Unter dem Zwillingsstern
und soll für John Ford Dialoge s c hreiben. Da ist es eine dire k t angeneh m e Abwechslung, weltpolitische Katastrophen weiterzu m elden. Laß dich nicht unterkriegen, Darling. In diesem W inter wartet ein neues St ück auf dich.«
»Und im Mo m ent ein erzürnter Regisseur.« Als sie sich verabschiedet hatte, versuchte sie noch, U niversal m it hohen Telefonrechnungen zu belasten, aber m an teilte ihr m it, daß die Verbindungen nach Deutschland zur Z eit nicht f u nktionierten, vielleicht auch auf länger nicht, und nach Frankreich ließ sich ebenfalls nichts durchstellen. W ährend sie m echanisch zum Set z u rückwanderte, wünschte sie sich, wirklich ein Zo m bie zu sein. Krieg. Die Zeit ist aus den Fugen. Und es gab nie m anden, der sie m ehr einrenken konnte.
Die europäische Kolonie in Hollywood, besonders ihr deutschsprachiger Ant e il, war in d en l e tzten J ahren um ein Beträc h tliches g e wachsen, und als Paul K ohner zu einem Treffen im Haus von Ernst Lubitsch bat, erschien fast jedes Mitglied.
Carla kannte die m eisten, wenn nicht persönlich, dann vom Sehen: Dieterle und seine Frau Charlotte, die das Flüchtlingsko m itee organisiert hatte, der Schriftsteller Bruno Fr ank und seine Frau L i esl, Fritzi Massary, J o e und M i a May, Bert h old und Salka Viertel, Billy W ilder, Gottfried und W olfgang Reinh a rdt, W alter Reisch, Joe Pasternak…
Sie hörte ba ld auf, hi n t er jedem Gesicht nach einem Na m en zu s u chen. Lubitsch, im Unterschied zu den m eisten Anwesenden bereits in den Zwanzigern au s gewandert u nd in m itten von vielen Österreichern und S üddeutschen der einzige Preuße, eröffnete das Treffen, zu dem er alle willkom m en hieß. Dann übergab er Paul Kohner, dessen Idee die Versam m l ung gewesen war, das W ort.
»Ich bin sicher, jeder von uns hat Menschen in Europa, um die er sich sorgt«, begann Kohner. »Freunde, Fa m i lienangehörige.« Er schwieg einen Augenblick; telefonische Verbindungen zum »deutschen Protektorat Böhmen-Mähren « , wie das Sudetenland nun hieß, waren nicht länger m öglich, hatte m a n ihm m itgeteilt, als er versuchte, seine Mutter zu erreichen. »Do c h der Grund für dieses Treffen«, fuhr er fort und zwang sich, m it seinem Plan weiterzu m achen, »sind nicht nur diejenigen, die uns nah es t ehen, son d ern auch die Fre m den.«
»Paul«, warf einer seiner Klien t en beunruhigt ein, »ich kann keine Af f idavits m ehr ausstellen. Das A ußen m inisterium sitzt m ir jet z t schon im G e nick, weil sie bezweifel n , daß ich wirklich drei Fa m ilien ernähren könnte.«
Mur m eln erhob sich, teils m i ßbilligend, teils beifällig. Kohner hob die Hand.
»Darum geht es nicht. A uch ich habe zu viele A ffidavits gegeben, um jetzt noch welche ausstellen zu können. Aber ich glaube, ich habe einen W eg gefunden, um zu m i nde s t einen Teil der E m igranten aus Europa nach Hollywood zu holen. Etwas, das uns das Außen m inisterium abn i m m t. Viele von uns s i nd auf die Einladung des einen oder anderen Studios hierhergekommen. Engagiert, m it einer Arbeitsaussicht. Solche Leute läßt m an in die USA einreisen, und zu solchen Leuten m ü s sen wir die E m igranten m achen. Leider betrifft m ein Vorschlag nur einen Teil von ihnen, aber falls je m and eine Idee hat, wie wir das ausweiten können, wäre ich dankbar. Mir geht es um die Schri f tstell e r. W ir m üssen die H ä upter der Studios dafür gewinnen, sie als Drehbuchautoren zu engagieren.«
»Da quetscht m an eher W asser aus einem Stein«, m einte Bruno Frank skeptisch.
»Für ein m i ni m ales Gehalt natürlich. Aber wir können darauf hinweisen, daß es sich um eine sinnvo l le Investition handelt, daß diese Leute ungeheuer kreativ sind und m it ein wenig S chulung großartige Drehbücher fabrizieren werden.«
»Paul«, sa gt e Salka Vi er tel, »ich bin dabei. Aber glaubst du wirklich, daß Heinrich Mann oder Alfred Döblin statt ihrer Romane auf ein m al etwas schreiben können, das je m and wie L.B. versteht? Für ihn war schon die Lustige Witwe unmoralisch, kannst du dir vorstellen, was er zu Berlin, Alexanderplatz sagen würde ? «
»Das kann ich, aber das Problem ist zweitrangig. Erst ein m a l geht es daru m , sie aus Europa herauszuholen, sie in dieses Land einzuschleusen u nd ihnen hier die Cha n ce zu gebe n , nicht als Bettl e r zu leben. Also, die Aufgaben, die sich s t ellen, sind diese: er s t ens, eine Liste aller S chrift s teller zu erst e llen, die sich
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