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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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gingen, trat eine Sän g erin auf, die kaum m ehr als ein Trikot trug und in einer dunklen, rauchigen Stimme in einem G e misch aus Deutsch, Franz ö sisch und Englisch C hansons sang, während sie auf dem Klavier saß und ein als Neger gesch m inkter Mann a u f den Tast e n kli m perte. In d e r näc h sten i m itierten zw e i Ko m i ker Ebert und Noske, und als sie fertig w aren, entpuppte sich Noske zum Ergötzen der Zuschauer als Frau. Danach kam ein Zauberer an die Reihe, was R obert d azu veranlaßte, sich m it Carla näher an den Rand des kleinen Podests zu d r ängen, um d i e Tricks des Mannes besser beobachten zu können. Das f i el dem Zauberer auf, und er bat sie als Freiwilli g e auf die Bühne. Als er ihnen zwei Zyli n der in die Hände drückte, m achte sich Carla auf eine Taube oder ein Kaninchen gefaßt; beides kannte sie von Robert schon. D och was sie aus d e m Hut zog, nachdem der Zauberer ein Tuch darüber gelegt hatte, war kein Tier, weder ein lebendiges noch eines aus S t off. Sie hielt einen Büstenhalter in der Hand, und die Zuschauer begannen zu johlen und zu pfeifen. Es war d i e n euersc h affen e , gewandelte Carla, die, statt zu erröten, wartete, b i s das Johlen s i ch etwas gelegt hatte, und dann laut sagte: »Zu klein.«
    Dies m al dauerten das Lachen und die Pfiffe e rheblich länger. Robert zwinkerte ihr zu, dann zog er seinerseits die Hand unter dem Tuch hervor und präsentierte etwas, das wie ein langes Gum m idreieck aussah.
    »Nicht groß genug«, verkündete er, und das Gelächter ging von vorne los. Dann streckte er d i e andere Hand aus und klopfte d e m Zauberer auf die Schulter, m achte ein überraschtes Gesicht und zog aus dem Kragen des Mannes den groß e n, sa m t enen Beutel hervor, in dem die Zylinder gesteckt hatten.
    »Aber das könnte passen!«
    Während sie sich ge m einsam verbeugten, etwas, das sie so selbstverstän d lich taten, a ls hätten s ie es verabredet, flüsterte der Zauberer ihnen zu, sie sollten auf ihn war t en, und entließ sie dann m it ausgebreiteten Ar m en von der kleinen Bühne. Als sie auf den Barhockern saßen, holte das Geschehen sie e i n, und sie begannen zu kichern.
    »O Gott«, japste Carla, während ihr Tränen in den Augen standen.
    »Die Hohencre m er Z i m t zicke würde sterben, wenn sie das gesehen hätt e !«
    »Aus Enttäuschung, weil es nicht genug war ? « fragte Robert, und sie prusteten erneut. Bis der Zauberer zu ih n en k a m , h atten sie sich beruhigt und taten so, als würden sie die Blicke, die ei n i ge der Barbesucher ihnen zuwarfen, nicht be m erken.
    »Na, ihr beiden Hübschen ? « fragte der Mann, nahm sich einen der Hocker und rückte ihn zwischen sie. »Scheint, als hätte ich glatt zwei Kollegen erwischt. W i e lang seid ihr denn schon im Geschäft ? «
    »Sechs Jahre«, erwiderte Robert wie aus der Pistole geschossen, und Carla fügte hinzu: » W ir sind a l s Kinder im Zirkus aufgetreten.«
    Der Zauberer schaute sie m it e i ner Mischung aus Skepsis und Belustigung an. »Und jetzt ? « fragte er gedehnt.
    Carla zog ihre Stirn in kumme r volle Falten. »O Bobby«, seufzte sie, »er hat noch nie von den Algossaras gehört.«
    »Und ich dachte, Sie hätten uns erkannt«, sagte Robert geknickt.
    » W ir m üss e n uns doch einen besseren Agenten suchen.«
    Der Mann lachte, stellte sich als Herbert Dahnke vor und rief d e m Bar m ann zu, er solle ihnen drei m al Korn bringen. Er glaubte ihnen die Geschichten offensichtlich nic h t, die sie ihm in i m m er größerer Geschwindigkeit erzählten, aber er ließ durchblicken, daß sie ihn hervorragend unterhielten.
    »Und was geschah dann in der Par i ser Hotelsuite des Schahs von Persien ? «
    » W ir dachten ja, er wäre hinter m einer Schwester her«, sagte Robert, Carla zuvorkommend, »aber in W i rklichkeit war ich sein auserwähltes O pfer. Also wurde nichts aus dem Dia m antenhalsband und der Einladung an den persischen Hof.«
    Herbert Dahnke m usterte sie beide von oben bis unten, dann sagte er: » T ja, ich wüßte auch nicht, welchen von euch ich neh m e n würde.«
    Dies m al war Carla sch ne ll e r. » W arum nicht beide ? «
    »Ja«, entgegnete Dahnke a m üsiert. »Warum nicht ? «
    Das schwebende, prickelnde Gefühl, das ihr der ungewohnte Alkohol verliehen hatte, schwand etwas und m achte einer leichten Ernüchterung Platz. W as, wenn der Mann das ernst m einte? S i e nahm sich zusa mm en und v e rzichtete darauf, Robert einen hilfesuchenden Blick

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