Unter dem Zwillingsstern
genau, wozu ich fähig bin.«
»Hmm. Apropos Jud Süß, wie ich höre, haben Sie dem Harlan da einen Korb gegeben.«
»Nicht als einziger.«
»Stim m t s c hon, nur sind Gründgens, Fernau, Dahlke und D eltgen alle zur Zeit nicht gerade arbei t slos. Sie schon. Könnte das etwas m i t Ihrer Rückkehr zu uns zu tun h a ben? Ganz abgesehen davon, daß Ihnen klar sein dürfte, daß es m it den unabhängigen Produktionen jet z t im Krieg ein f ür alle m al vorbei ist. Sie bra u chen drin ge nd einen Fürsprecher, König, und einen, der dem Ministerium gut verkaufen kann, warum m an ausgerechnet Ihnen einen Regieauftrag erteilen soll, wo S ie sich doch gerade gez i ert haben, als m an etwas von Ihnen wollte.«
»Mein Vertrauen in Ihre Fähigkei t en bleibt unbegrenzt«, erklärte Robert und achtete darauf, seine unbekümmerte, lässige Körperhaltung nicht zu verändern. »Meine Dankbarkeit ebenfalls. W is sen Sie, ich wäre durchaus bereit, für ein no m inelles Gehalt in einem Ihrer anderen Fil m e m itzuspielen, wenn Sie m i r m eine sechs Wochen gewähren. Und Sie brauchen na m hafte Darsteller… wo George, Krauß, Klopfer und Marian doch alle beschä f tigt sind.«
Der Produzent m usterte ihn m it s c hmalen Augen, dann schüttelte er den Kopf. »König, Sie sind das ein zi ge Pe rpe t u u m M ob il e, d as i ch kenne. Sagen Sie, ist Ihnen eigentl i ch klar, daß Sie m it d e m, was Sie als Schauspieler verdienen, reich sein könnten, wenn Sie nicht darauf bestünden, da m it Ihre Fil m e zu finanzieren ? «
»Darf ich das als ein Ja verstehen ? «
»Sie dürfen. Sechs W o c hen. Und kein Star außer Ihnen, ich habe nicht d i e A b sicht, bei diesem Fi l m Mammutgehälter für Sc h auspieler auszugeben. Ach, und König, der Bart da paßt vielleicht zu Macbeth, aber wenn wir Sie ei n en spani s c h en Sti e rkämp f er spielen lassen, dann rasier e n Sie sich i h n ge f ällig s t ab, verstan d en?«
Das sollte wohl die Hierarchie wieder herstellen, dachte R obert, der nicht über m äßig an seinem neuen Bart hing. Es war in e rster Linie ein Experi m ent, um älter auszusehen und zu versuchen, den Enfant-terrible-Ruf, der ihm noch im m er anhing, endlich loszuwerden.
Ehe er sich verabschiedete, erkund i gte er sich noch beiläufig, wie es m it Reisen nach Fra n kreich aussehe.
» W aru m ?« fragte der P roduzent so fo rt m i ßtrauisch. »Das einzige, was derzeit in Frankreich gedre h t w erden darf, sind Dokumentarfil m e über den Sieg im Westen und Wochenschauen. Falls Sie irgendwelche extravaganten Vorstellun g en von ausländischen Drehorten haben…«
»Nicht für m einen Film, keine Sorge. Ich dachte nur, falls Sie eine Stierka m pfgeschichte planen, dann hätten Sie Südfrankreich oder Spanien im Sinn.«
»Nichts da. Die Leute wollen Filme, die im Ausland spielen, aber gedreht wird hier bei uns. Auslän d ische Extra v aganzen k ö nnen wir uns nicht m ehr leisten, selbst wenn kein Krieg wäre.«
Soviel zu seiner vagen Hoffnung, b e ruflich nach Frankreich reisen zu können. Er hatte für Käthe Brod n i e so viel empfunden wie Carla, aber er hoffte inbrünstig, daß sie rechtzeitig außer Landes gelangt war.
»Sie«, unterbrach der Produzent seine Gedanken, »würde m a n ohnehin nie in Frankreich drehen lassen. Nichts für ungut, König, aber Sie gelten nicht als hundertprozentig zuverlässig, und jetzt, wo Sie geschieden sind, traut m an Ihnen durchaus zu, einen Abstecher über die Pyrenäen zu m ach e n. Und wir wollen doch nicht einen unserer na m h a f ten Darsteller verlieren, nicht wahr ? «
Die W eltausstellung 1940 in New York wurde am 22. Oktober eröffnet. Unter anderen U m ständen hätte Carla s i e wohl auch besucht, doch diesmal t r ieb sie all e s andere als kultu r elle Be f lisse n heit oder intelle k t uelle Neugier zu dem Pavillon, der dem britischen Mandatsland Palästina gewid m e t war. Sie befand sich aus beruflichen Gründen in New York. Seit Looking for Greta hatten sich weitere Engage m ents für das Theater ergeben, m it d e m Ergebnis, daß sie nun, soweit es die Kritiker anging, e i ne m erkwürdige Doppelexistenz führte. In H ollywood drehte sie weiterhin einträgliche Fil m e für Universal der let z te w a r F rankensteins Tochter gewesen und in New York etablierte s i e sich als ei n e der gefragtesten Darstellerinnen für bissige Komödien. Man war sich immer noch nicht ganz sicher, ob m an sie ernst neh m en konnte, aber m an ging in die
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