Unter Den Augen Tzulans
nutzte der Mann und tat so, als würde er sie nicht länger halten können.
Er stolperte über den Besen, ließ sich nach vorne fallen, seine Finger öffneten sich. Die nervösen Pferde stoben nach allen Richtungen davon.
Die Wachen fluchten und machten sich an das Einfangen der Vierbeiner, ein Soldat verpasste dem Liegenden einen wütenden Tritt in die Seite. »Idiot!«, brüllte er ihn an, dann half er seinen Kameraden.
Grinsend schaute Hetrál zu, wie sich die Leibwachen des Kabcar als Pferdefänger versuchten. Es wurde höchste Zeit, die Lunte anzuzünden.
Er hörte, wie die Tür der Amtsstube geöffnet wurde, und als er den Kopf drehte, befanden sich unmittelbar vor seinen Augen die metallbeschlagenen Spitzen schwerer schwarzer Reitstiefel, die zusätzlich mit Nieten besetzt worden waren.
Seine Blicke wanderten an einer schwarzen Lederrüstung mit lamellenhaft angeordneten, silbernen Metallstücken hinauf. Miteinander verflochtene Kettenringe schützten die Arme des Trägers vor Schlägen, die Hände steckten in groben Lederhandschuhen. An seinem Waffengürtel baumelten ein Morgenstern und eine Axt.
Der Oberkörper des Unbekannten beugte sich nach unten, die Finger schlossen sich wie Klauen um den Mantelaufschlag und zogen den Gestürzten mit einer Leichtigkeit auf die Beine, als würde der kräftige Mann nichts wiegen.
Hetrál schaute in ein ausdrucksloses, hohlwangiges Gesicht, das von einem Dreitagebart geziert wurde. Offene schwarze Haare hingen wie nasse, gewellte Fäden vom Schädel herab, hinter den Schlitzen des eigenartigen Augenschutzes, den man normalerweise bei Wanderungen über sonnenbeschienene Schneeflächen trug, glühte es rot. Den Turîten befiel eine ungefähre Ahnung, wem er da eben gegenüberstand. Und eine immense Angst.
»Findest du das etwa besonders spaßig?«, krächzte Hemeròc.
Hetrál bekämpfte die aufsteigende Furcht. Gegen diesen Gegner würde er ebenso wenig etwas ausrichten können, wie das damals beim Kabcar der Fall gewesen war.
»Jetzt hat es ihm die Sprache verschlagen«, höhnte das Wesen, das nur äußerlich einem Menschen glich. »Geh an deine Arbeit, bevor ich dir den Kopf abreiße.«
Unsanft schob er den vermeintlichen Knecht zurück, der nach hinten taumelte und erneut über den Besen stürzte, dieses Mal aber unabsichtlich. Ein leises, metallisches Klingen ertönte, als das hervorgerutschte Kurzschwert gegen einen seiner Wurfstäbe schlug.
Eilig rappelte der Meisterschütze sich auf und rannte davon, um sich an der Hatz nach den Pferden zu beteiligen. Er spürte förmlich, wie das rote Glühen seine Bewegungen verfolgte.
Hetrál schnappte sich das erstbeste Reittier und zerrte es in die Stallungen. Kaum war er dort angekommen, ließ er die Zügel Zügel sein, griff sich den abgestellten Bogen und sprintete zur Sprengladung.
Schnaufend vor Anspannung und Anstrengung, fummelte er mit einer Stahlreibe und einem Feuerstein herum, um die Zündschnur anzubrennen. Der Feuerstein versagte jedoch seinen Dienst.
Innerlich fluchend lief er zur Sattelkammer, wo er solche Utensilien zu finden hoffte. Der Zeitplan musste schon lange überschritten worden sein. Zu seiner großen Erleichterung wurde sein banges Hoffen erfüllt. Er trat mit einem neuen Feuerstein aus der Kammer heraus und lief zum Strohhaufen.
»Stallbursche«, krächzte es direkt hinter ihm, »lass mich sehen, was du da machst.«
Fiorell lugte um die Ecke des Gangs in den abendlichen Innenhof, in dem sich die absonderlichsten Szenen abspielten. Drei Dutzend tobende Männer rannten hinter Pferden her, die sich einen Spaß daraus machten, ihren Verfolgern im letzten Moment durch einen schnellen Galopp zu entkommen.
»Das ist zwar eine nette Ablenkung, aber nicht die, die wir vereinbart hatten«, sagte der Hofnarr über die Schulter nach hinten. »Wir müssen es trotzdem wagen. Wenn wir es nicht gleich versuchen, dann schaffen wir es nie.« Er ordnete die Uniform, der Duellist zog sich das Barett tiefer in die Stirn, Stoiko legte eine Hand an den Griff des Säbels. »Also, los.«
Im Gänsemarsch trottete die Truppe über den Hof, Fiorell mahnte in echter Wächtermanier lautstark etwas mehr Geschwindigkeit an.
Sie passierten die Amtsstube des Hauptmanns, als die Tür aufflog.
Der Ehebrecher blieb erschrocken stehen, geistesgegenwärtig trat der Hofnarr dem Mann in den Hintern und trieb ihn vorwärts. Er hatte erkannt, dass der Ranghöchste sich um das Durcheinander auf dem Hof kümmern wollte.
»Was
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