Unter dem Zwillingsstern
brauchte.«
Da Robert nicht r i skier e n wollte, n o ch ein m al nach Berlin z urückzukehren, um Dr. Gold m anns Habseligkeiten zu holen, kaufte er ihm eine kleine Ausstattung und überzog sein Konto. Elfi Bach m aier überraschte ihn d a m it, daß sie etwas Bargeld und zwei Ringe beisteuerte, obwohl sich Dr. G old m ann zu n ächst strä u bte, s ie anzuneh m en. Nicht nur, weil es ihm ohnehin schwer genug fiel, sich ausgerechnet von Philipp Bach m aier helfen zu lassen, son d ern auch, w eil er die junge Frau Bach m aier nicht kannte, und er versuchte, ihr das so taktvoll wie m öglich zu erklären.
»Aber Sie sind ein lieber Mensch, das habe ich gleich ge m erkt«, entgegnete sie. »Und ich kenne Ihren Ziehsohn. Außerdem habe ich ohnehin viel zuviel Schmuck, den ich… aus ganz bestim m t en Gründen nicht m ehr tragen möchte.«
Schlie ß lich ließ er sich ü berzeugen, denn die Aussicht, völlig m ittellos in einem fr e m den Land, des s en Sprache er nicht beherrschte, dazuste h en, schrec k te i h n m ehr, als er zugeben wollte. Frü h er hätte er es vielleicht als Abenteuer betrachtet, aber das war, e h e sei n e Hei m at ihm das Gefühl gab, ein gehetztes W ild zu sein. Er verbr a chte seinen letzten Tag in München da m it, an Käthe, Martina und all die Menschen zu schreiben, von denen er sich nicht m e hr verabschieden k o nnte. Er hätte auch gerne Barbaras Grab besucht, aber Robert redete es ihm w i eder aus; besser, die Höhle des Löwen nicht zu verlassen.
Die lange F ahrt nach H a m burg bot ihm noch ein m al die Gelegenheit, m it Robert über all die Dinge zu sprechen, die sie eina n der bi s her ver s chwiegen hatte n , jetzt, wo die Schran ke n der Rück s i chtna h m e auf beiden Seiten gefallen war e n. Er dachte daran, wie oft Käthe ihm vorgewor f en hatte, er i d ealisi e r e Robert. D a m it hatte s ie zwei f ellos recht gehabt. Die letzten W oc h en hatten ihm eine dunkle Seite an Robert gezeigt, von deren Existenz er nichts gewußt hatte, nichts hatte wissen wollen. Dennoch, das Gute an Robert war genauso wirklich, und als Robert ihm zum Abs c hied zuflüsterte, er liebe ihn, habe ihn immer geliebt, konnte Martin Gol d m ann z u m ersten m al ohne die gehei m en Zweifel, die ihn all die Jahre geplagt hatten, daran glauben. Er stand, zwischen zahllose Auswanderer gezwängt, auf dem Deck des völlig überfüllten Schiffes und be m ühte sich, Roberts winkende Gestalt zu erkennen, solange es m ö glich war. Aber die Tränen in seinen Augen ließen Rob e rt, die übrigen Menschen am Kai und die Hafengebäude zu einer Sil h ouette verschw i m m en, und als er sie fortgewischt und seine Brillenglä s er gereinigt hatte, war Robert unter den anderen nicht m ehr auszu m achen.
25. KAPITEL
Im Gegensatz zu Los Angeles, d a s eigentlich keine Großstadt, sondern eine Aneinanderreihung vieler unterschiedlich kleiner Städte war, schien New York Carla im m er die a m erikanische Metropole an sich zu sein, das Beste, was A m erika an städti s chem Leben zu bieten hatte, ein glitzerndes, unbar m herziges Juwel aus Glas und Stahl, das in seiner k ü hlen Brilla n z dem Berl i n, an das sie sich erinnerte, m ehr als ebenb ü rtig war. Sie hatte New York in ihren ersten J a h r en in A m erika ein paar m al besucht, hauptsächlich der Theaterstücke wegen, weil s i e s i ch zu m i ndest als Zu s ch a uerin nicht gänzlich vom Theater abschnei d en wollte. Ab e r wirklich k ennen ler n te sie es e rst, als Eddie Feiton fast zwei Jahre nach ihr e r ersten Begegnung tatsächlich ein für sie gesc h riebe n es T h eaterstück an den Broadway brachte.
Als sie nach Nancys S elbst m ord und dem Ende der Ar m adale- Dreharbeiten nach A m erika zur ü ck ke hrte, hatte sie nicht m e hr da m it gerechn e t, u nd es war i h r auch g l e i c hgültig geworden. Den Naka m uras gegenüberzutreten und ihnen eine Version von Nancys Tod anzubieten, die für sie akzeptabel war, kostete sie, was sie zu diesem Zeitpunkt an m enschlichem Mitgefühl noch übrig hatte, und sie verschwendete keinen Gedanken an Feiton, für den Nancys Tod außer einigen unangeneh m en Stunden m it der Londoner Polizei und einem bösen Artikel von Hedda Hopper kei n e weiteren Konsequenzen gehabt hatte. Dankbar nahm sie jed e s Drehbuch an, das Universal ihr anbot, weil es ihr etwas zu tun gab und es ihr möglich m a chte, vor sich selbst zu flüchten. Als Armadale zwar in m ehreren Kategorien für den Oscar no m iniert wurde,
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