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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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deswegen nur über private Dinge schreiben. Seine Scheidung ist durch… und Monikas Anwalt, der, den sie heiraten will, h at darauf ver z icht e t, vor Gericht e ine Schlam m schlacht zu veranstalten oder Robert zu denunzieren, jedenfalls habe ich die Andeutung so verstanden. Das Dritte Reich hat es ja ganz und gar nicht m it den Re c hten für die Frau, und das Scheidungsrecht ist besonders ungünstig, also hat Monika wohl am Ende entschieden, besser zu neh m en, w a s Robert ihr anbietet, statt zu r i ski e ren, b e i ei ne m richtigen Prozeß m it ihm ruiniert zu werden.«
    »Nun, ich kann nicht behaupten, daß es m i r wegen Monika leid täte«, sagte Dr. Gold m ann, be m üht, jegliche Feindseligkeit gegen Monika zu unterdrücken, die gewiß k e in leichtes L eben als Roberts Ehefrau gehabt hatte, »aber ich m ache mir Sorgen u m Martina.«
    Bei der Vorstellung, Martina werde bei der rachsüc h tigen Monika und irgendeinem nationalsozialistisch gesinnten Anwalt aufwachsen, schauderte ihn. Er hoffte, daß Rob e rt sich seine W orte zu Herzen nahm und s i ch m ehr um das Mädch e n küm m erte. Aber der Krieg, der Krieg; am Ende war es d och ein G l ück gewesen, daß Robert sich auf diesen B e r u f verst e i f t h atte. Sonst würde er j e tzt in ei n er Uni f orm stecken und kä m p fen und töten m üs s en. Zu m i ndest würde es Martina erspart bleiben, eine Waise zu w e rden, und das würde sie bald zu einer Ausnah m e m achen in Europa.
    Erst jetzt drang ihm ins Bewußts e i n , was die französisc h e Niederlage jenseits des persönlichen U nglücks für Käthe bedeutete. Polen und Frankreich; Dänemark und Norwegen waren seit April ebenfalls beset z t.
    » W ird denn nie m and diesen W ahnsinnigen aufhalten?« m u r m elte er entsetzt. Da sie g e rade von Robert gesprochen hatten, brauchte Carla einige Zeit, bis sie sei n en Gedankensprung nachvollziehen konnte.
    »Nun, es ist wohl an den Engländern«, erwiderte sie. »Außerdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß A m erika in den Krieg eintritt. Der Kongreß ist dagegen, aber der P r äsident ist dafür. Er hält schon seit einiger Zeit Reden, in denen er auf die Gefahr ungezügelter Aggression von Diktaturen hinweist. Und er ist w i rklich sehr, sehr beliebt hier, D r . Gold m ann, wegen des New Deal und der Hoffnung, die er dem Land nach der Depression gebracht hat. Er wird die Stim m ung i n der Bevölkerung schon wenden.«
    »Es m uß s c hön sein, sich für einen d e m okratischen Politiker begeistern zu können«, meinte er s e h nsuchtsvoll, »einem Politiker vertrauen zu können. Hast du ihn gewählt ? «
    »Ich darf hier nicht wählen, Dr. Gold m ann. Ich bin im m e r noch staatenlos.«
    Er runzelte die Stirn. »Aber hat Robert m ir nicht erzählt, daß m an nach sieben Jahren nat u ralisierter a m erikanisc h er Staatsb ü rger werden kann ? «
    Carla nickte, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Im Profil sah sie ihrer Mutter ähnlicher, als w enn sie einen direkt ansah, dann traten die Fehrschen A nteile in i h r zu stark hervor, um sie nur als Angharads Tochter zu betrachten.
    »Ja. Aber ich habe immer noch kei n e a m erikanische Staats b ürgerschaft bea n tragt. Vielleicht ist es albern, und je m and hat es ein m al eine billige Solida r it ä ts g este ge n ann t … aber s o lange es so viele Staatenlo s e we g en m einer a lten Hei m at gibt, gehöre ich l i eber zu ihnen als zu irgendeiner Nation, ob nun d e r deutschen oder der a m erikanischen.«
    »Nein, ich finde es gar nicht albern«, gab Dr. Gold m ann zurück.
    »Du bist m e hr Käthes Schülerin, als ich gedacht hätte«, fügte er ehrlich hinzu, denn er hatte sie im m er für sehr selbstbezogen gehalten, ohne sie deswegen zu verurteilen; er kannte kein Mitglied der Theaterwelt, das sich n i cht als M i tte l punkt des Universu m s betrachtete. Sie biß sich auf die Lippen.
    »Kathi setzt ständig so hohe E r wartungen in einen, daß m an sich früher oder später gezwungen sieht, zu m i ndest einen Teil davon zu erfüllen.«
    Vielleicht lag es an dem langen Haar, an dem Pferdeschwanz, den sie trug, aber m it ein e m m al wirkte sie sehr jung, fast wie das Mädchen, das mit seinem Fahrrad dur c h München geradelt war, um Robert abzuholen. Doch gerade als K i nd war sie im m er so leidenschaftlich unabhängig gewesen, so unzug ä nglich und rätselhaft, daß er nie den Eindruck gehabt hatte, ihr Trost anbieten zu können. Jetzt spürte er, daß sie genau die gleichen

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