Unter Den Augen Tzulans
sicheren Ort in Ulsar«, beruhigte der Hofnarr und nahm eine Flasche mit Wasser unter der Bank hervor, aus der er einen tiefen Schluck nahm. »Von dort sollen sie selbst entscheiden, was sie tun möchten. Am besten wäre es natürlich, wenn sie sich dem Widerstand anschließen würden, was ich stark annehme«, meinte er. »Entsprechende Kontakte sind bereits hergestellt. Auch wenn ich nicht ganz weiß, wie ein Ehebrecher uns von Nutzen sein könnte. Hetrál wird folgen, sobald seine Verletzungen einigermaßen verheilt sind.« Er grinste. »Entweder Ulldrael der Gerechte hasst ihn, dass er ihn jedes Mal mit dem Leben davonkommen lässt, oder er liebt ihn über alles.«
»Danke für meine Befreiung.« Soscha war eingeschlafen, behutsam zog Stoiko eine Decke über den Körper des Mädchens. »Wegen mir hättet Ihr Euch die Umstände nicht machen müssen. Aber sie ist unsere wohl aussichtsreichste Waffe im Kampf gegen Nesreca. Sie kann Magie sehen. In Dingen und in Menschen.«
»Na, das ist doch eine Zugabe, die sich lohnt.« Fiorell lachte leise, um sie nicht zu wecken.
»Wohin reisen wir?«, wollte der ehemalige Vertraute des Kabcars wissen und fuhr sich durch den Schnauzer.
»Wir haben eine ganz schöne Strecke vor uns, die nicht ohne Gefahren auskommt«, erklärte der Hofnarr. »Wir werden mit dem Schiff den Repol hinab bis nach Serusien fahren. Von dort wird es weiter nach Ilfaris gehen, wo ihr an einen sicheren Ort gebracht werdet.« Er spähte nach draußen. »Wenn man angesichts der Helfer des Konsultanten von ›sicher‹ sprechen kann. Und danach bereden wir mit dem Pralinigen alles Weitere. Soscha wird uns eine große Hilfe sein. Perdór lässt die Cerêler schon an der Erforschung der Magie arbeiten, aber bisher ist noch nichts wirklich Neues dabei herausgekommen.« Seine Augen ruhten auf dem Gesicht der Schlafenden. »Das wird sich hoffentlich nun ändern.«
Stoikos Antlitz nahm einen abwesenden Ausdruck an. »Er hat gesagt, dass wir nicht aufgeben sollen. Niemals.« Er erinnerte sich an die letzten Worte des Schweigers.
»Bitte?«, meinte der Spaßmacher irritiert.
»Der Mann saß zusammen mit den anderen und mir mehr als fünf Jahre in dem Trakt und hat nicht ein einziges Mal zu uns gesprochen«, erläuterte er dem Hofnarren seine Gedankengänge. »Und dann flüchtet er mit uns, stellt sich der Axt in den Weg, die mich zweifelsohne getötet hätte, und übermittelt mir die Worte des Gerechten.« Sein Blick wanderte zu Boden. »Nicht einen einzigen Satz in all den Jahren, und dann spricht er von Ulldrael. Wurde er von ihm geschickt?«
Fiorell wiegte den Kopf hin und her. »Ich würde sagen, er bekam die gerechte Strafe für seine Tat.« Stoiko machte ein fragendes Gesicht. »Der Schweiger, wie Ihr ihn nanntet, hat seine Frau und seine vier Töchter im Alkoholrausch umgebracht, wenn die Akten stimmen, die wir gefunden haben.« Er kuschelte sich in eine Ecke der Kutsche. »Wenn es Euch interessiert, wir haben uns die Finger wund gesucht, um Euch aufzustöbern. In irgendwelchen alten Archiven entdeckten unsere Spione Aufzeichnungen über einen besonderen Flügel innerhalb der Verlorenen Hoffnung. Die Namen derer, die dort verwahrt wurden, konnten wir nur schwer herausfinden, aber es gelang uns auf Umwegen. Anscheinend hatte Nesreca alle neueren Unterlagen vernichten lassen. Lediglich der Hauptmann und ein oder zwei Wärter kannten die Namen der Insassen.« Der Hofnarr grinste. »Es war eine unsägliche Arbeit, bis wir die Wachmannschaft im Laufe mehrerer Wochen alle besoffen gemacht hatten, um ihnen Informationen über den Nobeltrakt zu entlocken. Mal abgesehen davon, dass wir drei Jahre lang halb Tarpol nach Euch auf den Kopf stellten, bis wir entdeckten, dass Ihr Ulsar niemals verlassen hattet. Der Rest war einfach. Ein paar gefälschte Papiere, eine große Portion Kaltschnäuzigkeit und Verzweiflung.« Er gähnte und streckte sich. »Dass der Schweiger nun etwas von der Gnade Ulldraels faselte, nun ja, es trifft sich gut. Das gibt Hoffnung, auch wenn es nur Zufall war.« Er schloss die Augen.
Stoiko lächelte still. Er war völlig anderer Meinung und sich sehr sicher, dass der Schweiger tatsächlich eine Botschaft des Gerechten verkündet hatte. Auch wenn Ulldrael aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage war, direkt in die Geschehnisse auf seinem Kontinent einzugreifen, er bewies, dass er die nicht vergaß, die für das Gute einstanden. Das gab dem ehemaligen Mentor des Kabcar Mut und
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