Unter dem Zwillingsstern
bar und er könne sich auf diese Art drücken, aber wenn du mich fragst er war auf das Prestige scharf. Werner Krauß in fünf verschiedenen Rollen! Ich werde nie vergessen, was für Faxen er als Jago ge m a cht hat, um m ir m einen Othello zu ver m urksen.«
»Ich dachte, das sei ich gewes e n«, kom m entierte Robert m it Unschulds m iene. »Die Leute m it gutem Gesch m ack sind schließlich alle gelaufen, um sich meinen Othello anzuschauen.«
»Angeber«, grollte Geo r ge. » W ollte s t du etwas B estim m tes?«
»Um die Wahrheit zu sagen, ja. Im Herbst brauchte ich einen deiner Schauspieler, aber ich m öchte nicht, daß er m einetwegen das ganze Jahr hier verliert.«
Sie eini g t en sich schließlich auf die Freigabe des Mannes für vier Wochen. A l s Robert das Deutsche Theater wi e der verließ, erinn e rte er sich pl öt zlich daran, wie er Carla hier im Sommernachtstraum, Reinhardts Jubiläu m sinszenierung, erlebt hatte. An die Scherze, Reinhardt sei das Theater von geste r n, und sie hätte lieber in seinem Julius Cae s ar m itspielen sollen. Da m als war es ein W itz gewesen, zu behaupten, Reinhardt w ürde bald vergessen sein. Dann w a r Iffland gekommen und hatte ihn in bezug auf Max Re i nhardt eigenartig besitzergreifend ge m acht. Sich den alten Mann in New York vorzustellen oder in Kalifornien, wie Carla ihn beschrieben hatte, statt in Leopoldskron oder hier im Deutschen Theater, verstieß gegen das von Maitger und ihm geschriebene Finale und wäre schon deswegen störend gewesen, aber es hinterließ bei ihm auß e rdem noch jedes m al den bitteren Gesch m ack der Schuld im Mund, wenn er daran dachte. Nicht wegen Iffland. Weil der Professor den Film nicht hier, in Berlin, im Vollbesitz sei n er Macht h a tte sehen können; weil er, Robert, jetzt in Reinhardts Deutschem Theater ein und aus gehen konnte, während Reinhardts Na m e hier nicht m ehr erwähnt werden durfte. Ob George m anch m al an Reinhar d t dachte? Gewiß. Krauß? Mit Sicherheit. Er war in Reinhardt-Inszenierungen berüh m t geworden und hatte selb s t nach Hitlers Machta n t r itt noch in einer gespielt, in Österreich.
Derzeit sah es weniger denn je d a nach aus, als könnten Reinhardt und die anderen E m igranten je zurückkehren. Wenn sie es überhaupt wollten. Dennoch gab Robert die Hoffnung nicht auf. Es hing m it seiner opti m istischen Natur zusammen, aber hatte auch m it blanker Furcht zu tun. Die Aussicht, für den Rest s ein e s Lebens im Dritten Reich existieren zu m üssen und sich schon gut zu fühlen, weil m an eine Fil m rolle a b lehnte, war zu w i derwärtig, um in Betracht gezogen zu werden. Aber er fragte sich, was am Ende von Robert König noch übrig sein würde, wenn alles vorbei war.
»Na, na, na«, sagte der UFA-Produzent, der Roberts Ansprechpartner war, »wenn das nicht das beleidigte Genie ist. Ich dachte, Sie reden nur noch als Schauspieler m it uns, König? W i e komm e n wir zu der Ehre«, er tippte m it dem Zeige f inger auf Roberts Brief, der vor ihm lag, «daß Sie uns auf ein m al wieder Ihr Regietalent zur Verfügung stellen wollen ? «
Robert leh n te sich in s einem Stuhl zurück und lächelte. »Ich bin nicht nachtragend.«
»Nein, nur größenwahnsinnig. Macb e t h in sechs Wochen? Sie?«
»Pfadfinderehrenwort. Kom m en S i e, was haben Sie schon zu verlieren? Reichlich wenig Zeit und Geld, wenn ich nicht halte, was ich verspreche. Weniger, als Sie n u r für die Vorproduktion eines gewöhnlichen Kostümfi l m s ausgeben. Und wenn ich es fertigbringe, dann steht Ihnen ein erstklassiger Film zur Verfügung, für den Sie so gut wie kein Geld ausgegeben haben und der Sie nicht ganz ins Hinte r tre ff en g e raten lä ß t, w enn das Ministerium die s en Herb s t d i e T e rra m i t Jud Süß groß herausbringt.«
Trotz des Mangels an ausländischer Konkurrenz war es in Fil m kreisen kein Gehei m nis, daß die U F A sich hoch verschuldet hatte. Es hieß auch, daß sie genau wie die übrigen Fil m ge s ellschaften, die sich bis jetzt gehalten hatten, Stück für Stück in den Besitz des Staates überging. Daß eine Mammutproduktion wie Jud Süß, die früher UFA-Privileg gewesen wäre, vom Propaganda m i nisterium der kleinen Terra zugeschanzt worden war, wies auf die beunruhigende Aussicht der Gleichschaltung hin und lag d e m Vorstand schwer im Magen. Der Produzent neigte den Kopf.
»Bescheidenheit, dein Na m e ist König.«
»Habe ich nie behauptet. Aber Sie und ich wissen
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