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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Zeitlang verreisen. Sie wurde bleich.
    » W ohin ? «
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Ich hatte gehofft«, sagte Mon i ka m it zusammengebissenen Zähnen, »daß du es m i r wenigstens mitteilen würdest, wenn du m i ch verläßt und ins Ausland fliehst.«
    »Ich verlasse dich nicht, und ich fliehe nicht ins Ausland. Ich bin einfach ein paar Tage unterwegs.«
    »Aber waru m ? «
    »Ehrlich gesagt, da m it ich keines von beidem tue«, erwiderte Robert brutal, aber wahrheitsge m äß. »Die Versuchung war noch nie so groß.« Das schlechte G e wissen packte ihn, und er setzte hinzu:
    »Nicht deinetwegen. Die schneiden m i r syste m a tisch die Luft ab.«
    »Soll ich dich zum Bahnhof begl e iten ? « fragte Monika tonlos. Robert schüttelte den K opf. »Ich werde nicht m it d e m Zug fahren, sondern per Anhalter.«
    Seine letzte derartige Reise lag Jahre zurück, und wie sich herausstellte, hatte er s ich für diesen R ü c kf all in sei n e jugendliche Freih e it den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht. Nach zwei Tagen, die ihn immerhin fast bis nach Hamburg brachten und einige unterhaltsa m e Bekanntschaften bescherten, gabelte ihn die Polizei au f . Er konnte sich ausweisen, doch sei n e Erklärung, warum ein recht bekannter Schauspieler und Regisseur m it genügend Geld in d e r Tasche auf der Landstraße Autos anhielt, klang offenbar ganz und gar nicht überzeugend. Jedenfalls nah m en sie ihn m it nach Ha m burg, um seinen Ausweis zu überprüfen. Sie ka m en ihm unange m essen grob und nervös vor; eine gute G elegenheit, s einen Gr o ll auf die Staatsgewalt loszuwerden.
    »Meine Herren, Sie scheinen m ir bestens ge eignet für m einen nächsten Film. Es gibt so wenige Statisten, die als Schläger glaubwürdig wirken, die m eisten sind ausgehungerte Arbeitslose…«
    »Maul halten!«
    »Genau das m eine ich. Sie sind perfekt.«
    »Theo«, sagte der größere der beiden Polizisten, m it denen er es zu tun hatte, und wippte leicht von der Ferse zur Sohle, »das könnte eines von den Schweinen sein.«
    Dieters Lektionen über Körpersprache m achten sich bezahlt, denn Robert sah den Schlag kom m en u n d wich ihm aus. Dank s einer Gr ö ße brauchte er sich in der Regel keine Sorgen um körperliche Angriffe m achen; die m eisten Leute gingen davon aus, daß sie dabei den kürzeren ziehen würden. Dies allerdings war eine unge w öhnliche Situation. E t was stim m t e ganz und gar nicht. Selbst wenn sie argwöhnten, daß seine Papiere gefälscht waren, wäre es nor m al gewesen, auf die Bestätigung seiner I d e n tität zu warten, ehe s ie ausfällig wurden, denn wenn er d i e W ahrheit sagte, würde er sie belangen und um ihre beruflichen Chancen bringen können. Es sei denn, sie beabsichtigten nicht, ihn überh a upt noch etwas sagen zu lassen.
    Du hast dich zu sehr in diese K r iminalgeschichte vertieft, dachte Robert. Das sind Polizis t en. Schl e c h t gelau n te P o li z isten, ab e r im m er noch Polizisten. Und Polizisten b r ingen keine wildfre m den Leute u m … nun ja… nicht m ehr seit den Fe m e m o rden. W enn es SA-Männer gewesen wären, hätte er k e ine Hand dafür ins Feuer gelegt. Aber die Polizei?
    Der klei n ere der b e iden Polizi s ten verfügte zum Glück über m ehr Selbstbeherrschung. Nach dem ersten Schlag hielt er seinen Kollegen zurück und zischte ihm etwas ins Ohr. Danach forderte er Robert ein m al m ehr auf m itzukom m en. R oberts eigene schlechte Laune m achte ihn nicht lebensmüde. Er g e horchte und schwieg bis zu ihrer Ankunft auf der nächsten Polizei w ache. Dort erfuhr er immerhin, was an d i esem Sommertag so un g e w öhnlich war, zunächst durch den Anruf, der ihm geneh m igt wurde. Er hatte m ehrere Bekannte in H a m burg, und in der weiteren U m g e bung gab es natürlich noch Max Kern, aber sein fataler S i nn für s c hwarzen Hu m o r verleitete ihn dazu, aus diesem Personenkreis eine Journalistin zu wählen. Die Presse mochte zwar geknebelt sein, aber er war bereit, darauf zu wetten, daß ein als Vagabund oder Kri m ineller verdächtigter Regisseur im m e r noch für eine Schlagzeile gut war.
    » W as? Mensch, Junge, du hast d i r vielleicht einen Tag ausgesucht!«
    »Den Eindruck habe ich auch. Verrate m i r nur, wofür.«
    »Lebst du auf d e m Mond? Röhm soll in München einen Putschversuch unternom m en haben. Hi… der Führer hat die ganze F ührungsriege der SA verha f ten las s en, m it Hil f e der R eichswehr, s oweit ich weiß.«
    »Mir kommen

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