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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Frauen m eines Bekanntenkreises wirklich die radikalste. Oder wird Ihnen immer schlecht, wenn Sie einen von den Braunen reden hören ? «
    Käthe verz o g das Ge s i cht. »Ich w ü nschte, es w äre so. Aber es war ein Zufall, m ehr nicht.«
    »H m «, machte Dr. Gold m ann m it hochgezogenen Augenbrauen, und sie lächelte, ehe ihr bewußt wurde, daß sie im Begriff s t and, sich in ein freundschaftliches Gespräch m it d e m irritierenden Dr. Gold m ann, d e m für seine Affären b e kannten Dr. Gold m ann und nicht zuletzt dem f risch ver h eirat e ten Dr. Gold m ann einzulassen.
    »Finden Sie das Ganze nicht sehr bedrückend?« fragte sie, abrupt wieder ernst geworden.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das geht vorbei. Nach dem heutigen Tag wird selbst Kahr diese Partei verbieten m üssen, und in ein, zwei Jahren ist sie vergessen.«
    »Aber die Menschen…«, begann K ä the und verstum m te. Das war es, was sie bela s tete. Zw eifellos hatte er rec h t, soweit es d ie Nazis anging, doch wenn die L e ute ihnen heute bei dem Versuch, die Republik zu stürzen, so bereitwillig zujubelten, würden sie auch den nächsten P u tschisten unterst ü t zen.
    » W ir sind eine Republik ohne Republikaner«, sagte sie laut und erschrak vor der Klarheit, in der sie das m it eine m mal erkannte, »und in Bayern noch nicht ein m al das.«
    Dr. Gold m a nn hatte gerade einen Wagen erspäht und sie nicht gehört. Als sie auf der Rückbank saß e n, erkundigte er s i ch, was sie gesagt habe. Käthe sah aus den Augenwinkeln eine Litfaßsäule m it einem Plakat, dessen riesige Überschrift sie lesen konnte, »Prokla m ation«, aber nicht m ehr. Ihr Begleiter wiederholte seine Frage.
    »Meschugge«, sagte sie. »Die W elt ist m eschugge.«
     
    Sowie Heinrich Fehr m i tgeteilt wur d e, es sei ge p l ant, Philip p s Onkel Herbert Dientzenho f er die Braut zum Altar führen zu lassen, änderte er seine Taktik und bestand darauf, es selbst zu tun. D ann k a m ein Telegramm aus München, das ihn fast dazu brachte, so f ort sei n e Koffer zu p acken, ehe ein zweites T elegramm ihn in dieser Hinsicht wieder beruhigte, was bedeutete, daß die Auseinandersetzung u m den Gang zum Altar erneut began n . Am Abend vor ihrer Hochzeit war seine ältere Tochter m it ihren Nerven am Ende.
    Carla lag m it angezogenen Knien im Bett, ab e r ihre Augen waren weit offen, als Marianne den Raum betrat und nach einem vorsichtigen Blick auf die kleine Sophie zu ihr huschte.
    »Das ist eine schlechte Haltung, g a nz und gar nicht gut für deinen Rücken«, sagte Marianne auto m atis c h, ehe sie anfing zu weinen. Sie schä m t e sich unsäglich; seit der Scheidung ihrer Eltern hatte sie sich nicht m ehr so sehr gehenlassen wie in den letzten W ochen, und nun suchte sie Trost und Hilfe bei einem Kind. Doch es gab sonst nie m anden, der verstand, w as sie belastete; alle anderen glaubten, es sei nichts weiter als der Streit, den ihr Vater angezettelt hatte. Selbst Philipp gegenüber brachte sie es nic h t fertig, von der Angst und d e m Schuldbewußtsein zu s p rechen, die sie quälte n … Besonders Philipp gegenüber nicht.
    Sie hatte sich be m üht, es zu b e ichten, das Gespräch an jenem Som m ernach m ittag und den Tod je n e s vulg ä ren, törichten M ädchens, der ihm ge f olgt w a r. A ber i h r B e i c htvat e r be gr i f f nicht, w orauf sie hinauswollte, und ein zweites Mal hatte sie den Versuch nicht ge m acht. Nun lebte sie zu allem anderen auch noch im Stand ungebüßter Sünde. In den vergangenen Jah r en hatte sie sich wieder und wieder gesagt, daß sie sich Dinge einbildete, daß es nur eine Kette von Zufällen gewesen war, und d a m it Erfolg gehabt, bis sie ihre kleine Schwester wiedersah u nd entsetzt erkannte, daß sich Carla eine Reihe von Manieris m en zugelegt hatte, die zu zwei toten Frauen gehörten.
    Eigentlich war es unmöglich, daß sie überhaupt etwas von Angharad aufgeschnappt hatte, doch die Art, in der sie ihre Hände bewegte, die spöttische W eise, in der sie m it Philipp gesprochen hatte, das rief in Marian n e unwiderste h lich das Bild der Frau wach, die ihrer Mutter das Herz gebrochen hatte. Doch ihr Gang und die Angewohnheit, ein völlig n aiv e s, unschuldiges Gesicht zu m achen, während sie die beleidigendsten Dinge sagte, das geh ö rte zu Anni. Be m erkte ihr Vat e r das eigentlich nicht?
    Es wäre verführerisch leicht gewesen, Carla wegen dieser die Vergangenheit heraufbeschwörenden I m itationen zu grollen,

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