Unter dem Zwillingsstern
noch in Europa befinden, sa m t ihren Adressen. Ich bin sicher, jeder kennt welche. Zweitens, eine Geschic h te zu jedem Schri f tst e ll e r zu lie f ern, e twas, das de m onstriert, wie wichtig sie sind, wie nützlich sie sein können. Drückt ruhig auch auf die Tränendrüsen Leute wie Mayer sind zwar nicht weichherzig, aber sie haben eine senti m entale Ader und sind gerne gerührt. Drittens brauchen wir je m anden, der den H e rren die ganze Idee unterbreitet und verkauft, einen Sprecher für uns alle.« Er schaute er w artungsvoll zu Ernst L ubitsch, dem berüh m t e sten und m ächtigsten Mit g lied d er Kolonie, dessen raffinierte Komödien seit Jahren eine einzige E r f olgskette bil d eten.
Lubitsch schüttelte den Kopf. »Oh n e m ir«, erklärte er in seinem breiten Berlinerisch. »Ich untersch r eibe jede Petition, aber den Sprecher für d i e Unterdrüc k ten nim m t mir bei den Produzenten k einer ab, die kennen m ich als Zyniker durch und durch. W as wir hier brauchen, ist ein Verkäufer m it Herz. Einen Agenten. Mit anderen W orten, dich.«
Nie m and war anderer Meinung. Henry Blanke erklärte sich bereit, Geleitschutz bei der Unterredung m it Jack W arner zu geben, für den er arbeitete, und Gottfried Reinhar d t m eldete sich als Begleitung für die Begegnung m it L.B. Mayer, aber es gab keinen Freiwilligen, der Hauptverantwortlicher sein wol l te. Während man begann, die Liste m it den N a m en herzustellen, zog Carla ihren A genten zur Seite.
»Ich weiß, daß es egoistisch ist«, sagte sie leise, »aber meine… Zieh m utter ist Journalistin. Genügt das, um auf die Liste zu ko mm en? Ich m ache m i r wirklich große Sorgen um sie. Sie ist Jüdin und Kommunistin.«
Kohner seufzte. »Carla, meine Mutter befindet sich aus lauter Starrköpfig k eit und Hei m atliebe im m er noch in Teplitz, und ich weiß nicht, ob ich sie noch herausholen kann.«
»Kathi lebt in Frankreich, und m an hat sie genau wie die anderen deutschen Staatenlosen als fein d li c he Ausländerin interniert, nach der französischen Kriegserklärung. Französische Behörden sind nicht deutsche Behörden, es müßte doch m öglich sein, sie zu m i ndest aus dem Lager herauszuholen.«
»Also schön, schreib sie auf die L i ste, aber ich warne dich, wir werden auf keinen Fall alle Leu t e durchbringen, und es ist leichter, Carl Zuckmayer oder F ranz W erfel als potentiellen Gewinn für die Studios hinzustellen, als eine ganz und gar unbekannte Journalistin. Den Kommunis m us laß lieber ganz aus. Die Bosse hassen schon die Gewerkschaftler. Kommunisten essen sie zum Frühstück.«
Am Ende ließ sich Jack W arner erweichen, vier jüdische Schriftsteller aus d er Ferne unter Vertrag zu neh m en. Obwohl alle Häupter der großen Studios Juden waren, bekannten s ie sich nic h t g erne dazu und taten ihr Möglichstes, um es zu vergessen. Warner bildete insofern eine Ausnah m e, a l s er gelegentlich für Appelle an die jüdische Solidarität empfänglich war; 1933 hatte W arner Brothers als einziges Studio sofort die Exporte von Fil m e n nach Deutschland ei n gestellt, während die übrigen noch eine ganze W eile weiter m achten.
L.B. Mayer war ein anderer Fall. Über seinem Schreibtisch hing ein großes Porträt von Kardinal Spell m an, er feierte W e ihnachten und Ostern, und im Grunde wußte nie m and, wa r u m er nicht konvertierte. Statt an seine S olidarität appellierte Kohner, auf Gottfried Reinhardts Rat hin, an seinen W e ttbewerbsinstinkt. Er sah Warner Brothers als den Parvenü, der versuchte, MGM den Thron als Studio m it den besten, kassenträchtigsten Stars streitig zu m achen, und tat nichts lieber, als J ack Warner in seine Schranken zu weisen. Mayer erkl ä rte s i ch bereit, s e c h s Schri f t s teller zu engagieren. Danach gelang es Kohner zu jeder m anns Überr a schung, Harry Cohn, den Chef von Colu m bia und den härtesten, unangeneh m sten aller Studiobosse, an den die übrigen ihre unter Vertr a g stehenden Schauspieler, R egisseure und Drehbuchautoren nur ausliehen, wenn s i e die Leute bestrafen wollten, e b en f alls ei ni ge Schri f tstell e r au f zuschwatzen. » W ieviel müßte ich ausspucken ? «
»Hundert pro W oche«, erwiderte K ohner sofort. Harry Cohn gegenüber lohnte sich ein vorsichtiges Herantasten nicht. »Und Sie kriegen zehn Prozent, w i e ? «
»Ganz gewiß nicht.«
Cohn m usterte ihn m it zusam m eng e kniffenen Augen. »Okay«, sagte er plötzlich. » W as Jack und L.B.
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