Unter dem Zwillingsstern
eine anti s e m itische Karikat u r. Es hatte in den letzten Jahren hier und da negative jüdische F i g u ren in deutschen Fil m e n gegeben, aber nie einen F il m , in dem eine solche Figur im Zentrum stand. Das würde der antise m itisc h e Film schlec h thin werden. Und Robert wußte genau, warum ihm eine Rolle darin a ngeboten wurde: weil er seinen ersten E r folg in Feuchtwangers Version errungen hatte.
»Chef ? «
»Ich bin noch da.«
»Das Angebot gilt f ür die Rolle des Herzogs«, sagte sie und bestätigte da m it Roberts Vermutung. »I c h… ich soll dir ausrichten, daß auch Eugen Klopfer m itspielen w i rd. Er hat bereits zugesagt.«
Eugen Klopfer hatte Joseph Süß O ppenhei m er selbst gespielt, in der deutschen Pr e m iere des Theaterstücks, das Robert in der Schweiz m it ein e m Schlag berüh m t g e m acht hatte. Er war m it Feuchtwanger befreundet gewesen. Die Inf a m i e des Ganzen zeichnete sich immer deutlicher ab. Robert war bereit, zu wetten, daß Goebbels das W e r k auch Jud Süß nennen würde, darauf rechnend, daß viele der Kinobesucher anneh m en würden, es basiere auf Feuchtwangers Ro m an, und vergessen, daß dieser seit ’33 wie alle anderen Werke Feuchtwangers verboten war. Kom m t und seht die jüdische Version eines Juden.
»Auf keinen Fall«, entgegnete er und b e m ühte sich, nicht zu heftig zu klingen. Böse russische Generale in einem Hy m nus auf Friedrich den Großen vor zwei Jahren waren eine Sache, a b er das, das war eine ganz andere. Russische Generäle s c hwebten nicht in akuter Lebensgefahr.
»Ruf zurück und sag, ich sei zu beschäftigt und hätte im übrigen kein Interesse an dieser Art von Rolle.«
In dieser Art von Fil m , wollte er hi nzufügen, unterdr ü ckte es jedoch; sie w ußte ohnehin, was er meinte, und w enn je m and m ithörte, was leider nicht m ehr ausgeschlossen werden konnte, lohnte es sich nicht, durch trutzige Äußerungen sein Leben zu gefährden. Auf die Taten kam es an.
»Du wirst für Macb e t h nicht nur die Drehgeneh m igung der UFA brauchen«, erklärte Astrid behutsa m .
»Ja, ich weiß. Trotzde m .«
»Alles klar, Chef. Paß a uf dich auf.«
In den nächsten Tagen hörte er, daß Goebbels und Harlan versuchten, f ür i h r e n Film wirklich jede Be r üh m theit d e s deutsc h en Fil m s zu kapern. Einige lehnten ab, wie Gustaf Gründgens, andere akzeptierten, wie Heinrich George, dem die Rolle des Herzogs als n ächstem angeboten wurde. Da er das Deuts c he Theat e r leit e te, in de m derzeit einer von Roberts Her m iaden arbeitete, den er für Macbeth brauchen würde, liefen sie sich bald danach über den W eg.
»Tja«, sagte George et w as defen s iv, »was soll m an machen… wir haben nicht alle einen R eichs m arschall in der T asche oder den verrückten Einfall, unsere S chauspie l erhonorare in F il m e zu stecken, die eh kaum einer sie h t. Ich hab eine Fa m ilie, ein Theater und einen Ruf zu verlieren. Du giltst jetzt schon als un m öglich.«
»Mich dünkt, die Dame protestiert zu sehr«, entgegnete Ro b ert m i t einem Zitat aus Hamlet. »Hab ich etwas gesagt?«
»Zum Teuf e l , es ist ja w enigstens keine Judenrolle. Ich werde den Kerl so eklig spielen, daß der Süß daneben gut aussieht. Und überhaupt, der K rauß spielt auch m it, und ich laß m ich von dem Kerl nun m al nicht an die W and drängen.«
Das allerdi n gs war ein u nerwarte t er Schock. Heinrich George hatte schon 1933 in Hitlerj u nge Quex m itgewirkt, der Morgengabe der UFA an das Dritte Reich, aus Ang s t, seine weithin bekannten ko m munistischen Sy m pathien könnten ihn Karriere und Existenz kosten. Aber daß Goebbels den im In- und Ausland als besten lebenden deutschen Schauspieler anerkannten W erner Krauß für sein Süß-Projekt gewonnen hatte, der m it seinem Status schlechthin unantastbar war, ließ Robert einen tonlosen Pfiff au s stoßen. All m ählich gewann die Angelegenheit eine bizarre Faszin a tion für ihn, wie eine Hydra, der im m er m ehr Köpfe wu c hsen.
»Laß m i ch raten«, gab er zurück. »Krauß spielt Süß höchstpersönlich.«
»I wo. Dafür hat Harlan im m er noch keinen finden können. Nein, dem Krauß hat m an d e n Rabbi angeboten, woraufhin er ausrichten ließ, die Rolle sei zu klein für ihn, er werde sie nur spielen, wenn er außerdem alle jü d isc h en Ro llen au ße r d er Hauptrolle verkörpern dürfe. Goebbels hat ja gesagt. Bertha m eint, der Mann habe geglaubt, die Bedingung sei unanneh m
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