos.
    Zum erste n m al an diesem Tag spü r te er statt Schuldgefühlen einen Anflug von Zorn auf Hel m ut. Er hatte sich aus vielen Gründen um

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